Dieser Blog ist dem Material gewidmet, der Konstruktion, der Technik, der Opulenz und der Schönheit, dem Spektakulären, Aufregenden, Anekdotischen, den kleinen Details und dem großen Gesamteindruck, der Bewegung, der Farbe, dem Vergangenen und der Zukunft.
Not only was the Rathauscenter in Ludwigshafen designed as a multi-functional building complex, also the incorporation of art was important for Werner Ludwig, at that time the mayor of the city, and Ernst vam Dorp, the architect of the building. As the city of Ludwigshafen has decided to demolish the Rathauscenter, I started researching about the whole topic in order to show the building in its art historical context.
The Israeli artist Yaacov Agam plays a core role in the history of the Rathauscenter. In the late 1970 he created a piece of art for the Rathauscenter and at that time he also created a large fountain for the Défense in Paris. In summer I made a skirt that refers to Agam's kinetic sculptures. With this skirt I travelled to Paris and visited the fountain. I wish the citizens of Ludwigshafen could see the colours of the fountain, shimmering in the sunlight and set in motion by the warm wind – and relate all this to their Rahauscenter. This video is part of my interdisciplinary art project about the Rathauscenter in Ludwigshafen and will be continued.
Agam in Ludwigshafen Leverkusen Paris Video 2022 Text, voice, camera, sound, editing, costume: Julia Zinnbauer
For a long time there was rumours that the city of Ludwigshafen would demolish their town hall, a large multi-functional building complex, the Rathauscenter. As it has always been an important and very popular landmark of the industrial city, I somehow never believed that one day the Rathauscenter would really be demolished. In addition to that, I do not live in this area any more, so I simply did not know what was going on. And suddenly, on the last day of December 2021, when I visited my parents in Frankenthal, my mother told me that the Rathauscenter had actually been closed, right on this day. So on January 5th I went on a cycling tour from Frankenthal, where I grew up, to Ludwigshafen, which is about 12 kilometers away, to take some photos. It was the first cycling tour of a long series that is still going on. By taking photos I accompanied the Rathauscenter through the year. In this way I got to know its details and even more – I whitnessed how it reacts to the light, the seasons and the atmosphere.
I am documenting my fascination for the Rathauscenter on my new Instagram account, including all my trips, my research and my fascination:
Rückblick auf die Ausstellung im Stadtmuseum Düsseldorf
4. August 2019 - 15. September 2019
Ausstellungsansicht:
links: Das Case Study House #20 von Pierre Koenig; Foto: Julia
Zinnbauer (2009); rechts: Das Kleid für die autogerechte Stadt; hinten: Rauminstallation"Flugsimulator"
mit Projektion des Films "FLYOVER" (beides 2019)
In
der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte zwischen den
Vereinigten Staaten von Amerika und der Bundesrepublik Deutschland
ein reger architektonischer Austausch. Auch von Düsseldorf aus
flogen Architekten nach New York, Chicago und Los Angeles, um sich
mit modernen Gebäuden auseinanderzusetzen, sich Anregungen für
den Wiederaufbau ihrer zerstörten Heimatstadt zu holen und um einen
ideellen Anschluss an das Bauhaus herzustellen. Umgekehrt reiste
beispielsweise der Architekt Richard Neutra von Los Angeles aus mit
seinen Entwürfen an den Rhein und ins Bergische Land. Neuerungen
wie Konzepte für Großraumbüros und Einkaufszentren gelangten auf
diese Weise nach Düsseldorf und vor allem die Idee des
kalifornischen Bungalows wurde dort begeistert aufgenommen.
Die
Ausstellung FLYOVER handelte von den architektonischen
Zusammenhängen zwischen Düsseldorf und Los Angeles in der
Nachkriegszeit, sie war aber auch dem optimistischen Glauben an die
Moderne gewidmet und der Sehnsucht nach dem Glamour des
Jetset-Zeitalters.
Für
meine Ausstellung reiste ich nach Los Angeles und drehte dort einen
Film, in dem ich meine Besuche verschiedener Gebäude Richard
Neutras dokumentierte. In
dem so entstandenen Film kommt unter anderem auch Dion Neutra zu
Wort, der Sohn des Architekten, der mich in dessen Reunion House und
das VDL Research House in Los Angeles Silverlake einlud und mir von
der langjährigen Zusammenarbeit mit seinem Vater und der
Entstehungsgeschichte dieser und weiterer Häuser berichtete. In
Düsseldorf besuchte ich den Architekten Walter Brune, der mir seine
Bungalowentwürfe und sein Verhältnis zu Amerika und zum Bauhaus
erklärte.
