Das Magazin Style Guide (Link), das aus der traditionsreichen Zeitschrift "Bau auf" (später "Das Schaufenster") hervorgegnagen ist, berichtet seit mehr als sechzig Jahren über Retaildesign. Dass mein Bericht über die Königsallee und die Geschichte des Kö-Centrs in der Juli/August-Ausgabe des Style Guides erschienen ist, freut mich sehr. Darin geht es u.a. um die Umgestaltung des dem Gebäudeensemble vorgelagerten ehmaligen Eickhoff-Pavillons durch den amerikanischen Architekten Peter Marino:
Schwarzes Leder trifft auf Gold und Champagner: Der Amerikanische Architekt Peter Marino gestaltet für Dior den Pavillon des Kö-Centers in Düsseldorf um
Wie ein silbrig schimmerndes Symbol für den Aufstieg Düsseldorfs zur Modemetropole nach dem Zweiten Weltkrieg überragen die Gebäude des Kö-Centers bis heute das elegant-opulente Geschehen, das sich tagtäglich auf der Flaniermeile der Königsallee ereignet. Während die Prachtstraße ihr Gesicht seit einigen Jahren zunehmend verändert, verleiht ihr das Kö-Center Bestand durch seine Geschichte und seine strenge, klare Architektur. Nachdem das traditionsreiche Modeunternehmen Eickhoff über Dekaden hinweg den Pavillon des Architekturensembles aus den Sechzigerjahren bespielt hatte, begann dort vor kurzem jedoch ebenfalls eine neue Ära: nach den Entwürfen des amerikanischen Architekten Peter Marino entstand dort eine neue Dior-Niederlassung.
Wie ein silbrig schimmerndes Symbol für den Aufstieg Düsseldorfs zur Modemetropole nach dem Zweiten Weltkrieg überragen die Gebäude des Kö-Centers bis heute das elegant-opulente Geschehen, das sich tagtäglich auf der Flaniermeile der Königsallee ereignet. Während die Prachtstraße ihr Gesicht seit einigen Jahren zunehmend verändert, verleiht ihr das Kö-Center Bestand durch seine Geschichte und seine strenge, klare Architektur. Nachdem das traditionsreiche Modeunternehmen Eickhoff über Dekaden hinweg den Pavillon des Architekturensembles aus den Sechzigerjahren bespielt hatte, begann dort vor kurzem jedoch ebenfalls eine neue Ära: nach den Entwürfen des amerikanischen Architekten Peter Marino entstand dort eine neue Dior-Niederlassung.
Düsseldorf
auf dem Weg zur Modemetropole
Die
Geschichte der Königsallee selbst reicht weit zurück zum Anfang des
19. Jahrhunderts, als die Stadt gezwungen war, ihre Festungsmauern
abzubauen. Anstelle der Mauern legte man einen Stadtgraben an, den
heutigen Kö-Graben. Zu dieser Zeit begründete Düsseldorf auch
seinen Ruf als Messe- und Modestadt, indem man für einen Besuch
Napoleons eine erste Gewerbeschau organisierte.
Etwa
einhundertfünfzig Jahre später war es wieder eine Zeit des
Umbruchs, als in der optimistischen Stimmung der Nachkriegszeit die
gesamte Stadt modernisiert wurde und sowohl die Mode als auch die
Architektur wieder auflebten. Die „Interessengemeinschaft
Damenoberbekleidung“ (IGEDO) veranstaltete 1949 die erste
Straßenmodenschau auf der Königsallee und im gleichen Jahr auch
eine erste Modemesse. In Düsseldorf entstanden breite
Durchfahrtsstraßen, neue Wohngebiete und Büroviertel wurden
angelegt, wie das Am Seestern, und mit dem Tausendfüßler
überspannte das Stadtzentrum neuerdings eine elegante Hochstraße,
die den Verkehr an der stählernen und gläsernen Fläche des
Dreischeibenhauses und an den Schwüngen des neuen Schauspielhauses
vorbeiführte. In diesem Zusammenhang entstand auch das Kö-Center.
