Paul Schneider von Esleben - Das Erbe der Nachkriegsmoderne. Eine Ausstellung des Museums für Architektur und Ingenierkunst NRW in Düsseldorf
Für die Ausstellung „Paul Schneider von Esleben - Das Erbe der Nachkriegsmoderne“ (Link), die anlässlich des 100. Geburtstags des Architekten im Düsseldorfer Mannesmannhochhaus und in der Architektenkammer eröffnet wurde, entwickelte das Team des Museums für Architektur- und Ingenieurkunst ein eigenes Magazin (Link). Zwischen zahllosen Texten und Fotos, die den Architekten und sein Werk in allen Facetten darstellen, befindet sich auch ein Bericht über meinen Blog und mein Verhältnis zur Mode, zur Kunst und zur Architektur. Im Zusammenhang der Architekturgeschichte und des Jetsets der Nachkriegsmoderne so schön präsentiert zu werden, freut mich natürlich sehr!
Neben dem Film ist
die Architektur das ideales Medium, um die alltägliche Realität zu verlassen und
sich für eine bestimmte Zeit in eine ganz andere Welt zu begeben. In einem
anspruchsvoll geplanten Gebäude beziehen sich die einzelnen Elemente
aufeinander, bis hin zum kleinsten Detail. Somit erfüllt gute Architektur im
Idealfall den Anspruch an ein Gesamtkunstwerk. Vergleichbar ist es beim Film,
wo der gebaute Raum zusätzlich in einem Verhältnis zur Bewegung der Figuren und
der Kamera, zum Rhythmus der Schnitte und der Sprache und nicht zuletzt zu den
Materialien, Formen und Proportionen der Kostüme steht. Aus diesem Grund war und
ist es mir oft nicht möglich, Architektur getrennt von anderen Kunstformen zu
betrachten, sondern als berauschendes, überwältigendes Gesamtarrangement aus
Material, Form, Licht, Bewegung, technischen Details, skurrilen Anekdoten,
interessanten Personen etc.
Foto: Michael Zimmermann |
Ich entwickelte einen
Blick für die verschiedenen Stilepochen in der Architektur, ein Gespür für das
Bildhauerische, das Skulpurale und den Rhythmus, also all das, was sich genau
so auf die Mode anwenden lasst, auf die Literatur und in allen anderen Formen
der Kunst erscheint.
Einer der Architekten,
die mit ihren Gebäuden das Ziel des Gesamtkunstwerks verfolgten und darüber
hinaus nie eine Grenze zwischen Kunst und Leben zogen, war Paul Schneider von
Esleben. Das Bild Düsseldorfs in der Nachkriegsmoderne wurde maßgeblich von den
Bauten PSEs, wie ihn seine Fans nennen, geprägt. Den Berichten und Bildern des
PSE-Magazins nach, das anlässlich der Ausstellung des M:AI erschienen ist,
musste allerdings auch der Architekt selbst dem Bild eines typischen
Jetset-Lebemanns dieser Zeit entsprochen haben. Nicht umsonst wurde PSE als
„Schneider-Jetleben“ bezeichnet. Er entwarf elegante Hochhäuser und sah einen Hubschrauberlandeplatz
auf dem Dach der Hanielgarage vor, er plante den modernen Flughafen in Köln
Bonn und jettete von dort aus rund um die Welt, er entwarf sich sein eigenes
Segelboot, mit dem er nach Südfrankreich fuhr, zu seiner Villa direkt an der
Küste, er legte natürlich Wert auf seine Garderobe und - wenn man die Details
eines Hochhauses entwirft, warum sollte man dann nicht auch Schmuck entwerfen
können? Kurz: PSE gestaltete sein gesamtes Leben als Gesamtkunstwerk.
Scissorella und PSE-Autorin Jenny Janson (Foto: Ellen Heyer) |
Dass sie sich dabei
an mich wandten, freute und überraschte mich natürlich riesig. Beide hatten unabhängig
voneinander einen Bericht auf meinem Blog entdeckt, bei dem ich in einem von
mir entworfenen Kleid vor der Hanielgarage posiere (Link).
Als ich das Kleid
entwarf, das ich auf den Fotos trage, war ich gerade im absoluten
Fünfzigerjahres-Fieber. Ich war fasziniert von den Filmen, der Mode, dem Design
und der Architektur der Zeit und suchte in meiner Umgebung immer nach etwas,
mit dem ich mich auf eine Zeitreise begeben konnte. Die Hanielgarage entsprach
in ihrer Form, in dem Zukunftsglauben, der ihrer Konstruktion zugrunde liegt,
in ihren Technicolor-Farben genau der Atmosphäre, die ich suchte, bis hin zu
dem ihr angeschlossenen Motel, das in jedem Amerikanischen Spielfilm der
Nachkriegszeit eine Rolle spielen könnte.
Später dann habe ich mich mit den Konstruktionsprinzipien der verschiedenen Epochen auseinandergesetzt und bin in meiner Beschäftigung mit der Architektur über das rein Assoziative hinausgegangen.
Dennoch: es ist nach
wie vor so, dass ich ein Gebäude nie ganz alleine auf einer rein abstrahierten
Ebene sehe. Immer setzten besondere Gebäude meine Phantasie in Bewegung und ein
eigener Film wird vor meinem geistigen Auge abgespielt. Und so sollte es bei
einem guten Kunstwerk doch eigentlich auch sein.
Um noch einmal auf den 100. Geburtstag von PSE zurück zu kommen: das Kleid, das ich dann schließlich zum 100. Geburtstag des Architekten bzw. zu der Ausstellungseröffnung im Mannesmannhochhaus angezogen habe, hatte ich in Anlehnung an Pierre Koenigs Casestudy House #22 aus dem Jahr 1960 entworfen, das sich hoch oben über Los Angeles befindet, in den Hügeln Hollywoods (Link). Auch dort geht es schließlich um Transparenz, das Offenlegen der Filigranen Konstruktion und um das Fehlen dekorativer Elemente. Und das lässt sich schließlich auch von der Hanielgarage sagen.
Das PSE-Magazin liegt bei den beiden Ausstellungen des Museums für Architektur und Ingenieurkunst im Mannesmannhochhaus und in der Architektenkammer in Düsseldorf aus, die noch bis zum 25. September besichtigt werden können. Zum Museum für Architektur und Ingenierkunst NRW geht es hier entlang: www.mai-nrw.de
Das PSE-Magazin liegt bei den beiden Ausstellungen des Museums für Architektur und Ingenieurkunst im Mannesmannhochhaus und in der Architektenkammer in Düsseldorf aus, die noch bis zum 25. September besichtigt werden können. Zum Museum für Architektur und Ingenierkunst NRW geht es hier entlang: www.mai-nrw.de