Dies
und was das alles auch mit der Düsseldorfer
Hollywood-Schauspielerin Luise Rainer zu tun hatte erfuhren die
Besucherinnen und Besucher ab dem 4. August 2019 im Stadtmuseum
Düsseldorf, wo ich unter dem Titel FLYOVER meine
Rechercheergebnisse in Form von Fotos, Videos, Texten und einer
Rauminstallation präsentierte.
Zur
Finissage der Ausstellung hielt Bazon Brock im Rahmen der Denkerei
mobil am Sonntag, dem 15. September einen Vortrag mit dem Titel:
“Re
- education durch Architektur. Wie die Amerikaner den Deutschen das
Senkrechtstehen beibringen wollten - Stahlskelettbau und
Charaktermasken“.
Die Ideen hinter der Ausstellung
Der
Ausstellungstitel FLYOVER bezieht sich auf den architektonischen
Austausch zwischen Düsseldorf und den Vereinigten Staaten von
Amerika in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, insbesondere aber auf
die Flüge zwischen Düsseldorf und Los Angeles, von DUS nach LAX
und zurück.
Tatsächlich
fand dieser Austausch in beiden Richtungen statt, und so flog der
junge Architekt Walter Brune, der gerade erst einen großen Erfolg
mit dem Entwurf der Zeche Prosper Haniel gefeiert hatte, bereits
Anfang der 50er Jahre nach Los Angeles, um dort Richard Neutra zu
treffen. Im Lauf seines Lebens reiste er immer wieder in die
Vereinigte Staaten, lernte Bauhaus-Architekten wie Mies van der Rohe
kennen und arbeitet jahrelang zusammen mit Marcel Breuer in New York.
Walter
Brunes Erfahrungen in Los Angeles lassen sich am Entwurf seines
eigenen Bungalows ablesen, dem Barbarahof in Düsseldorf Rath,
zusammen mit der große Begeisterung des Architekten für das
Bauhaus, sowie an den folgenden elegant-funktionalen,
minimalistischen Wohnhaus-Entwürfen Walter Brunes.
Besuch bei Walter Brune in seinem Barbarahof in Düsseldorf Rath; Interview für den Film FLYOVER; Projektion in der gleichnamigen Ausstellung im Stadtmuseum Düsseldorf 2019
Auch
der Düsseldorfer Architekt Paul Schneider-Esleben ist dafür
bekannt, dass er immer wieder in die USA geflogen ist und Ideen und
Innovationen mit zurück nach Düsseldorf zu bringen. Seine Flüge,
zusammen mit seinem Entwurf für den Flughafen Köln-Bonn, brachten
ihm schließlich sogar den Spitznamen Schneider-Jetleben ein.
Umgekehrt
flog aber auch der Architekt Richard Neutra, der ursprünglich aus
Wien stammte und bereits 1924 von Berlin aus über Chicago nach Los
Angeles ausgewandert war, einige Male nach Düsseldorf. Im Jahr 1959
nahm Neutra am Wettbewerb um den Entwurf für das neue
Schauspielhaus teil, zu dem man ihn eingeladen hatte. Auch Neutras Teilnahme an dem Wettbewerb ist Thema meines Films FLYOVER.
FLYOVER - Der Film zur Ausstellung Kamera, Schnitt, Kostüm, Idee: Julia Zinnbauer Mit Walter Brune, Dion Neutra, Ken Topper, Julia Zinnbauer Düsseldorf, Los Angeles 2019
98 min.
Moderne Büro- und Einkaufsarchitektur in Düsseldorf
In
der Ausstellung FLYOVER geht es aber auch um den Einfluß der
modernen amerikanischen Architektur der Nachkriegszeit auf
Düsseldorf im allgemeinen. So spielt vor allem auch die Horten
Hauptverwaltung aus dem Jahr 1959 von Helmut Rhode eine Rolle, die
als erstes Gebäude des neu angelegten Büroviertels Am Seestern
und als erstes deutsches Großraumbüro nach amerikanischem Vorbild
entstand, sowie die Geschichte der Horten-Kachel nach einem Entwurf
des Architekten
Friedel Kellermann.
