Es ist immer noch Tag drei der Fashion Week, langsam wird es dunkel und es beginnt zu regnen. Nach einem ereignisreichen Vormittag im Zelt am Brandenburger Tor, einem Abstecher zum Fashion Blogger Café und einem extrem ausgelassenen Nachmittag im Showroom von Matthias Maus (Mbrilliant) stehe ich stark euphorisiert an meinem Fahrrad und überlege, was wohl als nächstes passiert. Im Tempodrom soll die Michalsky StyleNite stattfinden. Die beinahe drei Stunden bis zum Showbeginn will ich nutzen, um die Lage zu eruieren, denn eingeladen bin ich zu dem spektakulären Event leider nicht. Über den leuchtenden Potsdamer Platz fahre ich zum Tempodrom - zu meinem Tempodrom, auf dessen Dach ich vor einiger Zeit Szenen für meinen Kurzfilm gedreht habe und von wo aus man die ganze Stadt und das ganze Universum sieht (Link). Es werden drei kalte Stunden, aber bis zum Schluß bin ich der Meinung, daß einem mit der entsprechenden Leidenschaft alles gelingt. Tatsächlich winkt mich die freundliche Dame am Presseschalter schließlich durch.
Die Damen vom Friedrichstadtpalast performten unter dem imposanten Dach der Architekten von Gerkan, Marg und Partner |
Ich bin völlig irritiert und kann dank der Kälte und des visuellen Overflows des Tages sowieso nichts mehr so richtig fassen. Man führt mich in den riesigen Innenraum, in dem sich schon die Prominenz versammelt hat. Unzählige Kameras sind auf den weißen Laufsteg gerichtet und von meinem Platz aus suche ich ein wenig optischen Halt an den Formen des riesigen Zelts, das sich über uns auftut. Die Zacken der Außenhaut werden im Innern durch ein parallel verlaufendes Streifenmuster betont, was die Konstruktion noch filigraner erscheinen lässt.
Die Musik setzt ein und damit ein Taumel aus Farben und Bildern. Eine Überraschung jagt die nächste, wobei die streng lineare Bühnenform mit den vier aufragenden Rückwandelementen allem einen schönen klaren Rahem gibt.
Damen in orangegemusterten Catsuits und Liebesgrüße-aus-Moskau-Mützen tragen Accessoires von Röckl vor, dazu performen Jessica 6 (man beachte den Bezug zu „Logan’s Run“), Frida Gold erscheinen ganz in Gelb und singen iher Hit, die C’est tout-Show folgt und schließlich betritt eine Dame die Bühne, die alle mit ihrem sirenenhaften Gesang in ihren Bann zieht: Marina and the Diamonds.
Damen in orangegemusterten Catsuits und Liebesgrüße-aus-Moskau-Mützen tragen Accessoires von Röckl vor, dazu performen Jessica 6 (man beachte den Bezug zu „Logan’s Run“), Frida Gold erscheinen ganz in Gelb und singen iher Hit, die C’est tout-Show folgt und schließlich betritt eine Dame die Bühne, die alle mit ihrem sirenenhaften Gesang in ihren Bann zieht: Marina and the Diamonds.
Erst im nachhinein erfahre ich, daß es die Damen aus dem Friedrichstadtpalast waren, die bei der Röckl-Show so charakteristisch ihre Beine geschwungen hatten.
Das grand finale ist Michalskys modischer Beitrag zum Thema LUST. Grau in allen Schattierungen wird dabei mit kräftigem Orange und Violett akzentuiert, in Anspielung die Leuchtreklame in Las Vegas und L.A. Dabei ist auch das momentan total angesagte Model Andrej zu sehen, der eigentlich ein Herr ist, aber gerne als Dame auftritt, in einer orangefarbenen Steiff-Pelzweste. Zum Schluß hören wir Harald Juhnkes Ode an Berlin und Michalsky verbeugt sich vor dem begeisterten Publikum. An der vierteiligen Bühnenwand erscheint der riesige Schriftzug LUST.
Völlig beeindruckt von diesem Gesamtkonzept begebe ich mich zur Aftershowparty, und wieder ist der Gipfel noch nicht überschritten, es geht weiter und weiter und weiter. Ich frage Michalsky nach einem Foto, flaniere ein wenig durch das Foyer, wo man sich bei Michalskys hauseigenem Lust-Cocktailgetränk amüsiert und Damen wie Franziska Knuppe begegnet, dann legt Tiefschwarz Platten auf. Architektur - Mode - Musik. Das ist keine schlechte Kombination. Michalsky begibt sich auf die Tanzfläche und ist mindestens so begeistert wie ich vom trocken-bollerigen Elektro-Knistern. Ich war bei diesem Tanz-Exzess schließlich froh, daß ich meine funkelnagelneue Spaceuniform so funktional konstruiert hatte, daß man die Jacke mittels Reißverschlüssen vom Kleid abtrennen kann.
Die Nacht dauert noch lange und so mancher Champagner
wird über die Theke gereicht. Ich weiß nicht, wie lange ich noch unterwegs war, aber das Ende der Fashion-Week-Abenteuer war noch längst nicht
erreicht.