In einer absolut geheimen Geheimaktion entstand vor einigen Jahren ein merkwürdig fragmentarisches Video mit dem Titel „Je ne dis pas où“, und ich kann unter keinen Umständen verraten, wo es gedreht wurde. Die gesamte Situation zwang mich jedoch zu der Aktion und ich hatte definitiv keine Wahl.
Folgendes trug sich zu:
Kurz nach Neujahr 2009 fand der erste Teil des Feldstärke-International-Austauschs statt, der die teilnehmenden Studenten aus den Bereichen Musik, Tanz, Kunst, Fotografie etc. ins eisig winterlich Paris führte. Als Hauptquartier diente ihnen das CentQuatre, das Gebäude des ehemaligen städtischen Bestattungsunternehemens im 19. Arrondissement, das in ein Kulturzentrum umgewandelt worden war. Ich hatte einen Architekturführer dabei, dem ich entnahm, daß sich nicht weit von unseren Bestattungshallen das Gebäude eines von mir sehr bewunderten brasilianischen Architekten befand.
Foto: Daniel Hofer, Outfits: Scissorella; mit Polina Grimberg (links) und Mai Ishiwata |
Wir waren in Gruppen aufgeteilt worden und ich konnte meine drei Kollegen glücklicherweise davon überzeugen, daß wir das Gebäude dringend aufsuchen müssen. Vor Ort ging alles sehr schnell. Ich erinnere mich noch genau daran, wie wir in die unterirdische geheime Welt der Organisation eindrangen, die das Gebäude zum Hauptsitz hatte, und uns wunderten, daß uns über Stunden hinweg niemand nach unseren Absichten fragte. Schnell stand fest: es muß gedreht werden. Ich weiß noch, wie ich durch eine der Schiebetüren in den stockdunklen Versammsungssaal trat und einfach das Licht anschaltete. Plötzlich flackerten die Tausenden von Schuppen der Kuppel über mir auf und fingen an zu strahlen. Verblüffenderweise passten die grünen und silbernen Streifen des Kleides (Link zum Druckstock), das ich noch in der Nacht vor meiner Abreise fluchend fertig genäht hatte, perfekt zum gesamten Interieur, und auch meine Mitsteriterinnen wurden adäquat von mir ausgestattet. Hier gingen Zufall und Intuition Hand in Hand.
Foto: Daniel Hofer |
Mit Herrn Daniel Hofer hatten wir einen Fotografen im Team, dessen Ideen, Einstellungen und schließlich auch Standbilder einen wichtigen Beitag zum Projekt lieferten, die Tänzerin Mai Ishiwata sorgte für den entsprechenden Move des Videos. Zusammengehalten wurde schließlich alles durch die elektronischen Sounds meines Kommilitonen Robert Brümmerhoff.
Frau Grimberg; Foto: Daniel Hofer |
Erst Stunden später, als wir schon dabei waren, unsere Sachen zusammen zu packen, kam ein Mitglied des kommunistischen Unternehmens auf uns zu um nach unserem Tun zu fragen und war beruhigt, daß wir nur Studenten waren.
Nach Hause fuhr ich schließlich mit einem Berg unzusammenhängender Einstellungen und Fotos aus denen ich nach und nach eine Geschichte herausfilterte. Ob es wirklich so war, oder ob ich die etwas unscharfen Aufnahmen doch von einem Nachbarplaneten zugefaxt bekommen habe, möchte ich an dieser Stelle genauso wenig verraten wie den Drehort.
Und wieder die eigene Taschenkamera |