Video ASTEROIDA; Hortenkacheln aus Krefeld und Düsseldorf; der
Architekt Friedel Kellermann, der zusammen mit Helmut Rhode das
Architekturbüro RKW gründete, erklärt mir bei seinem Besuch in der
Ausstellung seinen Entwurf der Hortenkachel
ASTEROIDA Video Kamera, Schnitt, Kostüm, Idee, Performance: Julia Zinnbauer Düsseldorf 2014/2019 6.35 Min.
Der
Tausendfüßler
Der
Titel FLYOVER bezieht sich auch auf die elegante Hochstraße, die bis
zum April 2013 die Düsseldorfer Innenstadt überspannte, auf den
Tausendfüßler von Friedrich Tamms von 1961/62. Über den
Tausendfüßler schwebte man schwungvoll an der modernen
Vorhangfassade des Dreischeibenhauses vorbei und fühlte sich einen
Moment lang wie in einer amerikanischen Großstadt. Der
Tausendfüßler war ein typischer Flyover. Friedrich Tamms spielt
aber auch eine Rolle in der Geschichte um Neutra und das
Schauspielhaus.
Richard
Neutra lernte Tamms, der Ende der 50er Jahre im Stadtplanungsamt
tätig war, im Rahmen des Schauspielhaus-Wettbewerbs kennen. Die
schriftliche Korrespondenz zwischen den beiden Architekten befindet
sich heute in Los Angeles, im Archiv der UCLA. Tamms machte Neutra
mit u.a. auch mit dem Ehepaar Gabriele und Konrad Henkel bekannt, die
ihn mit dem Entwurf eine Bungalows beauftragten, der allerdings, wie
auch Neutras Theaterentwurf, nie gebaut wurde. Stattdessen
realisierte Richard Neutra schließlich zwei große Bungalowbauten in
Wuppertal, Haus Kemper und Haus Pescher.
Die
Ausstellung FLYOVER ist dem Tausendfüßler gewidmet sowie der
Tatsache, dass ich bis heute dessen Arbriß nicht verwunden habe.
Auch das „Kleid für die autogerechte Stadt“, das Teil der
Ausstellung ist, habe ich in meiner Begeisterung für den
Tausendfüßler entworfen und genäht.
Die
Geschichten hinter den Exponaten
Bei
all meinen Projekten geht es mir darum, die Schönheit und die
Atmosphäre außergewöhnlicher Bauten zu konservieren sowie deren
Geschichten und die ihrer Architekten und ihrer Bewohner zu
erzählen. Somit steht hinter jedem Exponat der Ausstellung FLYOVER
eine eigene Geschichte, wobei alle Exponate und Geschichten
ineinander greifen und zusammen ein Ganzes bilden.
Dabei
erzähle ich beispielsweise von der goldenen geodätischen Kuppel,
deren Fragment über der Ausstellung hängt. Das Kuppelfragment
soll an all die Gebäude erinnern, die im Geist der Moderne gebaut
wurden und heute schon nicht mehr existieren, so wie die goldene
Kuppel selbst, die Teil eines Freizeitparks war und auf die sich
meine Rauminstallation „Flugsimulator“ bezieht. Ich berichte von
den hellblauen Blusen, die die ursprüngliche Besitzerin eines
frühen Bungalows von Paul Schneider-Esleben im Lauf ihres Lebens
genäht hat und nicht zuletzt erzähle ich auch meine eigene
Geschichte, die damit beginnt, dass ich in einem typische Bungalow
aus den frühen 70er Jahren aufgewachsen bin, was meine gesamte
Weltsicht geprägt hat. Und ich erzähle auch von der Düsseldorfer
Hollywood- Schauspielerin Luise Rainer.
Luise
Rainer, Richard Neutra und Julius Shulman
Eine
architektonische Verbindung zwischen Düsseldorf und Richard Neutra
existierte tatsächlich schon lange vor dessen Teilnahme am
Wettbewerb um den Entwurf des Schauspielhauses, und zwar über die
Düsseldorfer Schauspielerin Luise Rainer. In den 30er Jahren
wanderte sie nach Los Angeles aus und gewann in zwei
aufeinanderfolgenden Jahren einen Oscar als beste Hauptdarstellerin.
