„FLYOVER“
im Stadtmuseum Düsseldorf: Künstlerin Julia Zinnbauer zeigt in ihrer
Ausstellung, wie sich hiesige Architekten nach dem Zweiten Weltkrieg von
kalifornischen Baumeistern inspirieren ließen.
Frau Zinnbauer, als es nach dem Zweiten Weltkrieg darum ging, Düsseldorf wiederaufzubauen, flogen Architekten wie Paul Schneider-Esleben oder Walter Brune nach New York, Chicago oder Los Angeles, um sich dort anregen zu lassen. Was trieb sie in die Vereinigten Staaten?
Durch den Zweiten Weltkrieg wurde die gesamte Entwicklung der Moderne in Deutschland, die bereits so weit fortgeschritten war, unterbrochen und das Land war jahrelang kulturell isoliert. Nach der Schließung des Bauhauses in Dessau (1932) und in Berlin (1933) wanderten Architekten wie Mies van der Rohe und Walter Gropius nach Amerika aus, setzten ihre Arbeit und ihre Lehrtätigkeit u.a. in Chicago und Havard/Cambridge fort und verfeinerten dort in den folgenden Jahren ihre Ideen. Diese Konzentration des architektonischen Fortschritts in den Vereinigten Staaten veranlasste nach dem Krieg zahlreiche junge deutsche Architekten, nach Amerika zu reisen, um etwas über modernes Bauen zu lernen. Auf diese Weise gelang es ihnen aber auch, einen ideellen Anschluss an das Bauhaus herzustellen.
Walter Brune ist einer dieser Architekten, die immer wieder nach Amerika reisten und so die Bauhaus-Architekten dort kennen lernte. Über Jahre hinweg arbeitete er dann eng mit Marcel Breuer zusammen. Die Begesiterung, mit der Düsseldorfer Architekt heute noch vom Bauhaus spricht zeigt, wie sehr er von den Idealen der Moderne durchdrungen ist.Tatsächlich wurden aber auch ganze Architekten-Bildungsreisen organisiert, wie z.B. durch die Deutsche Aluminiumzentrale. Auf diese Weise gelangte z.B. die Idee der Vorhangfassade nach Deutschland.
Eine große Rolle spielten zu dieser Zeit auch amerikanische Fachzeitschriften, sowohl in der Kunst als auch in der Architektur und auch Bauherren informierten sich auf diese Weise. Der junge Walter Brune las damals amerikanische Architekturzeitschriften und wandte sein so erworbenes Wissen über modernes, funktinoales Bauen beim Entwurf der Zeche Prosper Haniel in Essen an, die ein großer Erfolg wurde. Daraufhin flog er zu ersten Mal nach Amerika, um sich die Architektur vor Ort anzuschauen und lernte in Kalifornien Richard Neutra kennen.
In dem Bungalow, den er schon zu Beginn der 50er Jahre in Düsseldorf für sich selbst baute, vereinen sich seine eigenen Ideen mit seiner Begeisterung für das Bauhaus und den Erfahrungen, die er mit der Architektur des „Mid-Century-Modernism“ in Kalifornien gemacht hat. Zudem ist das Gebäude ein ganz frühes Beispiel für ein Wohnhaus mit Flachem Dach in der Nachkriegszeit.
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Pierre Koenig: Stahl House, Los Angeles 1959 (Foto: Julia Zinnbauer 2009) |