Nach wie vor beeindruckt von Rolf Gutbrods Dorlandhaus (Link) habe ich mir in den letzten Wochen diverse weitere Gebäude des Architekten angeschaut, darunter auch seinen Beitrag zur Großwohnsiedlung Gropuisstadt im Süden Berlins. Dabei ist mir aufgefallen, wie sehr es Gutbrod gelungen ist, an jedem seiner Bauten seine typische Signatur unterzubringen, auch dann, wenn es sich um ein nicht ganz so glamouröses Projekte wie das luxuriös ausgestattete Dorlandhaus handelte.
In den Jahren 1962 bis 75 entstand im südlichen Teil des berliner Stadtteils Neuköln nach den Plänen von Walter Gropius eine Großwohnsiedlung, die kurz nach dssen Tod "Gropiusstadt" genannt wurde. Nachdem zunächst in Anlehnung an Bruno Tauts Hufeisensiedlung eine Bebauung des ursprünglichen Ackerlandes mit niedrigen Wohnhäusern und großangelegten Grünflächen geplant war, musste nach dem Bau der Berliner Mauer umdisponiert werden. Es folgte eine dichte Bebauung mit bis zu 30stöckigen Hochhäusern und allen Konsequenzen, die man üblicherweise mit den Satellitensiedlungen dieser Zeit verbindet und spätestens seit den 80erjahren verschlechterte sich das Image des Areals zunehmend.
Das eigentliche Problem erscheint mir bei Siedlungen wie der Gropiusstadt oder dem Märkischen Viertel gar nicht unbedingt nur im Leben in den Hochhäusern selbst zu bestehen, es ist auch die Abgeschiedenheit dieser Viertel von der eigentlich Stadt. Das Einteilen von Städten in Arbeits- und Wohnzonen hat sich nicht unbedingt bewährt. Den Architekten der Anlage muß man es jedoch zugute halten, daß es ihnen gelungen ist, das Thema Wohnhochhaus in zahllosen Variationen behandelt zu haben.
Gutbrods Gebäude stechen mit ihren charakteristischen Details deutlich aus der riesigen Menge an Hochäusern hervor. An den Balkonen und den kristallin wirkenden Dachaufbauten tauchen Gutbrods typische spitze Winkel auf und auch die Vordächer über den Eingängen haben mit ihren mehrfach geknickten Trapezformen Wiedererkennungswert.