Wie ich in Los Angeles herausgefunden habe, lebte sie dort in den von
Richard Neutra 1937 gebauten Strathmore Apartments auf dem Gelände
der UCLA.
Julius
Shulman fotografierte Luise Rainer und Richard Neutra damals in der
Wohnung der Schauspielerin. Dieses Foto ist, zusammen mit dem
Gemälde Arthur Kaufmanns von Luise Rainer aus der Zeit, bevor sie
nach Hollywood ging, ein Glücksfall für die Ausstellung FLYOVER.
Im
Jahr 1948 übernahm der Herausgeber John Entenza in Los Angeles die
Zeitschrift „Arts and Architecture“ und rief das so genannte
„Case Study House Program“ aus. Er rief Architekten dazu auf,
Entwürfe für Wohnhäuser einzureichen, die kostengünstig und
im Idealfall aus industriell hergestellten Materialen zu bauen sind.
Richard Neutra, das Ehepaar Eames und Pierre Koenig sind einige
Architekten, die an Entenzas Program teilnahmen. Heute betrachtet man
die Häuser, die im Rahmen des Case Study House Programs gebaut
wurden, als absolute Traumhäuser und als Ikonen der modernen
kalifornischen Architektur. Maßgeblich dazu beigetragen hat Julius
Shulman, der mit seinen perfekt komponierten Fotografien, die er
jahrzehntelang für „Arts and Architecture“ aufgenommen hat.
Architekten in Europa bzw. in Deutschland waren in der Nachkriegszeit
auf amerikanische Zeitschriften wie Entenzas Magazin angewiesen,
genau so wie auch Künstler und Galeristen. Insgesamt hatten Julius
Shulman und John Entenza einen großen Einfluß auf die Verbreitung
des Bungalow-Ideals in Deutschland und ich freue mich, dass über
Luise Rainer eine so schöne Verbindung zu Düsseldorf und zu
meiner Ausstellung besteht.
Pierre
Koenig: Case Study House #22, Los Angeles 1960; Foto: Julia Zinnbauer
2009
FLYOVER - Filmdreh in Düsseldorf und Los Angeles
Für die Ausstellung FLYOVER bin ich noch einmal nach Los Angeles gereist und drehte dort den Film FLYOVER, in dem ich meine Besuche verschiedener Gebäude Richard Neutras dokumentiere. Ich sprach mit Dion Neutra, dem Sohn des Architekten, der mich in das von seinem Vater entworfene Reunion House und in das VDL Research House in Los Angeles Silverlake einlud und mir von seiner langjährigen Zusammenarbeit mit seinem Vater und der Entstehungsgeschichte dieser und weiterer Häuser berichtete. In Düsseldorf besuchte ich den Architekten Walter Brune, der mir seine Bungalowentwürfe und sein Verhältnis zu Amerika und zum Bauhaus erklärte.
Herzliche Einladung zu der Ausstellung PROJEKT MAYHEM, die am Freitag, dem 03.06. 2022 im es365 um 18 Uhr eröffnet wird. Ich bin mit meiner Arbeit FRANCESCA SPERANZA mit dabei und lade Euch zusätzlich zum WHITSUN SCREENING ein, zu einem Kurzfilabend, den ich für die Ausstellung zusammengestellt habe.
Aufregend ist dabei, dass es sich bei den Gebäuden des es365 um ein sehr elegantes, ehemaliges Fiat Autohaus handelt. Ich würde mich freuen, Euch dort zu treffen.
Kurzfilme zusammengestellt von Julia Zinnbauer Pfingstsonntag, 05.06.2022, 21.30 Uhr – 24.00 Uhr
Mit Filmen von
Bella Stina Nodge Chris Dreier Dexia Defunct Gary Farrelly Gilles Hellemans Matt Hulse Julia Keppeler Ragnar Kopka Peter Lober Lada Wilson Julia Zinnbauer
Am kommenden Donnerstag, dem 19. Mai, schaltet der BDA Köln seine neue Internetseite BÖHMBAUTEN.de frei. In diesem Rahmen werde ich einen der Vorträge halten und lade Euch ganz herzlich zu der Veranstaltung in Köln ein.
