Christo, der seit Jahren den Titel des Verpackungskünstlers trägt, hat für seine neueste Installation das Prinzip des Verhüllens umgekehrt. Austragungsort des aktuellen Projekts ist der Gasometer in Oberhausen. Dessen riesige Leere inspirierte Christo dazu, eine Idee aufzugreifen, die er bereits im Jahr 1968 bei der documenta IV in kleinerem Rahmen umgesetzt hat: das Air Package. Anstatt den Gasometer zu verpacken wie vor Jahren den Reichstag, präsentiert Christo nun eine riesige aufblasbare Hülle, die den gesamten Innenraum des ehemaligen Gasbehälters einnimmt. Mit einer Höhe von neunzig und einem Durchmesser von fünfzig Metern trägt die riesige Skulptur aus sorgsam zusammengenähten Stoffbahnen und Luft ihren Namen zurecht: Big Air Package.
Nachdem Christo und sein langjähriger Leibfotograf Wolfgang Volz das Werk gestern im Rahmen einer Pressekonferenz eröffnet haben, ist das Big Air Package ab heute für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Pressekonferenz selbst lag bereits eine gewisse Inszenierung zugrunde, die einem Spannungsbogen folgte, der sich über mehrere Stunden hinweg zog, von mehreren Ortswechseln lebte und dessen Protagonisten Christo und Volz stets eine riesige Meute von Fotografen umringte. Zunächst wurden im dunklen Untergeschoß einige Fakten zur Konstruktion und Entstehungsgeschichte des Air Packages verkündet und auf die dortige Ausstellung hingewiesen, die Volz’ Fotografien von Christos mit dem Air Package verwandte Arbeiten zeigte. Man wolle hier keine Retrospektive zeigen, sondern lege Wert auf die Materialität der Objekte, deren Verbindung in ihrer Vergänglichkeit liege und dem immer wiederkehrenden Thema des Stoffs. Für das Big Air Package habe man 20350 Quadratmeter Stoff vernäht, nachdem man ausgiebig nach einem leicht transparenten Material gesucht habe. Interessant war dabei, dass sich bei der Konferenz eigentlich alle zu Wort meldeten, bis auf Christo, der einzig durch sein Alter Ego Wolfgang Volz kommunizierte.
Christo, Fotograf Volz |
Als alles gesagt war, erhob sich schließlich der Meister und man folgte ihm in einer Prozession nach oben, aus dem Dunkel des Untergeschosses in das klare Weiß des Luftpakets. Von oben drang Licht in den riesigen kühlen Raum, dessen Wände strukturiert waren durch die Nähte zwischen den Stoffbahnen und durch die Seile, die den gigantischen Luftsack von außen in Position hielten. Winzig wirken nun all die kleinen schwarzen Figuren, die Christo umringten und endlich ein Statement aus des Künstlers Mund erhofften. Dann endlich äußerte sich Christo zu seiner Arbeit und erläuterte kurz und bündig seine Herangehensweise. „I do not explain things, I do things.” Ihm gehe es um Form, Farbe, Material und Raum, schlicht um Schönheit. Die Leere des riesigen Raumes habe ihn inspiriert und er sei fasziniert von den unglaublichen Menge verschiedener Grauschattierungen, die sich durch den unterschiedlichen Sonnenstand ergeben. Somit sei er froh, dass das Big Air Package noch das gesamte Jahr über, bis Dezember, bestehen würde und sich durch den Wandel der Jahreszeiten ganz verschiedene Lichtsituationen ergeben würden. Interpretationen seines Werks jedoch überlasse er anderen.
Nachdem der Meister schließlich in einer dra- matischen
Aktion mit- samt seiner Entourage den Aufzug bestieg um in den zehnten
Stock des Gasometers zu ent- schweben, von wo aus man einen phantas- tischen
Blick auf das Air Package hat, wanderte die kamerabepackte Reisegruppe
zum Schloß Oberhausen, wo Christo beriets vor seinen Ent- wurfszeichnungen
saß. Wie war ihm diese Translokation nur gelungen?
Mich allen weiteren Interpretationen enthaltend
möchte ich nun überleiten zu meinen Fotos des Big Airpackages, die das
zeigen, was Christo am Herzen liegt: Material, Form, Raum und Schönheit.
Christos L’art-pour-l’art-Gedanken ist nichts hinzuzufügen.