Als im Jahr 1947 Dr. Carl
Klinkhammer nach Düsseldorf versetzt wurde, um im Stadtteil Heerdt seine
neue Stelle als Pfarrer anzutreten, erwartete ihn dort eine bauliche Situation,
die absolut einmalig war. Es existierte dort zwar eine sogenannte „Notkirche“,
wie vielerorts in Deutschland zu dieser Zeit, was Pfarrer Klinkhammer aber viel
eher interessierte, war das Gebäude daneben: ein mächtiger Bunker. Während des
Zweiten Weltkriegs war er in der Form einer Kirche gebaut worden, um durch
diese Täuschung den Bomben entgehen zu können. Nach einer Zwangsenteignung
hatte man den Bunker auf einem Grundstück angelegt, das ursprünglich im Besitz
der Kirche war, und so lag für Pfarrer Klinkhammer nichts näher, als aus dem
kirchenförmigen Bunker eine Kirche zu machen.
Am Tag des Offenen Denkmals fanden
Führungen durch die Bunkeranlage statt und so machte sich die Reisegruppe nach
einer Besichtigung des Dreischeibenhauses auf den Weg nach Herdt. (Das Foyer
des Dreischeibenhauses, das sich gerade im Umbau befindet, durfte nicht
fotografiert werden, tatsächlich ist zur Zeit aber die gesamte Stadt mit einer
Fotografie von Candida Höfer anlässlich ihrer Ausstellung im Museum Kunstpalast
plakatiert, die genau dieses Motiv zeigt: Link)
Das Interessante an den
Führungen durch die Bunkerkirche war, dass sie von Gemeindemit- gliedern geleitet
wurden, die Carl Klinkhammer und dessen individualis- tische Herangehens- weise
seit ihrer Kindheit kannten und mit großer Begeisterung von ihrem Pfarrer
berichteten. Klinkhammer, so hieß es, habe stets einen außergewöhnlichen Elan
an den Tag gelegt und den Umbau intensiv vorangetrieben. Bei der Sprengung der
ersten Öffnung in den bis dahin Lichtlosen Raum seien die Scheiben im Umkreis
von mehreren hundert Metern zu Bruch gegangen, die Sympathien seiner Gemeinde
erhielt er sich jedoch weit über seinen Tod im Jahr 1997 hinaus. Natürlich beteiligte
er sich an den Umbauarbeiten selbst und schleppte zusammen mit den Herdter
Bürgen die Betonbrocken aus dem Bunker. Generell war Klinkhammer wichtig,
sparsam zu haushalten und das Geld lieber in soziale Projekte zu investieren.
Dieser wohlüberlegte Minimalismus führte schließlich zu sehr schönen
Detaillösungen. So entstanden die farbigen Glasfenster tatsächlich aus
Reststücken, die in einer Glashütte anfielen. Klinkhammers Elan steckte auch
andere an, und so organisierte er dort, nachdem die Bunkerkirche 1949
eingeweiht worden war, über Jahrzehnte hinweg die sogenannten
Mittwochsgespräche mit Gästen wie Heinrich Böll und Konrad Adenauer, die
teilweise sogar in den Räumlichkeiten übernachteten. Auch Künstler zog
Klinkhammer in seinen Kreis und so stiftete Bert Gerresheim die beiden
Bronzereliefs am Eingang der Sakramentskirche.
Der Kirchturm, dem Klinkhammer in den Fünfzigerjahren einen Glockenstuhl aufsetzen ließ, sollte angeblich als Auffahrt eines für die Zeit nach dem Krieg geplanten Parkhauses dienen, das neben dem Bunker entstehen sollte. Vergleicht man den Turm jedoch mit den typischen Spitzbunkern dieser Zeit wie dem Exemplar in den Böhlerwerken (Link), so glaube ich eher, dass die Spindel der Auffahrt wie dort dazu dient, im Ernstfall möglichst viele Personen auf geringem Raum aufzunehmen.