In
ganz Deutschland orientierte man sich nun im Bereich der Architektur
an Amerika und man baute breite, flache Bungalows und Hochhäuser im
International Style. In Düsseldorf übernahm man gleich mehrere
absolut innovative Ideen aus dem Kontinent jenseits des Atlantiks. So
entstand 1961 mit der Hortenzentrale von Helmut Rhode das erste
Gebäude des frisch angelegten Büroviertels Am Seestern und damit
das erste Großraumbüro Deutschlands. Das Kö-Center auf der
namensgebenden Prachtallee ist wiederum ein ganz frühes Beispiel für
ein Einkaufszentrum nach Amerikanischem Vorbild und wurde 1967
eröffnet. In seinen klaren, rechtwinkligen Formen und mit seiner
matt schimmernden Aluminiumfassade besteht das Kö-Center aus einem
Ensemble verschiedener Geschäfte, einer legendären Disco und einem
Hochhaus, das mit der Inschrift „Aluminium-Zentrale“ gekrönt
ist.
Eickhoff
im Kö-Center
In
dem transparenten, dem Hochhaus vorgelagerten Pavillon befand sich
bis vor etwa zwei Jahren noch das Ladenlokal der Firma Eickhoff, das
zusammen mit dem des Uhrenhändlers Blome für den traditionsreichen
Luxus der Königsallee stand. Nachdem er seit 1961 seinen Modesalon
in Lippstadt betrieben hatte, eröffnete Albert Eickhoff im Jahr 1981
eine Boutique auf der Königsallee und zog kurz darauf zu Blome ins
Kö-Center, der dort heute noch nach wie vor seine Werkstatt und
seinen Laden betreibt. Eickhoff hatte bereits in Lippstadt Entwürfe
von Prada, Gucci und Chloé verkauft und wurde nicht zuletzt dadurch
bekannt, Gianni Versace zu entdecken und als erster dessen
Kollektionen in Deutschland zu verkaufen. Im Jahr 2014 dann ging die
Ära Eickhoff auf der Kö zu Ende und der damals 79jährige zog sich
ins Privatleben zurück. Dass Dior nun die beiden Etagen des
Pavillons gemietet habe, erzählte man sich in der Stadt, und die
ehemals opulent gefüllten Schaufenster wurden großflächig mit
Folien zugeklebt.
Peter Marino - Der Ex-Warhol-Partyboy in schwarzem Leder
Als
der Amerikanische Architekt Peter Marino schließlich den Auftrag zur
Neugestaltung des Ladens erhielt, betrat er damit nicht unbedingt
Neuland. Mit dem International Style bzw. dem coolen Look der
Nachkriegsmoderne ist Marino bestens vertraut, arbeitete er doch zu
Beginn seiner Karriere bei Skidmore, Owings and Merrill und dem
Designer und Architekten George Nelson. Auch das Thema Mode ist für
Marino mehr als nur ein theoretischer Begriff. Seit langem ist der
heute Siebenundsechzigjährige mit einer Kostümdesignerin
verheiratet und hat sich schließlich darauf spezialisiert, luxuriöse
Modegeschäfte in der ganzen Welt auszustatten. Zu seinen Kunden
zählen Chanel, Fendi und Louis Vuitton, deren Läden er zwischen
Beverly Hills und Japan mit Kunst und Design versorgt.
Kunst spielt in Marinos Leben eine besondere Rolle, bestand doch sein allererster Auftrag im Jahr 1970 darin, Andy Warhols Wohnhaus in New York umzugestalten. Seitdem ist er der Kunst treu geblieben, er sammelt Cy Twombly, Anselm Kiefer und Richard Deacon und auch seine innenarchitektonischen Entwürfe beinhalten stets die verschiedensten Kunstwerke. Der "Ex-Warhol-Partyboy", wie ihn die New York Times tituliert, bekennt sich auch dadurch zur Mode, indem er optisch in keinster Weise dem Bild eines typischen Architekten entspricht, der nüchterne Zweckbauten entwirft, wie anfangs bei Skidmore, Owings and Merrill. Peter Marino legt großen Wert darauf, sich in schwarzem Leder vor großformatiger Kunst oder mindestens genau so großen schwarzen Motorrädern ablichten zu lassen. Aber auch über dieses demonstrative Bekenntnis zu Körperkult und knapp sitzendem Leder hinaus pflegt Marino eine absolut ernsthafte Auseinandersetzung mit Materialien, Formen und Oberflächen im Grenzbereich zwischen Architektur und Mode. In Interviews schwärmt er von der "tactile nature of architecture" und davon, dass man Stein und Stoff anfassen muss, um sie in ihrer Gesamtheit und in ihrem Verhältnis zueinander verstehen zu können. Zudem betreibt Marino seit Langem eine groß angelegte Stoffsamlung in seinem Architekturbüros.
