Der dritte Tag der Fashion
Week war definitiv der wahnsinnigste. Obwohl ich mir den Wecker auf sieben Uhr
gestellt hatte und tatsächlich schon um sechs aufgewacht war, war ich trotzdem
viel zu spät zur Anja Gockel Show im Zelt unterwegs. So lange habe ich doch
garnicht gebraucht, um den Saum meines Kleides umzunähen! Ich weiß es nicht.
Bei Schneeregen und Gegenwind strampelte ich mit meinem undicht-zischenden
Hinterreifen den Columbiadamm entlang und war froh um jede Stunde, die ich mit
meiner Bootcamp-Trainerin verbracht hatte. Das Glück ist mit den Tapferen,
sagte ich mir immer wieder, und so war es dann auch. Mit klitschnasser Jacke
und dunkelrotem Gesicht stürzte ich in das Zelt, in DAS Zelt, bekam eine
Stehplatzkarte in die Hand gedrückt und begab mich in die Hände der
Platzanweiserinnen am Catwalk. Und sie meinten es gut mit mir. Nicht Stehplatz
war angesgt, sondern Frontrow und Goodiebag, direkt unter dem roten
Firmensignet von Anja Gockel. Manchmal wundere ich mich über mich selbst. Wie
hatte ich das denn nun wieder geschafft? Wobei der gesamte Tag in diesem Stil
verlaufen sollte.
Die Modenschau selbst, auf
die ich ja nun den optimalen Blick hatte, war opulent und farbenfroh, ein
drapiertes Outfit nach dem anderen schwebte direkt vor mir über den
Laufsteg, präsentiert von Damen wie Franziska Knuppe und Germany’s current
Topmodel Rebecca Mir. Sympatisch war, daß die Designerin auch Mannequins
jenseits der üblichen Altersgrenze ausgewählt hatte, womit sie bewies, daß man
ihre Mode in jedem Alter tragen kann.
(Ein lustiges Detail muß ich
noch erwähnen. In der aktuellen Ausgabe der ELLE kann man einen Test machen, um
herauszufinden, welcher Stil-Typ man ist. Extravagant und bohemian sei mein
Stil, man rät mir zu metallisch-futuristischen Paco-Rabanne-Outfits (ach?) und behauptet „Sie fahren mit dem Rad
durch den Schnee und essen keine Tiere.“ Das hat mich dann doch beeindruckt.)