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Julia Zinnbauer; aus dem Kurzfilm "Dimmi dove vanno"
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Artist
Statement
Ausgangspunkt
all meiner Ideen und Projekte ist meine Begeisterung für
Architektur, Mode und Sprache. Insgesamt ist es mir ein Anliegen, die
Schönheit und Atmosphäre außergewöhnlicher Gebäude zu
konservieren und zu transportieren, indem ich ihre Geschichten
erzähle sowie die ihrer Erbauer und Bewohner. Dazu gehört auch
meine seit Jahren andauernde Architekturrecherche.
Im
Rahmen meines Gesamtkonzepts setze ich meine Ideen in Kostümen,
Texten, Videos, Fotografien und Performances um und verfolge dabei
immer einen Interdisziplinären Ansatz. Auf diese Weise greifen die
einzelnen Elemente meiner Arbeiten ineinander und verbinden sich zu
einem Ganzen.
Die
Auseinandersetzung mit der Architektur ist für mich eine Form der
Weltaneignung, da sich in den Gebäuden selbst verschiedene
Kunstformen miteinander verbinden und ich mich der Architektur in
ihrer Gesamtheit wiederum durch verschiedene Methoden und Medien
nähere. Ich bin fasziniert davon, wie sich im Entwurf eines
Gebäudes Fragen der Kunst, Technik und der Funktionalität treffen
und das Bauwerk eingebettet ist in das soziale Gefüge einer Stadt,
bis hin zum einzelnen Bewohner und seinem individuellen Verhältnis
zu dem Haus in dem er lebt bzw. arbeitet.
Bei
meinen fortwährenden Architekturrecherchen ist mir wichtig, mich
mit den theoretischen und kunsthistorischen Hintergründen
auseinanderzusetzen, aber auch die Architekten und Bewohner der
Gebäude selbst vor Ort zu besuchen und Interviews mit ihnen zu
führen. Ich bin fasziniert davon, auf diese Weise Einblicke in die
Ideen und Leben ganz unterschiedlicher Charaktäre zu erhalten und
in ihre ganz individuelle Sicht auf das Schöne. Dabei eint all
meine Interviewpartner und -partnerinnen eine Begeisterung für die
Gestaltung von Räumen. Die Interviews, die ich führe, fließen
sowohl in meine Filme als auch meine Texte ein. Einerseits geht es
mir um die Gebäude und ihre Geschichte selbst, andererseits aber
auch um die Straßen, die dort hinführen, um die Verkehrsmittel,
die ich bei meinen Recherchen nutze, die Leute, die ich unterwegs und
in den Gebäuden treffe, ihre Sprache, ihre besonderen lokalen
Redewendungen etc. Häuser betrachte ich immer in ihrem
städtebaulichen, sozialen, lebendigen Kontext.
Um
die verschiedenen Kunstformen, derer ich mich bediene, miteinander zu
verbinden sowie meine Recherchen zu dokumentieren und auch zu
inszenieren, sehe ich in der Videokunst das ideale Medium. Bei meinen
Videos und Filmen ist es mir wichtig, selbst mitzuspielen und alle
konzeptionellen und möglichst auch alle technischen Aufgaben zu
auszuführen. Diese Herangehensweise, bei der ich verschiedene
Rollen sowohl vor als auch hinter der Kamera selbst übernehme,
erlaubt mir eine große Unabhängigkeit und verleiht meinen
Projekten eine direkte Unmittelbarkeit. Ich mache mich alleine und
mit relativ einfachem Equipment auf den Weg und trete als
Einzelperson dem Gesamten gegenüber.
