Düsseldorf als Ausgangspunkt der digitalen Kunst
Dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt ist, in Düsseldorf ein ganz den digitalen Künsten gewidmetes Festival zu begründen, hat sich in den insgesamt vier Tagen der „digitalen düsseldorf“ (Link) deutlich gezeigt. Denn auch wenn die Stadt dank Kraftwerk und Nam June Paik als Ursprungsort der elektronischen Musik und Kunst gilt, liegt sowohl die Gründung der weltweit bekannten Musikgruppe als auch Nam June Paiks Tätigkeit an der Kunstakademie Düsseldorf doch schon einige Jahre zurück. Anstatt in die Vergangenheit zu blicken ist es notwendig, den zeitgenössischen digitalen Strömungen Düsseldorfs eine Plattform zu geben und sie in all ihrer Vielfältigkeit und Aktualität zu betrachten. Und noch etwas wurde im Rahmen des Festivals klar: es besteht aktuter Redebedarf. Denn zwischen Fortschritt, kühler Perfektion und technischer Klarheit auf der einen Seite und einer latenten Angst vor der geheimen Übermacht des Digitalen und all seiner Begleiterscheinungen auf der anderen Seite steht der Mensch, der offensichtlich noch einige Fragen zum Thema hat.
Da
ich selbst noch keinen digitalen Doppelgänger habe, konnte ich leider
nur einen Teil der unendlich vielen Konzerte, Performances und
Ausstellungen sehen, die im Rahmen des Festivals
stattfanden. Aber dank der digitalen Vernetzung kann man die
einzelnen Elemente ja auch noch im Nachhinein betrachten, zumindest im virtuellen Raum.
digitale
subtilitäten im onomato
Den Auftakt der „digitalen“ machten am Abend des 3. Novembers die Brause, damenundherren, die Galerie W5sieben und der onomato Videokunstverein. Die Macher des onomatos (Link) hatten mich eingeladen, noch
einmal meinen Kurzfilm „surveillance souterraine“ (Link) zu zeigen, den
ich vor zwei Jahren Rahmen des onomato-Stipendiums gedreht hatte. Zu
sehen waren im onomato insgesamt fünf Arbeiten, die sich auf der Schnittstelle
zwischen digital und analog bewegten, Kurzfilme bzw.
Animationsarbeiten von Rimma Aslarnow, Norbert Kraus, Igor Kirin, Gul
Ramani und mir. In einem anschließenden Gespräch zum Thema
„digitale subtilitäten“ bettete Axel Grube, Gründungsmitglied
und Betreiber des onomato-Verlages, das Digitale in einen ethisch -
philosophischen Diskurs ein. Dabei ging es u.a. auch um die Frage, ob
die menschliche Moral in naher Zukunft von einem Logarithmus abgelöst
wird. Ich kam nicht umhin, den digitalen Fortschnritt energisch zu
verteidigen, da er doch zunächst einmal die Umsetzung so vieler
künstlerischer Ideen ermöglicht, die ohne das Digitale bzw.
Elektronische nie in Erscheinung treten würden. Bisher ist es doch
immer noch der Mensch, der die Maschine lenkt und noch hat der T1000
(bekannt aus dem Film „Terminator II“ von James Cameron aus dem Jahr 1991) die
Weltherrschaft nicht übernommen, insistierte ich. Auch mein Gegenpol war unter den Gästen vertreten und diskutierte mit: die typische ältere Dame, die aus Angst davor, von unsichtbaren Mächten
ausspioniert zu werden, keine E-Mails empfängt. Frauke
Berg, die nach dem Gespräch zusammen mit Anja Lautermann und dem
gemeinsamen Musikprojekt „studium:stadt“ im onomato auftrat,
brachte schließlich den treffenden Begriff des „Digitalen als
Kulturtechnik“ ins Spiel. Das
Digitale, das wurde an diesem Abend klar, wird noch lange Zeit
Anlass für Diskussionen bieten.