MODE KUNST ARCHITEKTUR

Dieser Blog ist dem Material gewidmet, der Konstruktion, der Technik, der Opulenz und der Schönheit, dem Spektakulären, Aufregenden, Anekdotischen, den kleinen Details und dem großen Gesamteindruck, der Bewegung, der Farbe, dem Vergangenen und der Zukunft.

Sonntag, 10. Februar 2013

Hans Scharoun: Hörsaal TU Berlin, 1963 - 68



Ausflüge in die Modewelt müssen immer mit Abstechern zu aufregenden Gebäuden verbunden werden. Manchmal ergibt sich dabei ganz Überraschendes. Am Freitagabend der Fashionweek Berlin wollte ich einmal um den riesigen Kreisel des Ernst-Reuter-Platzes herumlaufen, als mir bei eisigem Wind und klirrender Kälte einfiel, dass sich dort doch das Gebäude befinden musste, das Hans Scharoun in den Sechzigerjahren für die TU Berlin entworfen hatte. Ich wusste nicht, wie das Gebäude aussah, hatte aber gelesen, dass Scharoun in der Eingangshalle viele verschiedene Natursteinplatten hatte anbringen lassen, um den Architekturstudenten die unterschiedlichen Steinsorten zu erklären. Später hat man das Arrangement dann durch das Anbringen von Schaukästen stark zerstört. Blindlings marschierte ich in das nächste Gebäude, aus dem an verschiedenen Stellen Ecken und Winkel in die Dunkelheit ragten und sehr nach Scharoun aussahen. Die Eingangshalle lag ziemlich verlassen im Halbdunkel und vor mir reihten sich tatsächlich unzählige vertikale Steinplatten aneinander. In die Mitte hatte man einen breiten Streifen geschnitten um einen Schaukasten einzulassen.

Das sind die wirklich phantastischen, seltenen Momente im Leben. Ohne es geplant zu haben steht man plötzlich, einfach so, an einem Ort, den man bisher nur aus seiner Vorstellung kannte. Auf einmal überschneiden sich Realität und Phantasie.

Hinter der nächsten Tür lag ein dunkler Hörsaal. Ich drückte auf den Lichtschalter und pling pling pling sprangen die Neonröhren an. Mit jedem Pling wuchs meine Freude über die unglaubliche Ent- deckung die ich da gemacht hatte. Ich stand inmitten eines beinahe vollkommen holz- vertäfelten Hörsaals, der sich offensichtlich noch im Originalzustand befand. Die Decken- konstruktion bestand aus einem Geflecht rautenförmig angeordneter Betonrippen und Neonlampen, wobei das arythmische Knacken der Lampen sehr zur Atmosphäre des Raumes beitrug. Die flachen Stufen, die zwischen den blau bezogenen Stahlrohrsitzen hinunter zu den Tafeln führten, fächerten sich nach unten zunehmend auf, endeten in den für Scharoun typischen stumpfen Winkeln und erinnerten damit an dessen Philharmoniegebäude.  

 
 
Zum Vergleich: Universitätgebäude in Bochum (Link), Düsseldorf (Link) und Köln (Link).