Links eine Skuptur von Tony Cragg, rechts Erwin Wurms "Fat House", 2004. Im Innern kann man dem aufgequollenen Haus zudem bei einem Video-Monolog lauschen. |
Eine ganz besondere Allianz bilden zurzeit die geschmolzenen, aufgeblähten oder durch Tritte deformierten Gebäude des Bildhauers Erwin Wurm mit dem Haus, das sich der Lackfabrikant Dr. Kurt Herberts 1946 - 49 in einem Park über Wuppertal errichten ließ. Herberts hatte während des Zweiten Weltkriegs diversen Künstlern in seiner Firma Unterschlupf gewährt, die offiziell an „Farbexperimenten“ arbeiteten, um sich nicht der entarteten Kunst verdächtig zu machen. Neben Willi Baumeister und Oskar Schlemmer arbeitete auf diese Weise auch der Maler und Architekt Franz Krause (Link) in der Autolack-Branche, nach dessen Plänen nach dem Krieg Herberts’ Villa Waldfrieden an einem Hang hoch über Barmen entstand. Vor seiner Tätigkeit bei Herberts hatte Krause Erfahrungen als Bauleiter der Stuttgarter Weißenhofsiedlung gesammelt und war offenbar von den Ideen Hans Scharouns nicht unbeeindruckt geblieben. Dass Kurt Herberts sowohl einen Faibel für die Natur UND die Technik hatte, zeigt sich an den versenkbaren Wohnzimmerfenstern, die im Gegensatz zu den Hebefenstern von Mies van der Rohes Haus Lange (Link) in Krefeld tatsächlich einen schwellenlosen Übergang zwischen innen und außen schaffen. Zudem ließ Herberts in seinem gesamten Park zahllose Blechkästen installieren, die Telefone enthielten, sodass er seine Geschäftsgespräche in der freien Natur mit einem Blick über seinen Park, seine Lackfabrik und über die ganze Stadt Wuppertal führen konnte.
Seit gestern nun sind die Variationen der Gebäude Erwin Wurms in ihren ganz unterschiedlichen Aggregatzuständen zusammen mit den organischen Formen der Villa Waldfrieden zu sehen (Link).
Eines der Hebefenster der Villa Waldfrieden, ganz wie bei Mies van der Rohes Haus Lange in Krefeld |