Form und Farbe erzählen uns
von Form und Farbe, weiter nichts, sagt Oscar Wilde. Der Satz fiel mir wieder
ein als ich mir meine Fotos der Bibliothek ansah, die Rolf Gutbrod für die
Universität Köln entworfen hat. Dabei müsste man den Satz um den Aspekt des
Materials erweitern, denn selten hat man so sehr das Gefühl, dass das Material
in seiner Farbe und Form so direkt und absolut zur Geltung kommt wie hier.
Gutbrod treibt das Raue des Brutalismus auf die Spitze und erhöht es sogar
noch, indem er die groben Betonoberflächen in Kontrast setzt zu glatten, matten
und glänzenden, sogar spiegelnden Elementen wie Aluminium, Glasbausteinen und
dem Wasser des künstlichen Sees, der die Bibliothek mit dem Hörsaalgebäude
verbindet.
Nichts wird hier versteckt
oder kaschiert, es regieren einzig die Materialien in ihren charakteristischen
Eigenschaften und Farben. Was die Formen betrifft, so gelingt Gutbrod seine
typische Mischung aus strenger Funktionalität und bildhauerischer Phantasie. Er
inszeniert den Weg des Besuchers vom Dunklen, Höhlenartigen des Eingangs, wo
innen und außen durch die Plastizität der Betondecke eine Einheit bilden, über
zwei gegenläufige Treppen ins lichte Filigran der Lesesäle. In den Räumen,
deren Wände beinahe vollkommen aus Glasbausteinen bestehen, korrespondieren die
Bücherregale mit der Komposition der
Fensterrahmen und auch hier besteht über die in den Saal hineinragenden
Glasbausteinwände ein fließender Übergang zwischen innen und außen. Weit
oberhalb des Geschehens blicken vogelartige Figuren durch die Dachfenster
hinüber zum Hörsaalgebäude, das mit seinen schnabelförmigen Wasserspeiern und
seine Fassaden, die an ausgebreitete Flügel erinnern, die Vogelmetapher
fortsetzt und variiert. Und auch die Fassade der Bibliothek mag man als abstrahierte
Fortsetzung der Bücherregale deuten.