19. Mai 2022, 19:00, Kirche St. Anna, Schadowstraße 36, 50823 Köln
Die Website BÖHMBAUTEN.de ist dem Lebenswerk Gottfried Böhms (* 23. Januar 1920 in Offenbach am Main; † 9. Juni 2021 in Köln) gewidmet, dem herausragenden Kölner Architekten, international anerkannt, vielfach ausgezeichnet und erster deutscher Pritzkerpreisträger.
Der BDA Köln um Anmeldung sowohl zur Abendveranstaltung am 19. Mai um 19:00 Uhr als auch zur Fahrradtour am 20. Mai um 15:00 Uhr unter: info@bda-koeln.de
Ausgehend
vom geplanten Abriss des von Ernst van Dorp entworfenen
Rathauscenters in Ludwigshafen setze ich mich seit Jahresbeginn mit
dem Werk des Bonner Architekten auseinander und arbeite an einen Film
darüber.
Das Rathauscenter will ich so in seiner kunstgeschichtlichen und
gesellschaftlichen Relevanz zeigen.
Am
BASF-Standort Ludwigshafen wurde 1979 das Rathauscenter eröffnet,
ein Komplex, der die (auch kulturelle) Infrastruktur eines ganzen
Stadtteils beinhaltete und von dessen Parkhaus aus man direkt auf eine Brücke über den Rhein nach Mannheim gelangte. Van Dorp studierte bei Egon Eiermann in Karlsruhe und bei bei Walter Gropius
in den USA. In Bonn schuf er Regierungsgebäude und Schulen, in Rio
die Deutsche Botschaft.
Der
Abriss des Rathauscenters ist in mehrerlei Hinsicht zu kritisieren -
bezogen auf die Bürger und deren Verlust des beliebten Gebäudes,
auf dessen architektonische Qualität und auf die Verschwendung
(grauer) Energie in Zeiten des Klimawandels.
Der
letzte Mieter im verlassenen Gebäude ist der Schuster Advar Tolu, der durch
seine Weigerung, auszuziehen seit Monaten den Abriss verhindert.
Mehrfahch habe ich ihn und seine Kunden interviewt. Seinen Widerstand dokumentiere ich fortlaufend.
Für
die Schriften und Ideen Oscar Wildes begeistere ich mich schon seit
meiner Jugend. Allerdings wäre der irische Dichter nie der
glamouröse, schlagfertige Schöngeist und Dandy geworden, als der er
heute bekannt ist, hätte er nicht ein nicht weniger spektakuläres
Vorbild gehabt – seine Mutter Jane. Ihr habe ich meine Arbeit
„Francesca Speranza“ gewidmet, ein skulpturhaftes Kleid aus
schweren Seilen.
Die
als Jane Frances Elgee im irischen Wexford geborene Dichterin war mit
ihrem selbstbewussten künstlerischen Auftreten in der Mitte des 19.
Jahrhunderts eine Ausnahmeerscheinung und inszenierte sich als
Nachfahrin Dante Aligieris und als irische Nationaldichterin. Nach
ihrer Hochzeit mit William Wilde firmierte sie unter dem Namen Jane
Francesca Lady Wilde und legte sich den Beinamen „Speranza“ zu.
Mit ihren Schriften und ihrer Selbstinszenierung hatte sie einen
großen Einfluss auf das Werk ihres Sohnes, trat allerdings zunehmend
hinter dessen Arbeiten in den Hintergrund. Ich betrachte Jane Wilde
als eine frühe Performancekünstlerin, die zu Unrecht vergessen
wurde.
Im
Jahr 2019 habe ich an einem Künstleraustausch zwischen Wuppertal und
Wexford teilgenommen (STEADY SMILE MOVE in der Camera 8 und Here/There), der im September 2021 mit einer
Ausstellung in der Stadtsparkasse Wuppertal und der Galerie Grölle
passprojects fortsgesetzt wurde (Link). Meine Idee zu dem Kleid für
Jane Wilde basiert auf meinen Besuchen in ihrer Heimatstadt sowie
meiner jahrzehtelangen Begeisterung für Oscar Wilde.
