Landesbetrieb
Information und Technik NRW - das klingt weder nach Abenteuer noch nach
Aufregung. Die Gegend entlang der Roßtraße, in der sich das Statistische Landesamt befindet, wirkt auf
den ersten Blick auch eher sachlich und nüchtern. Das Finanzamt Nord befindet
sich dort beispielsweise und gesellt sich zu verschiedenen Bürogebäuden und gepflegten
Mehrfamilienhäusern.
Inmitten
dieses ordentlichen Idylls sieht es jedoch aus, als habe sich knirschend und
krachend die Erde geöffnet und eine riesige rostige Maschine sei aus dem Boden
geschossen, installiert von einer fremden Macht, um von dort aus den gesamten
Planeten zu übernehmen. Weit ragt das rostig wirkende Monument über die
umliegenden Gebäude hinaus und wirkt in seiner strengen Form, seinen
stufenförmig ansteigenden unteren Geschoßen und seinen auf der Außenhaut liegenden
Lüftungsrohen und Treppen ausgesprochen brachial und technisch. Noch
geheimnisvoller erscheint das Gebäude zusätzlich dadurch, dass es nur über eine
Brücke zu erreichen ist. Es handelt sich dabei um das sechzehngeschossige
Gebäude von Gottfried Böhm für das Statistische Landesamt Nordrhein-Westfalen
aus den Jahren 1972 - 76, heute Landesbetrieb Information und Technik genannt.
Gottfried
Böhm ist vor allem für seine skulpturalen Betonbauten aus den Sechzigerjahren
bekannt, die oft einen Bezug zwischen dem Bestehenden und dem Neuen,
Zukunftsweisenden herstellen. In Velbert Neviges ragt inmitten der dicht
gedrängten Fachwerkhäuser des kleinen Ortes die riesige, scharfkantige
Betonform des Mariendoms auf, in Bonn Bad Godesberg, Rheinberg und Bensberg
gehen dagegen historisches Mauerwerk und moderne Betonformen nahtlos ineinander
über. Im Fall des Statistischen Landesamts schafft Böhm einerseits durch die
monumentale Form einen Kontrast zur Umgebung, andererseits aber auch durch die
großflächige Verwendung von Corten-Stahl, der für den rostig-oxydierten Look der
Fassade verantwortlich ist.
Wie
in Velbert Neviges (Link), wo der Pilger durch eine Platanenalle zur Wallfahrtskirche emporsteigt,
setzt Böhm auch in Düsseldorf Platanen ein, allerdings wachsen die Bäume auf
der tiefer gelegenen Ebene, auf der das Gebäude steht. Auf diese Weise befindet
sich das Statistische Landesamt inmitten eines Meeres aus Baumkronen, das man
nur über eine schmale Brücke überqueren kann.
Gottfried
Böhms Verwaltungsgebäude zeigt, dass man gerade besonders sachlich-rationalen
Themen wie dem Zählen, Ordnen, Katalogisieren und dem Auswerten von Statistiken
mit äußerster Phantasie entgegentreten kann und sollte.