Die
Kostüme, die ich für meine Videoarbeiten und Performances
entwerfe und anfertige, beziehen sich meist auf die darin gezeigte
Architektur. Neben den Recherchen und Expeditionen, die ich in meinen
Videos und Fotografien dokumentiere, geht es mir immer auch darum,
mich durch meine Kostüme und die Architektur, die ich thematisiere,
selbst zu inszenieren. Auf meiner Suche nach dem ultimativen
Sehnsuchtsort erfinde ich mich immer wieder neu, als Astronautin,
Geheimagentin oder Actionheldin, bleibe meiner Rolle als
Kunsthistorikerin dabei jedoch immer treu. Durch meine jahrelange
Selbstinszenierung bin ich als Figur untrennbar mit meinen Projekten
verbunden und erscheine als wiederkehrendes Element in all meinen
Arbeiten – in Fotos, Videos und Performances. Anhand der Geschichte
der Häuser, die ich besuche, erzähle ich letztendlich auch meine
eigene Geschichte. Meine Interviewpartner haben häufig selbst eine
Tendenz dazu, mithilfe von Architektur und Mode ihr Leben als
Gesamtkunstwerk zu inszenieren bzw. ein gesamtes Paralleluniversum zu
schaffen, in dessen Zentrum sie selbst als Kunstfigur stehen. In
diese Inszenierungen klinke ich mich mit der Inszenierung meiner
eigenen Figur und Geschichte mit ein.
In
meinen jüngeren Projekten setze ich meine Videoprojektionen
zunehmend in Bezug zu den Räumen, in denen ich meine Arbeiten
präsentiere und schaffe eine narrative Szenographie durch die
Verbindung von Videos, Artefakten und Rauminstallationen.
In
der Zeit, in der ich in der Bildhauerklasse von Professor Thomas
Grünfeld an der Kunstakademie Düsseldorf studierte, habe ich
meinen Blog www.scissorella.de gegründet, auf dem ich seitdem über
Mode, Kunst und Architektur berichte. Neben den Texten, die ich für
meinen Blog und für meine Videoarbeiten schreibe, verfasse ich
Beiträge für Design- und Kunstmagazine und für den Kulturteil
der Westdeutschen Zeitung Düsseldorf. Die Geschichten, die ich
erlebe und schreibe und die auf meinen Recherchen basieren, nähren
sich mehr und mehr an sich selbst, verdichten und perpetuieren sich
kontinuierlich.In meiner ganz persönlichen Heran- gehensweise will
ich in meinen Texten und Videos auch das Opulente, Flirrende,
Anekdotische transportieren, das jenseits reiner Kunstgeschichte
liegt, das Große und Ganze jedoch nicht weniger zusammenhält.
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Das Kleid für die Autogerechte Stadt,
Installationsansicht bei der Ausstellung NEUE HEIMAT in der
galerie weisser elefant, Berlin im Mai 2016
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Zu meinen Texten über Architektur, insbesondere die der Nachkriegsmoderne, geht es hier entlang:
Architekturberichte Über
das künstlerische Konzept, das das hinter meinem Blog und meinen
Arbeiten steht, hat der Kunsthistoriker Dr. Thomas Hirsch 2016 einen
umfassenden Text geschrieben:
Soweit es nicht anders angegeben ist, stammen die Fotos und Texte auf www.scissorella.de von mir.
Auf meiner
Instagram-Seite erfährt man zudem alles über meine aktuellen Recherchen und Projekte.
Artist
Statement
All
my projects and ideas originate in my enthusiasm for art,
architecture and language. I
aim at preserving and transporting the beauty and the atmosphere of
extraordinary buildings by telling their stories and those of their
builders and their inhabitants. This
also includes my ongoing architectural research.
I
am fascinated by seeing how art, technology and functionality meet in
the design of a building and how it is embedded in the social fabric
of a city, even with regards to the single inhabitant and his or her
individual relation to the house they live or work in. In my research
it is therefore important for me to deal with the theoretical and
art-historical backgrounds, but also to visit the architects and
inhabitants of the buildings and to record interviews with them.
These interviews are essential for my films as well as for my texts.
In
the context of my overall concept I implement my ideas in the form of
texts, videos, photos and costumes and I always take an
interdisciplinary approach. In this
way the individual elements of my work intertwine and merge into a
whole. In my video works, in which I document and also stage my
research, it is important for me to carry out all conceptual and
technical tasks myself, which gives my projects great immediacy and
independence.