Das
Kostüm besteht aus 100 Metern Seil, die ich dunkelgrau gefärbt, in
Schlingen und Knoten gelegt und mit Draht verbunden habe. Auf diese
Weise entstand eine transparente, skulpturale, rauhe Konstruktion,
die auf dem Gemälde „Sidonia von Bork“ des Präraffaelitischen
Malers Edward Burne-Jones basiert. Jane Wilde hatte den Schauerroman
von Wilhelm Meinhold aus dem Jahr 1847, den das Gemälde illustriert,
aus dem Deutschen ins Englische übersetzt und damit großen Erfolg
gehabt. Die Geschichte handelt von einer für ihre Zeit sehr
emanzipierten, mutigen Frau, die wie Jane Wilde für ihre
Überzeugungen kämpfte und schließlich scheiterte. Aus diesem Grund
habe ich die Zartheit Burne-Jones' Gemälde in eine brachiale Form
umgesetzt.
Vom
20. 11. 2021 bis zum 22. 01. 2022 ist „Francesca Speranza“ in der
Galerie Grölle passprojects in Wuppertal zu sehen, als Teil der
Gruppenausstellung <<N>>, in der zeitgenössische
textile Kunst gezeigt wird (Link).
The story behind the short short film „Dusk is Falling“ by the PINHOLE COMPUTERS, i.e. Matt Hulse and me, is mysterious and complex and I am incredibly happy that on December 11th it was shown at the Swedenborg Film Festival in London.
In January 2021 I spent several days on taking photos of a supermarket in Frankenthal, the town where I grew up. The supermarket dates back to the early seventies and the whole construction was clearly influenced by the rational architecture of American supermarkets of that time. In spite of – or to be honest: due to this functionality the building bears its very own elegance.
I wrote a text about the building, translated it into English and Matt Hulse turned my text into a poem. In spring Matt took part in a performance festival curated by Leon Clowes at the Round Chapel
in London. The short film „Dusk is falling“ captures me performing the
poem live and remotely from Düsseldorf, beautifully filmed by Matt
Hulse and you can see some of my photos of the supermarket, „shimmering
warmly against the cold blue winter sky“.
I was so excited about the invitation to the Swedenborg Society that I made a William Blake dress for myself and painted Titania and Oberon sitting on a large lilly on the dress. Swedenborg had an important impact on Blake's work and therefore Blake playes a core cole in the Swedenborg Society.
Das Ende der Moderne, herausgegeben von Dr. Karin Berkemann, mit einem Foto der Zeilgalerie von Dieter Leistner
„Julia Zinnbauer beschreibt das Bauwerk in ihrem Beitrag
so anziehend, dass man auch den Schmerz um den
plötzlichen Verlust mit der Autorin unbedingt teilen kann.“
Auch wenn seit einigen Jahren das allgemeines Bewusstsein für die Architektur der Nachkriegszeit zunimmt, geraten sehr viel neuere Gebäude, wie z.B. das Stadthaus in Mannheim aus dem Jahr 1991, bereits jetzt schon in Gefahr, abgerissen zu werden.
Dank
der Iniziative der Betreiber des Online-Magazins moderneREGIONAL
konnte das Stadthaus vor kurzem gerade noch gerettet werden, die 1992
eröffnete Zeilgalerie in Frankfurt wurde 2016 jedoch bereits
abgerissen.
Die
von Prof. Rüdiger Kramm entworfene Einkaufgalerie, die in nicht
weniger als einer spektakulären, begehbaren kinetischen Plastik aus
Glas, Licht und Stahl bestand, hat mich von Anfang an fasziniert und
meine Begisterung für moderne Architektur maßgeblich geprägt.
Aus
diesem Grund war es mir wichtig, für die Online-Tagung des Magazins
moderneREGIONAL mit dem Titel „Das Ende der Moderne?“, das einen
umfassenden Überblick über die Architektur der 90er Jahre in
Deutschland bot, einen Beitrag über die Zeilgalerie zu verfassen.
Das
Symposium fand am 23. Juli 2021 statt, im November des Jahres kamm
dann im Urbanophil Verlag eine opulente Tagungspublikation mit dem gleichen Titel heraus.
Ich
freue mich sehr, das auf dem Titelblatt des Buches eine Fotografie
von Dieter Leistner zu sehen ist, der Anfanfg der 90er Jahre den
gesamten Bau und schließlich auch das fertige Gebäude der
Zeilgalerie dokumentiert hat.
In
meinem Text beschreibe ich das umfassende künstlerische Konzept
hinter der Zeilgalerie, aber auch, wie ich im Jahr 2016 kurz vor dem
Abriss noch einmal kurz in das Gebäude gelangt bin und ein letztes
Foto von der mittlerweile stark veränderten Zeilgalerie gemacht
habe.
