So schön es ist, ein Gebäude
zum ersten Mal zu sehen und im Taumel der
Begeisterung alle möglichen Eindrücke in sich aufzusaugen, so schön ist es
auch, nach Jahren zurückzukehren und festzustellen, daß man nun, nachdem man
sich intensiv mit dem jeweiligen Architekten auseinandergestzt hat, viel mehr
sieht als bei seinem ersten Besuch. Man weiß, auf welche Charakteristika man
achten muß und freut sich, typische Motive des Autors nun mit nur einem Blick zu
erfassen. Die Rückkehr zu einem liebgewonnenen Gebäude kann aber auch, und das
ist sehr wahrscheinlich, mit Entsetzen über den aktuellen Zustand verbunden
sein.
Vor zwei Jahren habe ich
hier (Link) über Rolf Gutbrods Bauten für die Universität Köln berichtet: das
Hörsaal- und das Bibliotheksgebäude und auch über das dem Ensemble
angeschlossene Gebäude der
Philosophischen Fakul- tät, das allerdings nicht von Gutbrod stammt.
Damals war
ich davon fasziniert, wie sich die Seitenwände des Hörsaalgebäudes wie
Adlerschwingen über dem Universitätsgelände erheben und die
Raubvogelassoziation durch die markanten Wasserspeier noch verstärkt
wurde.
Schon vor zwei Jahren befanden sich die Betonwände mit ihren
Backsteinornamenten
in denkbar schlechtem Zustand und so wurde mittlerweile zumindest die
Seite, die dem Neubau
Paul Böhms gegenüberliegt, sorgsam in Planen und Netze verpackt.
Daß man
im
frisch sanierten Eingangsbereich des Biblio- theksgebäudes, das durch eine
langezogene Wasserlandschaft mit dem Hörsaalgebäude verbunden ist, die
für Gutbrod so
typischen Betondecken nicht durch einen Anstrich ihres
Charakters beraubt hat, verbreitet ein wenig Hoffnung, wenn es um den
Umgang
mit den noch zu rettenden Elementen des Ensembles geht. Die Fassade der
Philosophischen Fakultät allerdings ist für immer verloren. Der Irrglaube,
Beton werde durch einen neuen Anstrich schöner, besteht immer noch, wobei
man sich hier eines besonders zähen, verputzartigen Kleisters bedient. Darauf gehe ich in einem
weitern Bericht näher ein und beginne meine Serie über die kölner Universität
mit einigen Bildern von Rolf Gutbrods Hörsaalgebäude.