Fotos von Christian Ahlborn
In einer öffentlichen Herrentoilette erwartet man so einiges, eine Wanderung durch die Dunkelheit, einzig geleitet durch filigrane Lichtbänder, die sich in Schwüngen und Wirbeln durch den unterirdischen Raum winden, vermutet man wohl nicht. Die Gruppe weltAusstellung (Link) lud nun zu diesem ganz besonderen Erlebnis in den düsseldorfer reinraum, eine ehemalige öffentliche Toilettenanlage unter dem Jahnplatz und sorgte damit beim Publikum gleichermaßen für Verwunderung und Überraschung. Bevor man den hinter einem Vorhang verborgenen Hauptraum betrat, bekam man zunächst entweder eine handelsübliche Schweißerbrille ausgehändigt oder ein modifiziertes Spezialmodell, Hauptsache, die Gläser waren möglichst dunkel. Dan begab man sich in einen scheinbar absolut dunklen Raum und verirrte sich alsbald in einem Labyrinth aus strahlenden Lichtbändern. Untermalt von knisternden Sounds hatte die gesamte Situation etwas Geheimnisvolles, Märchenhaftes, war man doch, auch durch das Unterirdische, ganz von der Außenwelt abgeschlossen.
Um so größer war die Überraschung, die man, getrieben von einer gewissen Neugier, beim Absetzen der dunklen Brille erlebte: alles war hell und klar und sachlich, von der Decke aus wurde man durch eine Kamera überwacht, die die Bilder zur Beobachtungsstation in den Nebenraum leitete und der geflieste Raum verstärkte das sich nun breit machende Gefühl zudem: man war Teil eines Experiments geworden.
Um das, was man man glaubte zu sehen, sichtbar zu machen, habe ich eines meiner Fotos nachbearbeitet. Alle anderen Fotos stammen von Christian Ahlborn, der seit Jahren die Aktionen und Installationen der Gruppe weltAusstellung dokumentiert. Um hier nicht gleich alles zu verraten, geht es erst nach dem Umblättern mit der nackten Realität weiter.
Meinen überraschten Gesichtsausdruck im Moment der Desillusion hätte Herr Ahlborn wohl nicht treffender darstellen können.