Seit man in Düsseldorf vor Jahren begonnen hat, einen neuen U-Bahntunnel quer durch die Stadt zu bohren, ist die Glitzermetropole nicht unbedingt schöner geworden und zusammen mit der Baugrube des Kö-Bogens verleihen die U-Bahn-Bauarbeiten der Innenstadt einen recht rauhen Nachkriegs-Look. Die einen sehen die Angelegenheit mit Humor (Link), die anderen wollen zumindest Friedrich Tamms’ Tausendfüßler erhalten (Link), einige mussten aufgrund der Dauerbaustellen schon ihre Geschäfte schließen und niemand will die neue U-Bahnline so recht haben.
Daß man sich in Düsseldorf jedoch tatsächlich darauf versteht, ausgesprochen schöne U-Bahnhöfe zu bauen, das beweisen die drei unterirdischen Haltestellen Handelszentrum/Moskauer Platz, Oberbilker Markt und Oberbilk/Philipshalle, die im Jahr 2002 eröffnet wurden. Letztere verlor kürzlich ihre Bezeichnung, da die namengebende Halle ihren Besitzer gewechselt hat und nun Mitsubishi Electric Halle heißt. Die oberirdischen Schilder wurden bereits abgebaut und ich bange dem Tag entgegen, an dem die Schilder im unterirdischen Bereich gewaltsam aus ihren Fugen gerissen werden. Denn steht man dort am Bahnsteig, vertieft man sich automatisch in die Gestaltung des Raums, in die bis ins Detail aufeinander abgestimmten Proportionen der einzelnen Elemente, und auch die Typografie der Schilder ist perfekt in das harmonische System der Längs- und Querstreifen eingepasst.
Steigt man an der "ehemaligen Philippshalle" aus, wie man das Gebäude mittlerweile nennt, da niemand die holprige Verbindung aus Japanisch, Englisch und Deutsch der "Mitsubishi Electric Halle" über die Lippen bringen will, so ist man von der riesigen Höhe des unterirdischen Raums überrascht, vom hellen glänzenden Weiß der mit Neoparies verkleideten Wände, einem mit Glas beschichteten Kunststein, und von der Eleganz, mit der der graue Granit des Bodens, der Edelstahl von Rolltreppen, Türen und Bänken, das Schwarz der Decke und des Kiesbetts eine Einheit bilden, akzentuert von einigen schlanken, leuchtend roten Informationssäulen und den bereits erwähnten Schildern.
Zugegebenrmaßen habe ich erst jetzt, anläßlich des Namensverlusts der Haltestelle, nachgeschaut, von wem das Gebäude und dessen beiden Pendants stammen. Ich staunte nicht schlecht, als ich las, daß sie vom düsseldorfer Architekten Wolfgang Döring entworfen wurden, von dem eines der bekanntesten Fertighäuser der deutschen Architekturgeschichte stammt, und zwar das Haus Meyer-Kuckuk aus dem Jahr 1967, das sich in Bad Honnef befindet (Link).
Der außergewöhnliche Look der drei U-Bahnhöfe im düsseldorfer Süden ist hinsichtlich dieses Bezugspunkts also nachvollziehbar und ich werde mich in Zukunft beim Warten auf die nächste Bahn vermutlich noch viel weltstädtischer fühlen als bisher.