MODE KUNST ARCHITEKTUR

Dieser Blog ist dem Material gewidmet, der Konstruktion, der Technik, der Opulenz und der Schönheit, dem Spektakulären, Aufregenden, Anekdotischen, den kleinen Details und dem großen Gesamteindruck, der Bewegung, der Farbe, dem Vergangenen und der Zukunft.

Freitag, 24. Juni 2011

Letzte Fahrt zum Betriebshof Am Steinberg

Das Bild oben werden wir so nie wieder sehen: nach 103 Jahren wird der Straßenbahn-Betriebshof in Düsseldorf Bilk geschlossen und die rot-weißen Bahnen aus den Siebzigerjahren werden nach Krakau verkauft. Am Sonntag hatten wehmütige Düssldorfer die Möglichkeit, noch einmal mit den Bahnen zum Steinberg zu fahren und sich die wunderschönen Hallen anzuschauen, die in Zukunft als Ateliers genutz werden sollen. Zugegebenermaßen drängte sich mir vor allem eine Nutzung als Laufsteg auf, damit würde Düsseldorf Berlin in puncto Fashonweek wirklich Konkurrenz machen und ich würde mich mit meinem Jung-Label gerne dafür zur Verfügung stellen.
      Über den Verlust der Bahnen bin ich wirklich sehr traurig, geht damit doch wieder ein typisches Stück Düsseldorf verloren. In Polen ist man da einfach schlauer und ich wünsche unseren Bahnen noch ein langes Leben und gute Fahrt.
     Was den weiteren Verbleib der Hallen betrifft, so steht ein Straßenbahnmuseum zur Debatte, was sich natürlich anbietet. Die Alternative der Künstlerateliers, die in besonderem Maße ehemaligen Kunstakademie-Studenten zugutekommen würden, finde ich als Betroffene natürlich super, frage mich allerdings jetzt schon, wem man charmante Komplimente und Präsente machen muß, um auf die Warteliste gesetzt zu werden.
     Am Sonntag waren zudem Straßenbahnfans aus ganz Deutschland angereist und flankierten mit Fotoapparaten, Videokamaras und Stativen den gesamten Weg zum Hauptbahnhof. Zum Streetstyle ist zu sagen: wetterfeste Adventure-Jacken, bequemes Schuhwerk für langes Ausharren an Straßenkreuzungen, bequeme robuste Jeanshosen und Tornister für Ausrüstung und Schnittchen. So hat jede Subkultur ihren Stil, auch die Gruppe der Tramway-Spotter (s.Abb. unten).

Donnerstag, 23. Juni 2011

Skidmore Owings & Merril: Das ehemalige Amerikanische Generalkonsulat, Düsseldorf - Sunbeam in the Glasshouse

Am letzten Samstag lud der Verein 701 zu der Ausstellung "Sunbeam in the Glasshouse" in das ehemalige Amerikanische Generalkonsulat, das in der 50erjahren von Skidmore Owings & Merril in Düsseldorf gebaut wurde. In den 90erjahren wurde der Bau von den Ingenhoven-Architekten modernisiert, mit Fünfzigerjahres-Chrame muß der Besucher also nicht rechnen. Stattdessen erwartet ihn eine Gruppenausstellung, dessen Vernissage immerhin mit einem Festival der guten Laune aufgepeppt wurde, s. Abb. unten. Bis zum 17. Juli kann das Ensemble noch besichtigt werden, weitere Informationen gibt es hier: http://www.701kunst.de/.


Freitag, 17. Juni 2011

Die Stewardess

An Arbeitskleidung fasziniert mich, daß sie funktional ist, aber gleichzeitig auch ein bestimmtes Ideal transportieren soll, wie z.B. das Bild der Stewardess. Sie ist hübsch, charmant, hilfsbereit und repräsentiert die Seriosität und Sicherheit ihrer Fluggesellschaft. Begeistert von den gutaussehenden Flugbereiterinnen der frühen Jahre der Luftfahrt, wie sie uns auf PAN-AM-Plakaten entgegenlächeln, entwarf ich mir im Jahr 2003 eine dunkelblaue Uniform. Das von außen streng wirkende Damenkostüm überrascht im Inneren mit einem petrolfarbenen Futterstoff, auf dem neongrüne Flugzeuge ihrer gesteppten Flugroute folgen. Hierfür habe ich einen kleinen Flugzeug-Linolschnitt angefertigt.


