Familie Millings mit den Beatles, links Gordon Millings, in der Mitte sein Vater Dougie. Foto: (c) privat |
Millings & Son als jugendlichere Alternative zur Londoner Savile Row
Den typischen Briten in seiner coolen, souveränen, weltgewandten Art stellt man sich gerne im Anzug vor, zumindest hier auf dem Kontinent. Dieser Meinung war auch Brian Epstein, als er 1962 das Management der Beatles übernahm und ihnen ein gesamtes neues Image schuf. Epstein selbst, der zusammen mit seinem Vater mehrere Möbel- und Elektrogeschäfte betrieb und mit der Schauspielerei liebäugelte, ließ als junger Gentleman mit Stil seine Ensembles natürlich in der Londoner Savile Row anfertigen. In der Straße im Stadtteil Mayfair, in der man sich sich traditionell auf die Anfertigung individueller Herrenkleidung spezialisier hatte, benötigte man damals noch eine Empfehlung, um überhaupt einen der kostspieligen Anzüge in Auftrag geben zu dürfen. Zu den Kunden der so genannten Tailor-Designer in der Savile Row gehörte zu dieser Zeit beispielsweise der Autor Ian Fleming und somit auch dessen Protagonist James Bond.
Gordon Millings mit Anzug und Scissorella |
Viel weniger kompliziert ging es dagegen bei der Firma Millings & Son in Soho zu. Dougie Millings, der Vater, hatte bereits vor dem Zweiten Weltkrieg in verschiedenen Bands Ukulele gespielt und war mit der Musikwelt vertraut. Dass es bei Millings & Son neben flotten Anzügen sogar einen Probenraum im Keller gab, sprach sich unter jungen Musikbands damals schnell herum, sodass Brian Epstein nicht der erste Musikmanager war, der bei den Millings schneidern ließ. Und so verabschiedete sich die Band aus Liverpool ab 1962 Stück für Stück von ihren Lederjacken, Jeans und Tollen und verwandelte sich von einer Gruppe Musiker aus den Arbeitervierteln Liverpools in elegante Großstädter mit guten Manieren.
Brian Epsteins Gesamtkonzept
Neu war an den Anzügen, die zuerst auf dem Cover der Single „Love me do“ zu sehen waren, dass die Jacken kragenlos und die Hosen „tight tight tight“ waren. Dazu trugen die jungen Herren Chelsea Boots und „Mop tops“. Die Pilzkopf-Frisur übernahmen sie von dem deutschen Fotografen Jürgen Vollmer, der eine ähnliche Frisur bereits seit den späten Fünfzigerjahren trug. Dank Brian Epsteins Talent zur Gesamtinszenierung breitete sich die Beatles-Euphorie bald über den gesamten Globus aus.
Rückblick ins Swinging London an der AMD Düsseldorf
Über all das berichtete Gordon Millings, Dougies Sohn, am vergangenen Freitag in der Akademie für Mode und Design in Düsseldorf im Rahmen einer ganz besonders beschwingten Präsentation mit viel Musik. Ab seinem siebzehnten Lebensjahr hatte Gordon Millings in der Schneiderei seines Vaters gearbeitet und auf diese Weise all die Geschichten hautnah miterlebt, die sich um die Beatles und das Swinging London der Sechziger Jahre herum abspielten. So erzählte Millings, wie sein Vater und er im Laufe der Zeit etwa siebenhundert Anzüge für die Beatles anfertigten. Neben ihren Live-Auftritten, für die sie Anzüge in verschiedenen Farben erhielten, entstanden in dieser Zeit zwei Spielfilmen der Band: „A Hard Day’s Night“ (1964) und „Help“ (1965, Link). Alleine dabei wurden zahllose Jacken und Hosen ruiniert. Und man kann sich natürlich vorstellen, dass damals auch der eine oder andere Fan die begehrten Outfits verschwinden ließ, beispielsweise konnte man die den Reinigungen die eine oder andere Hose in den Wäschebergen bedauerlicherweise einfach nicht mehr wieder finden.
Über all das berichtete Gordon Millings, Dougies Sohn, am vergangenen Freitag in der Akademie für Mode und Design in Düsseldorf im Rahmen einer ganz besonders beschwingten Präsentation mit viel Musik. Ab seinem siebzehnten Lebensjahr hatte Gordon Millings in der Schneiderei seines Vaters gearbeitet und auf diese Weise all die Geschichten hautnah miterlebt, die sich um die Beatles und das Swinging London der Sechziger Jahre herum abspielten. So erzählte Millings, wie sein Vater und er im Laufe der Zeit etwa siebenhundert Anzüge für die Beatles anfertigten. Neben ihren Live-Auftritten, für die sie Anzüge in verschiedenen Farben erhielten, entstanden in dieser Zeit zwei Spielfilmen der Band: „A Hard Day’s Night“ (1964) und „Help“ (1965, Link). Alleine dabei wurden zahllose Jacken und Hosen ruiniert. Und man kann sich natürlich vorstellen, dass damals auch der eine oder andere Fan die begehrten Outfits verschwinden ließ, beispielsweise konnte man die den Reinigungen die eine oder andere Hose in den Wäschebergen bedauerlicherweise einfach nicht mehr wieder finden.
Jetset rund um den Globus mit dem Maßband im Gepäck
Millings & Son schneiderten auch für andere Größen der Musikbranche wie für Sammy Davis Jr. und Cliff Richard. Insgesamt bedeutete die textile Betreuung der Stars auch für die beiden Herrenschneider aus London ein Jetsetleben, im wahrsten Sinne des Wortes. Ständig musste man an den verschiedensten Orten der Welt sein, um Maß zu nehmen, zu ändern und zu reparieren. Und so verwundert es nicht, dass Tom Jones einmal in der Herrentoilette des Heathrow Airport das Maßband angelegt wurde, dass Dougie Milligns einmal mit Sammy Davis Jr. Mit auf der Bühne stand und dass er sogar einen Gastauftritt in „A Hard Day’s Night“ hatte.
Im Jahr 1967 endete schließlich die Zusammenarbeit der Beatles mit den Millings. Mit dem Album „Sargeant Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ wendeten sich die Beatles modisch und musikalisch einem eher psychedelischen Stil zu. Außerdem war der viel zu frühe Tod Brian Epsteins zu betrauern. Das Bild der Beatles in ihren schimmernden, kragenlosen Anzügen, das mit „Love me do“ um die Welt gegangen war, hatte sich jedoch für immer in das kollektive Gedächtnis eingeprägt.