Nachdem mein eigentlicher Abschluß an der Kunstakademie Düsseldorf bereits ein paar Jahre zurück liegt und ich in der Zwischenzeit Einblicke in ganz unterschiedliche berufliche Paralleluniversen haben durfte, beschloß ich vor einiger Zeit, zusätzlich zu meinem Staatsexamen noch den Akademiebrief zu erwerben. Ich könnte behaupten, daß ich meinen Kurzfilm „ellipsoid episodes“ anlässlich meiner Prüfung für den Akademiebrief gedreht habe, wer aber einmal in einem Futuro (Link) gesessen hat, der wird mir glauben, daß ich nach meiner Begegnung mit einem Exemplar dieses Fiberglas-Ellipsoids gar keine andere Wahl hatte, als ein Video zu drehen. Die Form des Gebäudes, die Atmosphäre, das Sonnenlicht, das durch die elliptischen Fenster ins Innere der Kapsel fiel, das viele Orange das mich dort umgab, alles plädierte dafür, einen Schwung Kleider zu entwerfen und mir Gedanken über eine Geschichte zu machen.
„ellipsoid episodes“ ist, wie es der Titel schon verrät, ein Episodenfilm, wobei die Ellipse hier nicht nur für das Ufogebäude steht, sondern auch als Stilmittel eingesetzt wird. Durch Sprünge in der Handlung wird nicht die ganze Geschichte erzählt, der Betrachter kann den Handlungsverlauf aber dennoch nachvollziehen. Ging es in meinem letzten Video „Dimmi dove vanno“ (Link) um typische Bilder aus Agentenfilmen, so nimmt „ellipsoid episodes“ den Betrachter zusammen mit der Protagonistin mit auf eine Reise in den Weltraum voller Anspielungen auf alte Science-Fiction-Filme. Die Basis beider Filme ist meine Auseinandersetzung mit der Architektur der Nachkriegsmoderne, die einen großen Einfluß darauf hat, wie ich Kleider und Kostüme entwerfe.
In „ellipsoid episodes“ geht es um Schwerelosigkeit, Teleportation, technische Pannan, coole Outfits, wilde Tanzszenen, um das Abgeholtwerden aus der Realität und um den Flug in andere Dimensionen. Die Frage, ob die Weltraumabenteuer der Protagonistin nur ein Traum sind, wird am Ende jedoch ganz konkret beantwortet. Denn darum geht es mir immer: der Realität etwas Phantastisches abzugewinnen.
Wie ich in die glückliche Situation gekommen bin, in einem Futuro filmen zu dürfen, werde ich Euch demnächst berichten. Die gesamte Geschichte rund um gerade dieses Exemplar von Matti Suuronens Futuro, von denen angeblich weltweit nur 16 Stück existieren, sprengt nämlich alle Dimensionen und ist auch noch lange nicht zu Ende.
Nachtrag: Nachdem ich im Rahmen des Werkstipendiums des onomato-Künstlervereins Düsselddorf die Möglichkeit hatte, mich intensiv mit Final Cut X auseinanderzusetzen, habe ich im Januar 2014 eine zweite Version von meines Kurzfilms geschnitten und sie "ellipsoid episodes reversed" genannt. Das Weltraumabenteuer wird dabei in einer etwas beschleunigteren Form noch einmal nacherzählt.
Ein Film von Julia Zinnbauer
Kamera, Schnitt, Kostüme, Regie: Julia Zinnbauer
Mit Sandra Labs, Patrizia Lohmann, Stefanie Pürschler, Axel Schrooten und Julia Zinnbauer
Düsseldorf 2012