Was habe ich in den letzten zehn Jahren gemacht? Ich kann die Zeit nicht zurück drehen, aber ich kann meinen Blog zurückspulen, bis hin zu dem Tag, an dem ich zum ersten Mal auf „veröffentlichen“ geklickt habe. Das war am 9. November 2008 und ich kann mich noch genau daran erinnern, wie ich aufgeregt dachte: „Das kann doch jetzt jeder lesen!“. Natürlich hat es nicht jeder gelesen, aber es war ein Anfang. Es war der Anfang von einem Entwicklungsprozess bei dem ich sehr viel gelernt habe, Wissen generiert und viele Leute kennen gelernt habe, Fähigkeiten erlernt und mein gesamtes Weltbild erweitert habe. Der Blog ist das ultimative Medium für alles. Du kannst alles damit machen, Du hast immer einen Grund. Einen Grund, Leute anzusprechen, Gebäude zu betreten, Fakten zu erfragen, zu recherchieren. Der Blog treibt Dich an, er verändert Dich, er ist ein Teil von Dir, Deine digitale Erweiterung, die Öffnung Deines Gehirns nach außen, zur Welt. Ich wollte in keinem anderen Jahrhundert leben als in dem jetzigen, vielleicht gerade weil ich mich in meiner analogen Kindheit und Jugend so sehr mit der Vergangenheit beschäftigt habe, mit dem Mittelalter, der Renaissancekunst, Barockmusik gehört habe und die Literatur des 19. Jahrhunderts verinnerlicht habe. Jetzt gibt es das Internet und ich kann veröffentlichen, was ich will.
Ich rolle den Blog zurück. Wie eine Schriftrolle. Oder so, wie man ein Videoband zurückspult. Wind Back. Ruckartig und abgeackt rasen hunderte von Bildern an mir vorbei. Bilder von Gebäuden, von Zweckbauten aus Beton, ich sehe Rathäuser, Rechenzentren, Bungalows, dann Architekten, Playboys, Modedesigner, dann wieder Betonoberflächen, grau und rauh, Schauspielerinnen, grobkörnigster Beton und zartester Tüll, porös alle beide, immer wieder ich, in meinen selbstentworfenen Kleidern und an den hottesten Hotspots des Universums, immer in moderner Architektur, immer in der Zukunft unterwegs, in Los Angeles, in Düsseldorf, in Brasilia, nein, es ist doch Berlin, ach egal, Hauptsache aufregend und glamourös.
Melancholisch spule ich dieses Epos, das offensichtlich mein Leben ist, bis zur ersten Szene zurück. Über dem Anfang steht ganz passend „END“. Die Protagonistin posiert in einem selbstentworfenen Kleid vor Gregor Schneiders gleichnamiger Installation, einer architektonischen Modifikation des Museums Abteiberg in Mönchengladbach im November 2008. Darunter ein Foto von mir im Innenraum des Environments, dann ich vor einer Arbeit von Rita McBride.
Melancholisch spule ich dieses Epos, das offensichtlich mein Leben ist, bis zur ersten Szene zurück. Über dem Anfang steht ganz passend „END“. Die Protagonistin posiert in einem selbstentworfenen Kleid vor Gregor Schneiders gleichnamiger Installation, einer architektonischen Modifikation des Museums Abteiberg in Mönchengladbach im November 2008. Darunter ein Foto von mir im Innenraum des Environments, dann ich vor einer Arbeit von Rita McBride.