Ihre
Begeisterung für Wortspiele und verschiedene Bedeutungsebenen machten die
beiden Düsseldorfer Künstlerinnen Sandra Hoitz (Link) und Stefanie Pürschler (Link) zum
Zentrum ihrer Rauminstallation, die sie anlässlich des zehnten Jubiläums
des Ateliers Interim am 27. September
präsentierten. Sprichwörtlich ad fontes gingen sie mit ihrer Brunnenskulptur,
die sie zusammen mit einem filmischen Rückblick auf die letzten zehn Jahre des
Ateliers und Projektraums zeigten. Über die zahllosen Aktionen, die sie
„inzwischen“, so der Titel der Präsentation, in ihrem Raum durchgeführt haben,
gibt auch der Katalog Auskunft, den die beiden Künstlerinnen anlässlich des
Jubiläums veröffentlicht haben. Von Ausstellungen, Konzerten, einem
Filmfestival, einer Modeperformance, bis hin zu Lesungen, gibt es eigentlich
kaum etwas, was in dem Raum im Düsseldorfer Stadtteil Hamm nicht stattgefunden
hat.
Der
Jubiläums-Brunnen war tatsächlich viel mehr als ein Brunnen, genau so, wie der
Name Interim sich auf viele Weisen deuten lässt, und sich nicht nur auf die Lage
des Ateliers zwischen Stadt und Land bezieht. Der Brunnen war so angestrahlt,
dass sein Schattenriss deutlich die beiden Profile der Künstlerinnen an die
Wand warf. In all seiner Symbolträchtigkeit bot der leise plätschernde Brunnen ein
Künstlerinnenportrait, aber auch Märchenbrunnen, Taufbecken und Jungbrunnen
lauteten die Assoziationen der Gäste. Kleine Kinder, die aussahen wie Putten,
wurden an die Quelle gehalten, fellinihafte Szenen spielten sich ab und mit der
sinkenden Sonne wurden die Bilder immer dramatischer. Auf die Vielschichtigkeit
der Inszenierung und der gesamten Arbeitsweise von Sandra Hoitz und Stefanie
Pürschler ging auch der Schriftsteller Frank Schablewski in seiner flammenden
Rede ein, die er zu Ehren der beiden hielt. Während er auf deren Werdegang
einging und von iherer gemeinsamen Schulzeit und dem Studium an der
Kunstakademie Düsseldorf berichtete, sprangen und rannten zwei kleine Mädchen
um den Brunnen und um den Redner herum, als gehörte diese spontane
Choreographie ebenfalls zur Inszenierung des Abends. Und das war das ganz
Besondere dieser zugleich barock und futuristisch wirkenden Jubiläumsfeier: bei
all dem Perfektionismus, den die beiden Freundinnen bei ihren Arbeiten an den
Tag legen, bot die gesamte Situation den Rahmen für ein ungemein lebendiges,
lustiges und opulentes Fest.
Das
Licht und das Brunnenplätschern waren nicht die einzigen Elemente, die zu der
geheimnisvollen Atmosphäre beitrugen. Die sich bauschenden Folien, die an der
Decke befestigt waren und leise knisternd waberten, der Nebel, der sich mit den
Wolken vermischte, die zusammen mit dem Jubiläums-Film an die Wand projiziert
wurden - all das ließ die zahlreichen Gäste gleichzeitig in eine Märchenwelt
eintauchen und zum Olymp aufsteigen (eine der Besucherinnen hieß tatsächlich
Olympia) und schließlich wandelte sich der in den letzten zehn Jahren schon so
unterschiedlich genutzte Raum mal wieder, wie schon so oft, in eine Tanzfläche.
Immer
wieder flackerten zudem die Bilder der Modeperformance über die Wand, die das
Künstlerduo im Jahr 2006 zusammen mit mir durchgeführt hat. Damals hatten die
beiden ein riesiges Baugerüst organisiert, auf dem sich in einer stundenlangen
Choreographie zahllose Damen und Herren in Kostümen, die ich entworfen hatte,
entlang hangelten und -kletterten. Schon damals war es uns gelungen, eine
Einheit aus Mode, Kunst, Architektur und Bewegung zu schaffen und es war
phantastisch, dass einige unserer Mitstreiter von damals auch zum Mitfeiern
wieder den Weg ins Interim fanden.
Es
bleibt, Sandra Hoitz, Stefanie Pürschler und ihrem Raum alles Schöne, Gute und
Spektakuläre zu wünschen und dass Düsseldorf und die Welt noch lange von dieser
Einheit erfährt.
In Erinnerung an die Baustoff-Performance aus dem Jahr 2006 kommt hier zudem das entsprechende Video:
(Nachtrag:
Bereits am nächsten Nachmittag sollten sich einige der Protagonistinnen stark
übernächtigt bei der Eröffnung von Katharina Grosses Installation „Inside the
Speaker“ (Link) in einer ebenfalls etwas surreal anmutenden Rauminstallation wieder sehen
und gemeinsam über farbige Erdhügel und Styroporbrocken klettern. Der Weg
zurück in die Realität war danach schwierig.)