MODE KUNST ARCHITEKTUR

Dieser Blog ist dem Material gewidmet, der Konstruktion, der Technik, der Opulenz und der Schönheit, dem Spektakulären, Aufregenden, Anekdotischen, den kleinen Details und dem großen Gesamteindruck, der Bewegung, der Farbe, dem Vergangenen und der Zukunft.

Montag, 10. Oktober 2011

Hermann Fehling: Paul-Gerhardt-Kirche 1961/62, Berlin Schöneberg


Bei meiner letzten Berlinreise fuhr ich eines Tages mit dem Fahrrad in Schöneberg die Hauptstraße entlang und befand mich eigentlich gerade auf dem Weg zum Bierpinsel und zu der Siedlung Obnkel Toms Hütte, die beide im Südwesten Berlins liegen, als mir plötzlich ein ganz unglaubliches Gebäudeensemble ins Auge fiel, das mich abrupt meine beschwingte Fahrt unterbrechen ließ.

Unweit des schöneberger Rathauses gruppieren sich diagonal über die Ecke eines Häuserblocks mehrere phantastisch ineinander verschachtetelte Betonbauten, allesamt Gebäude der evangelischen Kirche. Dabei fällt auf, wie die modernen Gebäude offensichtlich nach Kriegsschäden in die ältere Bausubstanz integriert wurden. So wurde Anfang der Sechzigerjahre neben der ursprünglich vorhandenen Dorfkirche Schöneberg eine neue, spitzwinklige Kirche angelegt, deren Seitenwand in die Wand eines viel älteren Wohnhaus übergeht; eine weitere, dritte Kirche besteht sogar aus dem alten Schiff der Ursprungskirche, das nach dem Krieg mit wild expressionistisch wirkenden Elementen wieder vervollständigt wurde. Je weiter man in das verwinkelte Arrangement hineingezogen wird, desto mehr spektakulär skulpturale Details entdeckt man, beispielsweise trifft das Wasser, das die Regenrinne der vorderen Kirche entlangrauscht, auf einen Betonwinkel, sodaß es dort elegant in den Boden abgeleitet wird.

Die Bauten an der Hauptstraße 48 stammen von Hermann Fehlign (einem Schüler von Mendelsohn und Scharoun), Daniel Gogel und Peter Pfannkuch, weiter Informationen gibt es hier: Fehling und Gogel
Die Weite des Areals erfährt man erst, wenn man den schmalen Durchgang unter einer Dienstwohnung hindurch passiert, die sich unterhalb des Kirchturms befindet.
Das Wasser aus der Regenrinne trifft auf einen scharfkantigen Betonblock und wird somit elegant abgeleitet.
Das nach dem Krieg erhaltene Schiff der Kirche auf der Rückseite des Areals wurde durch moderne Betonelemente ergänzt.




Innenraum der vorderen Kirche
Die Seitenwand der vorderen Kirche geht in die Wand eines Wohnhauses über.