Im
Sommer 2020 war ich als Artist in Residence in der MERZ Gallery in
Saquhar, Schottland, und habe mich dort mit der Architektur Peter
Womersleys beschäftigt („TheArchitecture of Peter Womersley in the Scottish Borders“),
aber auch mit den typischen britischen Telefonzellen, dem Modell K6
von Sir Giles Gilbert Scott (z.B. in meinem Video „Phonebox Postcards“).
Die Begeisterung für rote Telefonzellen teile ich mit der Künstlerin
Lada Wilson, die eine Galerie in einem Exemplar der K6 in
Strathkinnes betreibt, in der Nähe von Dundee und St. Andrews.
Lada
Wilson verbrachte ebenfalls einige Zeit als Artist in Residence in
Sanquhar und zusammen haben wir verschiedene Viedos und Performances
umgesetzt, in denen es um Telefonzellen geht. Auch das Exemplar aus
dem 80er Jahren, das in Sanquhar steht und zum ältesten Postamt der
Welt gehört, das noch in Betrieb ist, spielte dabei eine Rolle.
Der
Kurzfilm "Multi-mullti-multi-La-da-da", der nach Ladas Idee
im Crawick Multiverse entstand und den ich gedreht und geschnitten
habe, hat einen Bezug zum Modell K6, und zwar in Form des Kostüms,
das Lada sich für ihre Performance entworfen und genäht hat. Das
Crawick
Multiverse
selbst ist eine von dem postmodernen englischen Architekte Charles
Jencks gestaltete Kunstlandschaft, die verschiedenen
Planetenkonstellationen gewidmet ist.
Lada
reichte unser Video für die 123rd Annual Exhibition of the Society
of Scottish Artists in der Royal Scottish Academy ein und zu meiner großen Freude wurde es für
die Ausstellung ausgewählt, zusammen mit dem Video „Out of my Box“
von Matt Hulse. Kuratiert von CUTLOG, einem Verein zur Förderung
schottischer Videokunst, waren unsere Videos vom 30. Oktober bis zum
23. November als Teil der Installation „Essential Travel“ in der
Royal Scottish Academy in Edinburgh zu sehen.
From left to right: Julia Zinnbauer, Mayor David Stevens, Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, Matt Hulse
After David Stevens, the Mayor of Reading/Berkshire, Düsseldorf's English twin city, had signed a first brick in early September, as part of the HEXAGON Project Matt Hulse and I are working on, we were very happy about the invitation to a reception at the townhall of Düsseldorf by Dr. Stephan Keller, the Mayor of Düsseldorf. As part of the 75th anniversary of the founding of North Rhine-Westphalia, on Ocotber 4th 2021 Mayor Stevens signed the golden book of the city of Düsseldorf. In this context and to the great pleasure of Matt Hulse and me, Dr. Stephan Keller signed a brick from Düsseldorf for us. Matt had transported the brick signed by Mayor Stevens all the way from Reading to the reception at the townhall of Düsseldorf, so the two mayors could be photographed together with the two bricks. Thereby, a new tradition of brick signing came into being and only one month later Rachel Eden, the current Mayor of Reading, signed a third brick.
Me,
wearing the HEXAGON Cape, together with Matt Hulse and the Mayor and
Mayoress David and Alison Stevens after our final presentation on the
Düsseldorf Way in Reading (the photo was taken by my
self-timer)
From
August 4th to August 21st, together with the British artist and
filmmaker Matt Hulse
I was invited to stay in the space of the Jelly
Reading as artists in residence. So our stay at the art association
which is located in Broadstreet Mall, right next to the HEXAGON,
lasted from my own until Matt's birthday. During our stay in the
post-war modernist architectural buildings Matt and I did a lot of
research and prepared our interdisciplinary film project about
HEXAGON Reading.
On
September 4th
we returned to the Jelly to give a final presentation of what we had
achieved during our residency. We showed our own photos together with
archive material we had found in the library and the HEXAGON, the
Cape I had made, that was related to the architecture of the
multi-finctional venue and above all we presented our video “There
is a Place” (Link) that we shot in the architecture around the
HEXAGON. To our great delight, the Mayor of Reading, David Stevens,
and his wife Alison took part in our final presentation, which
ultimately led to the idea of the international brick exchange,
respectively the brick signing.