Kunst spielt in Marinos Leben eine besondere Rolle, bestand doch sein allererster Auftrag im Jahr 1970 darin, Andy Warhols Wohnhaus in New York umzugestalten. Seitdem ist er der Kunst treu geblieben, er sammelt Cy Twombly, Anselm Kiefer und Richard Deacon und auch seine innenarchitektonischen Entwürfe beinhalten stets die verschiedensten Kunstwerke. Der "Ex-Warhol-Partyboy", wie ihn die New York Times tituliert, bekennt sich auch dadurch zur Mode, indem er optisch in keinster Weise dem Bild eines typischen Architekten entspricht, der nüchterne Zweckbauten entwirft, wie anfangs bei Skidmore, Owings and Merrill. Peter Marino legt großen Wert darauf, sich in schwarzem Leder vor großformatiger Kunst oder mindestens genau so großen schwarzen Motorrädern ablichten zu lassen. Aber auch über dieses demonstrative Bekenntnis zu Körperkult und knapp sitzendem Leder hinaus pflegt Marino eine absolut ernsthafte Auseinandersetzung mit Materialien, Formen und Oberflächen im Grenzbereich zwischen Architektur und Mode. In Interviews schwärmt er von der "tactile nature of architecture" und davon, dass man Stein und Stoff anfassen muss, um sie in ihrer Gesamtheit und in ihrem Verhältnis zueinander verstehen zu können. Zudem betreibt Marino seit Langem eine groß angelegte Stoffsamlung in seinem Architekturbüros.
Dior
eröffnet auf der Königsallee
Was
wurde jedoch in der Zwischenzeit aus der Dior-Niederlassung in
Düsseldorf? Über Monate hinweg war es unklar, wann die Filiale
eröffnet werden sollte. Die Folien wurden von den Fenstern gelöst
und kurz darauf wieder angebracht. Wenn man in den Abendstunden die
Königsallee entlang schlenderte, dann sah man über eine lange Zeit
hinweg einen Trupp Italienischer Handwerker im Laden hantieren. In
den Pressemitteilungen der Stadt Düsseldorf war schließlich die
Rede von Verzögerungen aufgrund von Brandschutzbestimmungen. Die
Pressestelle von Peter Marino selbst konnte oder wollte keine Aussage
zum Eröffnungstermin machen und dann erfuhr ich schließlich an
einem Tag im Juni des vergangenen Jahres via Facebook, dass an diesem
Abend noch die Eröffnung stattfinden sollte. Neugierig machte ich
mich also an einem regenreichen Freitagabend auf dem Weg zur
Königsallee. Aber anstatt von streng dreinblickenden
Sicherheitsleuten, die darauf achteten, dass nur das prominente
Glitzerpersonal über den roten Teppich in den Laden huschen durfte,
empfing mich eine einsam im Nieselregen daliegende Einkaufsstraße.
Hatte ich alles verpasst? Nur die Italienischen Handwerker waren wie
immer unterwegs und zeigten sich im Begriff, in ihren adretten roten
Pullovern ihren Dienst anzutreten. Das also war zumindest für mich
die eigentliche Einweihungsfeier: sich mit den Herren aus Mailand und
Neapel auf Italienisch über das Gebäude zu unterhalten und ihnen zu
versprechen, auf jeden Fall einen Bericht über ihren Einsatz zu
verfassen. "Noi siamo gli artisti", meinte Gianni, ein Herr
in Blau, und es wurden Smartphones gezückt, gelacht, ich wurde dem
Chef als "una giornalista" vorgestellt. Dann wurde wieder
an die Arbeit gegangen und die Herren in blau und rot verschwanden
zwischen Plexiglasplatten und Elementen in weiß und beige in der
Dior-Filiale. Dies war nun wirklich eine nette Art und Weise, den
Dior-Laden beim interessierten Publikum einzuführen und viel
authentischer, als eines der üblichen Store Openings. Saluti agli
artisti!
Der im Magazin erschienene Text ist eine überarbeitete Version meines Beitrags hier (Link).
Der im Magazin erschienene Text ist eine überarbeitete Version meines Beitrags hier (Link).