Als
ich vor etwa einem Jahr nach Le Havre fuhr, um mir Auguste Perrets Modulstadt
(Link) und Oscar Niemeyers Kulturzentrum anzuschauen, schienen dessen großer und
kleiner Vulkan tatsächlich von einer alles zerstörenden Subduktionszone umgeben
zu sein, die sich inmitten der Stadt am Bassin de Commerce aufgetan hatte.
Obwohl das Ensemble erst 1982 eröffnet worden war, hatte man sich
offensichtlich zu einer umfassenden Renovierung, um nicht zu sagen: Demontage
der Anlage entschlossen und den ehemals taubenförmigen Grundriss in eine
Kraterlandschaft verwandelt.
Oscar
Niemeyer hatte bereits beim Entwurf des Hauptquartiers der Kommunistischen
Partei Frankreichs (Link) in Paris mit dem Architekten Jean-Maur Lyonnet
zusammengearbeitet. Obwohl schon 1966 begonnen, wurde das Gebäude erst im Jahr
1980 fertig gestellt. Ab 1977 entwickelte Niemeyer parallel dazu den Plan für
das Kulturzentrum in Le Havre, ebenfalls zusammen mit J.-M. Lyonnet. Die gemeinsame
Arbeit der beiden Architekten sollte sich danach noch bis in die Neunzigerjahre
fortsetzen.
Der
große und der kleine Vulkan bildeten schließlich mit ihren geschwungenen Formen und dem im
grellen Licht der Normandie strahlenden Weiß eine Harmonie mit der strengen Geradlinigkeit
von Perrets Stadtgrundriss und den aus Modulteilen bestehenden Gebäuden. Im
Jahr 1990 erhielt das Ensemble aufgrund der Form der Gebäude den offiziellen
Namen „Le Volcan“. Ganz im Gegensatz zu der Assoziation, die der Name „Volcan“
mit sich bringt, erkennt man aus der Vogelperspektive, dass die geschwungenen
Rampen und Brüstungen, die um die beiden Gebäude verlaufen und die verschiedenen
Ebenen des Platzes am Bassin de Commerce markieren, den Umriss einer Taube
ergeben (Link).
Im
Jahr 1990 erhielt das Ensemble den offiziellen
Namen „Le Volcan“. Ganz im Gegensatz zu der Assoziation, die der
Name „Volcan“ mit sich bringt, erkennt man aus der Vogelperspektive, dass die
geschwungenen Rampen und Brüstungen, die um die beiden Gebäude verlaufen und
die verschiedenen Ebenen des Platzes am Bassin de Commerce markieren, den Umriss
einer Taube ergeben.
Vor
Niemeyers Tod im Jahr 2012 holte man sich dessen Zustimmung zur Sanierung der
Gebäude ein. Der kleine Vulkan sollte von einem Konzertsaal in eine Mediathek
umgebaut werden, der Konzert- und Theatersaal des großen Vulkans sollte
modernisiert (inclusive Wärmedämmung und Verbesserung der Akustik) und
zusätzlich der Zugang zu der tiefer gelegnen Ebene des taubenförmigen Platzes
erleichtert werden. Die Umsetzung all dieser Maßnahmen machten es
offensichtlich notwendig, die gesamte Anlage so weit abzureißen, dass bei
meinem Besuch im September 2013 nur noch die Hüllen der beiden Vulkane
dastanden, deren Innenleben, Rampen und Brüstungen brachial entfernt worden
waren.
Der Sender France 3
Haute-Normandie, der immer wieder über die Baufortschritte informiert,
berichtet nun, dass eine dem großen Vulkan aufgesetzte Rauchabzugshaube, die
die gesamte Silhouette des Gebäudes verändert und die im Plan von 2011 noch
nicht vorgesehen war, den Status des Kulturzentrums als Unesco
Weltkulturerbe gefährde (Link). Das ist so bildhaft wie typisch, dass es keines weiteren Kommentars bedarf.