23 000 Besucher, über vierzig Museen und Off-Räume und eine Frühlingsnacht - diese Voraussetzung ergibt eine schier unüberschaubare Anzahl von Möglichkeiten, Erlebnissen, Eindrücken und Begegnungen, so dass man die Nacht der Museen 2013 kaum in einem Satz zusammenfassen kann. Die wie jedes Jahr langen Schlangen vor den Ausstellungsräumen und Museen jedenfalls beweisen, dass das Konzept der Veranstaltungsreihe ein großer Erfolg ist. Der Schlüssel zum ungebrochenen Erfolg der Museumsnächte liegt offensichtlich in dem schier riesigen Angebot, das es wirklich jedem ermöglicht, sich sein ganz eigenes individuelles Programm zusammen zu stellen.
Wie sich im Verlauf der
Nacht zeigte, war mein eigenes Programm beinahe eine Reise in meine
Vergangenheit. Entlang meiner Autobiographie fuhr ich mit meinem Fahrrad durch
die Stadt und staunte zunehmend, wie sich allzu Bekanntes mit Neuem verknüpfte
und ich zudem diverse Punkte, die schon lange auf meiner Liste stehen, mit
Leben füllten.
Meine erste Station war die Sonderausstellung im K 20, die Bildhauer der Kunstakademie
Düsseldorf. Für jemanden, der jahrelang selbst in einer der Bildhauerklassen
war, ist es schon ein wenig surreal, alle Bildhaureiprofessoren auf einmal vertreten
zu sehen. Da steht man vor der Arbeit seines eigenen Professors und alles kommt
einem merkwürdig logisch vor. Fotografieren durfte ich nicht, was die
Dokumentation der Museumsnacht bereits im letzten Jahr erschwert hat, und so
verweise ich auf meinen Bericht über Thomas Grünfeld von vor einigen Jahren (Link).
Im NRW-Forum |
Auch im NRW-Forum war das
Fotografieren nicht erlaubt, allerdings waren dort die Exponate, Fotografien
von Bryan Adams, so wie so hinter mehreren Schichten von Besuchern versteckt.
An die Fassade des Museums wurde eine Multimediashow der Techno-Combo Yello
projiziert, hinter dem Gebäude sah es aus, als hätte ein unbekannter Künstler eine Arbeit
installiert, die ebenfalls von grellbuntem Licht, Techno und Dynamik handelte.
Hinter dem NRW-Forum: Arbeit eines unbekannt Licht-Installations-Künstlers |
Kurz machte ich auch Station
im Schiffart-Museum, ist doch der Schlossturm auf dem Burgplatz eine echte
düsseldorfer Landmarke und das einzige, was vom namengebenden Schloß heute noch
übrig ist.
Im Schiffart-Museum: Jan Wellem betrachtet stolz seine silbern gespritzte Gira-Doppeslteckdose in der Vitrinenrückwand |
Museum Nummer vier versetzte mich dann vollends in Begeisterung: das Schmela-Haus von Aldo van Eyck. Der Architekt dieses allerersten als Galerie konzipierten Gebäudes Europas aus dem Jahr 1971 hatte sich lange Zeit auch mit dem Entwerfen von Spielplätzen beschäftigt. Weil er dabei auf die speziellen Bedürfnisse von Kindern einging und gleichzeitig seinem minimalistischen Stil treu blieb, erfreuten sich seine Anlagen einer so großen Beliebtheit, dass amsterdamer Eltern sogar an die Stadtverwaltung schrieben und mehr Spielplätze von Aldo van Eyck forderten. Im Idealfall fängt die ästhetische Erziehung eben im Sandkasten an.
Über die Ausstellung im Schmela-Haus folgt demnächst noch einmal ein eigener Artikel. |
Ein wichtiger Punkt auf meiner Düsseldorf-to-do-Liste war seit Jahren auch das Hetjens-Museum, das ganz dem Porzellan gewidmet ist. Stammt man wie ich aus Frankenthal, weiß man, dass man es dort, lange bevor man sich auf die Produktion von Scout-Schulranzen, Bodenbelag und KSB-Pumpen verlegt hat, im 18. Jahrhundert eine Porzellan-Manufaktur gab, für die Kurfürst Carl-Theodor großes Interesse hegte. Carl-Theodor hatte schließlich auch das Schloß Benrath in Auftrag gegeben und sich dort angeblich nur einmal blicken lassen. Vermutlich haben ihn die Rheinländer damals wegen seiner pfälzischen Satzmelodie ausgelacht und er ist brüskiert wieder nach Hause gefahren. Im obersten Stock und ziemlich versteckt fand ich im Hetjens-Museum schließlich das Frankenthaler Porzellan. Naja, Wertvolles stellt man ja auch nicht in den Durchgangsbereich.
Mittlerweile war es schon elf und ich wollte nun auf den Shuttle-Service um- steigen, der zu einer Museumsnacht ja un- bedingt dazu gehört. Ich stellte mein Fahrrad in Bilk ab und nahm den Bus nach Benrath. Wider Erwarten lag das Schloß ganz still in der klaren Nacht, die großen Besucherströme hatten sich offensichtlich auf die Innenstadt verteilt. Und so hatte der nächtliche Besuch im Museum etwas absolut Märchen- haftes. Man betrat das 1770 fertig gestellte Schloß durch die Kellergewölbe und glitt dann in Filzpantoffeln in weichen Bewegungen durch die mit rosa und grünem Stoff bespannten Räume. Im mittleren Kuppelsaal unterhielt ein Flamencosänger das Publikum und ich schwebte in zuneh- mender Trance durch die opulent ausgestatteten Zimmer. Dieses Filzpantoffel-Gleiten, das sollte man mal irgendwo einbauen, sinnierte ich, merklich betört von dem altmodischen Duft, den man offensichtlich in den Zimmer versprüht hatte. Eine nicht mehr ganz junge Dame kam kichernd an mir vorbei geschlittert und verlor taumelnd einen Pantoffel. Den anderen ging es also ähnlich wie mir.
Erzeugnisse aus Frankenthal in Benrath |
Um Punkt zwei Uhr morgens
erreichte ich schließlich das boui boui in Bilk, gerade rechtzeitig um kurz vor
Schluß noch einen Blick auf die weitläufigen Industriehallen zu werfen, die
künftig als Ateliers genutzt werden sollen. Jetzt, weit nach Mitternacht fand man
hier neben den Exponaten vor allem erschöpft wirkende Jugendliche vor.
Mindestens genau so
erschöpft radelte ich nach Hause und muß sagen, dass ich wohl in noch keiner
der vorhergegangenen Museumsnächte so viel gesehen habe.