Meine Woche in Berlin habe ich vor allem dazu genutzt, jeden Tag stundenlang mit dem Fahrrad durch die Stadt zu fahren, um mir einige Gebäude anzuschauen. Und selbst wenn ich mich verfuhr, entdeckte ich immer wieder spektakuläre, mir bisher unbekannte Bauten. Allerdings wurde mir dabei auch wieder das große Problem bewusst, das in Berlin herrscht, und zwar besteht dort offensichtlich kaum Verständnis für den Wert des architektonischen Bestandes der Stadt und deren besondere baugeschichtliche Situation.
Ein wichtiges Ziel auf meiner Liste war das Bürogebäude des evangelischen Konsistoriums im Hansaviertel aus den Jahren 1968 -71, das von den Architekten Georg Heinrichs und Hans-Christian Müller stammt. Zunächst fällt einem die straffe scharfkantige Form des Gebäudes ins Auge, die auf den Y-förmigen Grundriß zurüchzuführen ist, zusammen mit der riesigen mattglänzenden Aluminiumfläche der Fassade. Wie eine Skulptur erhebt sich der Bau über der Spree, und tritt man näher an das Werk heran, so erkennt man, wie durchdacht dessen gesamtes Konzept ist und wie die einzelnen Elemente und Materialien aufeinander abgestimmt sind. Der gesamte Baukörper ist mit massiven Aluminiumplatten überzogen, die Fenster in den schweren Metallrahmen lassen sich wie bei Schiff vertikal nach außen kippen und die Rundungen der Fenster und Fassadenplatten wiederholen sich im Schwung der Treppengeländer. Eingelagert sind die matten Aluminiumelemente in schwarze Gummistreifen, wobei das schwarze Gummi sich auch im Belag der Außentreppen wiederfindet.
Man denkt, daß hier die Zukunft begonnen hat, aber offensichtlich ist so etwas wie Zukunfts-Optimismus aus der Mode geraten. Das Konsistoriums-Gebäude soll so bald wie möglich abgerissen werden und einer Blockrand-Bebauung weichen. Weitere Informationen und Kommentare zum geplanten Abriß befinden sich auf der Baunetz-Seite (Link). Bei Architekten für Architekten kann man eine Petition gegen den Abriss unterschreiben
Das Problem ist dabei, daß man niemals genügend Unterschriften erlangen wird, da das Gebäude einfach zu unbekannt ist, obwohl der Architekt Henrichs an so markanten Punkten wie dem Märkischen Viertel beteiligt war und von ihm auch die Wohnanlage Schlangenbader Straße in Berlin stammt.
Ich bin ratlos und entsetzt wenn ich mir vorstelle, wie hier aus purer Unbildung und Geldgier wertvolles Kulturgut vernichtet wird und würde mich sehr freuen, wenn Ihr ebenfalls die Petition unterschreibt.