Ich muß sagen, daß während meiner Zeit als Interkontinental-Flugbegleiterin die Flugangst auf den neongrün markierten Linien drastisch gesunken ist. Ob das das nun an der guten Laune lag, die ich auch während Turbulenzen und Notlandunge verbreitete, oder an den bunten Getränken, die ich von meinem Rollwagen aus verteilte, vermag ich heute nicht mehr zu sagen. Jedenfalls waren  das meine ersten Schritte in Richtung Weltraum.

 

Fotos: M.Zimmermann
Uniform: Scissorella

Sonntag, 5. Juni 2011

Flüssiges Silber

Während in Krefeld die Seide hergestellt wurde, die in der Modestadt Düsseldorf präsentiert und verkauft wurde und sich die Stoff-Fabrikanten Star-Architekten ins Haus holten, wie wir im letzten Beitrag gelesen haben, experimentierte zur gleichen Zeit in Paris die Modedesignerin Madelaine Vionnet mit geometrischen Formen und Drapierungen. Das Schrägschnittverfahren, das sie dabei entwickelte, also das Auflegen der Schnittmusterteile diagonal zum Fadenverlauf, gibt dem Stoff Elastizität und ermöglicht es ihm, den Körper der Trägerin weich zu umfließen.

Fasziniert von der unglaublichen Eleganz des Hauses Vionnet entwarf sich die damals noch junge Militärschneiderin, die unter dem Kommandonamen Frau Zett agierte, ein Abendkleid, das mit seinem metallischen Look an die allgemeine Maschinenbegeisterung der Zwanzigerjahre anschloß.


Als die modernen Architekten nach und nach das Land verließen, blieb ihr nichts übrig, als den Schiffen hinterher zu schauen und sich insgeheim auf neue Missionen vorzbereiten - die Luftfahrt. Fortsetzung folgt.

Fotos: M. Zimmermann
Kleid: Scissorella, 2002

Freitag, 3. Juni 2011

Mies van der Rohe: Verseidag-Gebäude in Krefeld

Nachdem Mies van der Rohe für die beiden krefelder Seidenfabrikanten Esters und Lange jeweils eine Villa gebaut hatte (Link), bekam er im jahr 1931 zusätzlich den Auftrag, für deren Weberei, den Vereinigten Seidenwerken AG, kurz Verseidag, ein Produktions- und Verwaltungsgebäude zu entwerfen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Veseidag-Werk stark zerstört und in den Siebzigerjahren stark umgebaut. Nach der Ernennung zum Denkmal im Jahr 1999 konnten die Gebäude schließlich in den ursprünglichen Zustand zurückversetzt werden.

Vor kurzem machte ich mich an einem sehr windigen Tag mit dem Fahrrad auf den Weg, um mir die Weberei-Anlage mal anzuschauen. Tatsächlich befinden sich die Verseidag auch heute noch in den Gebäuden, d.h. ein Großteil der Firma liegt gegenüber auf der anderen Seite des Girmesgarth. Um den restaurierten Kern der Anlage herum befinden sich diverse weitere Fabrikationshallen, die mittlerweile allerdings leer stehen. Es schien, als seien die Hallen erst kürzlich verlassen worden, hing doch noch eine Fahne der letzten Fußball-WM über allem. Immer wieder riß der Sturm die Wolkendecke auf und versetzte das Ensemble in gleißendes Mittagslicht, sodaß eine ganz merkwürdige Atmosphäre über Mies van der Rohes Industriebauten lag.