MODE KUNST ARCHITEKTUR

Dieser Blog ist dem Material gewidmet, der Konstruktion, der Technik, der Opulenz und der Schönheit, dem Spektakulären, Aufregenden, Anekdotischen, den kleinen Details und dem großen Gesamteindruck, der Bewegung, der Farbe, dem Vergangenen und der Zukunft.

Dienstag, 18. Dezember 2012

Die Universität Köln - Ein Schadensbericht. Wiedersehen mit den Gebäuden Rolf Gutbrods und der Philosophischen Fakultät. Teil eins: Das Hörsaalgebäude

Brutalism

Brutalism
So schön es ist, ein Gebäude zum ersten Mal zu sehen und im Taumel der  Begeisterung alle möglichen Eindrücke in sich aufzusaugen, so schön ist es auch, nach Jahren zurückzukehren und festzustellen, daß man nun, nachdem man sich intensiv mit dem jeweiligen Architekten auseinandergestzt hat, viel mehr sieht als bei seinem ersten Besuch. Man weiß, auf welche Charakteristika man achten muß und freut sich, typische Motive des Autors nun mit nur einem Blick zu erfassen. Die Rückkehr zu einem liebgewonnenen Gebäude kann aber auch, und das ist sehr wahrscheinlich, mit Entsetzen über den aktuellen Zustand verbunden sein.

Vor zwei Jahren habe ich hier (Link) über Rolf Gutbrods Bauten für die Universität Köln berichtet: das Hörsaal- und das Bibliotheksgebäude und auch über das dem  Ensemble angeschlossene Gebäude der Philosophischen Fakul- tät, das allerdings nicht von Gutbrod stammt. Damals war ich davon fasziniert, wie sich die Seitenwände des Hörsaalgebäudes wie Adlerschwingen über dem Universitätsgelände erheben und die Raubvogelassoziation durch die markanten Wasserspeier noch verstärkt wurde. Schon vor zwei Jahren befanden sich die Betonwände mit ihren Backsteinornamenten in denkbar schlechtem Zustand und so wurde mittlerweile zumindest die Seite, die dem Neubau Paul Böhms gegenüberliegt, sorgsam in Planen und Netze verpackt.


Daß man im frisch sanierten Eingangsbereich des Biblio- theksgebäudes, das durch eine langezogene Wasserlandschaft mit dem Hörsaalgebäude verbunden ist, die für Gutbrod so typischen Betondecken nicht durch einen  Anstrich ihres Charakters beraubt hat, verbreitet ein wenig Hoffnung, wenn es um den Umgang mit den noch zu rettenden Elementen des Ensembles geht. Die Fassade der Philosophischen Fakultät allerdings ist für immer verloren. Der Irrglaube, Beton werde durch einen neuen Anstrich schöner, besteht immer noch, wobei man sich hier eines besonders zähen, verputzartigen Kleisters bedient. Darauf gehe ich in einem weitern Bericht näher ein und beginne meine Serie über die kölner Universität mit einigen Bildern von Rolf Gutbrods Hörsaalgebäude.