China 8 im Museum Folkwang, Essen |
Um einen Überblick über die zeitgenössische Kunst eines so vielfältigen Landes wie China zu gewähren, bedarf es mehr als nur eines einzigen Museums. Man benötigt dazu schon eine Museumslandschaft wie die des Ruhrgebiets, wo man seit dem Kulturhauptstadtjahr 2010 (Link) Erfahrung mit ganz großen, logistisch aufwändigen Inszenierungen hat. Aus dem Projekt Ruhr 2010 und den dabei geschaffenen Vernetzungen entstand schließlich auch die Idee der Ausstellungsreihe China 8. Acht Museen in neun Städten schlossen sich dabei zusammen, um die Chinesische Kunst der Gegenwart nach Deutschland zu holen.
Eine Reise durchs Ruhrgebiet zu der Kunst Chinas
Und so fand am vergangenen Montag nicht einfach nur eine Pressekonferenz zu China 8 statt, sondern eine ganze Reise durch das Ruhrgebiet. So, wie die Museumsbesucher in den nächsten Monaten die Möglichkeit haben, mit Bussen von Museum zu Museum zu fahren, so konnten sich auch die Pressevertreter anhand verschiedener Busrouten ein Bild der Größe des Projekts machen. Selbst wenn man also nur drei der neun Museen an einem Tag besichtigt, ist man bereits einen ganzen Tag en route und bekommt einen Eindruck davon, wie viele Chinesische Künstler an der Ausstellung beteiligt sind bzw. wie vielfältig erst recht die gesamte chinesische Kunst sein muss. Der Einzige, der bei der großangelegten Schau nicht zu sehen ist, ist ausgerechnet der bekannteste Chinesische Künstler der Gegenwart, Ei Weiwei. Er habe, so China-8-Initiator Walter Smerling bei der Pressekonferenz im Folkwang Museum Essen, scheinbar keine so große Affinität zu Gruppenausstellungen.
Überblick über China 8 im NRW-Forum Düsseldorf
Düsseldorf, das man gerne als das Tor zum Ruhrgebiet bezeichnet, bildet so etwas wie einen Ausgangspunkt und gibt im NRW-Forum (Link) einen Überblick über die Gesamtheit der ganz unterschiedlichen Kunstformen, die in den einzelnen Museen präsentiert werden. In den weiteren sieben Museen findet dann jeweils eine Spezialisierung statt. So zeigt beispielsweise das Museum MKM Küppersmühle für Moderne Kunst in Duisburg (Link) Malerei international etablierten Chinesischen Malern, im Museum Folkwang in Essen wird zeitgenössische Fotografie gezeigt (Link), im Kunstmuseum Gelsenkirchen Tuschemalerei und Kalligraphie. Eine Übersicht über alleTeilnehmenden Museen und Künstler findet man unter www.china8.de.
Skulpturenmuseum im Glaskasten Marl: Die angehaltene Zeit – Video und Sound
Das Rathaus in Marl mit seinen beiden Verwaltungstürmen und dem unglaublich skulpturalen Ratssaal von J.H. van den Broek und Jacob Bakema aus den Jahren 1960 bis 67 ist alleine schon eine Reise wert (Link). Im damals noch wachsenden Marl wurde nach einem international ausgeschriebenen Architekturwettbewerb ein gesamtes neues Stadtzentrum angelegt. In diesem Zusammenhang entstand u.a. auch eine Grundschule nach Plänen von Hans Scharoun, der sich ebenfalls, allerdings erfolglos, an dem Wettbewerb beteiligt hatte. Das Skulpturenmuseum Glaskasten Marl (Link) befindet sich unterhalb des Ratsaals und wird somit auch von dessen kristallin geformten Beton-Faltwerkdach überspannt.
Im Rahmen von China 8 sind in Marl nun vierzehn Arbeiten aus den Bereichen Video- und Klangkunst zu sehen und zu hören, deren Kernstück in einem Werk von Zhang Peili besteht. Mit seinem Entstehungsjahr 1988 ist es das älteste Video der Ausstellung und stammt aus einer Zeit, in der es in China für einen Künstler noch so gut wie unmöglich war, an eine Videokamera zu gelangen. Zhang Peili zeigt, wie er geduldig einen zerbrochenen Spiegel wieder zusammensetzt. Insgesamt wird in Marl großen Wert darauf gelegt, dass die einzelnen Videoarbeiten so präsentiert werden, dass sie miteinander in Dialog treten können.
Kunsthalle Recklinghausen
Dass das Thema Kunst im Bunker schon lange vor Christian Boros’ Sammlung in Berlin ein Thema war, zeigt sich in der Kunsthalle Recklinghausen. Bereits seit 1950 beherbergt dort ein Bunker in Bahnhofsnähe die örtliche Kunsthalle. Dass allerdings sowohl bei Boros als auch in Recklinghausen Schlauchskulpturen von Michael Sailstorfer zu sehen sind, ist eine weitere überraschende Parallele. Für das China-8-Projekt konzentriert man sich jedenfalls, nachdem man in der Duisburger Küppersmühle Malerei von bereits etablierten Künstlern zeigt, auf junge Chinesische Maler, die noch auf dem Weg sind, bekannt zu werden. Themen sind dabei u. a. die rasante bauliche Veränderungen in den Städten Chinas.
Enthüllung am Flughafen Düsseldorf
Die schon erwähnte Presse-Busreise fand, nach einem Halt im NRW-Forum Düsseldorf mit dem Dort gebotenen Überblick über das Projekt, am Abend des langen Ausflugtages ihren Abschluss am Düsseldorfer Flughafen. Dort, an einem Ort, der sowohl für internationale Verbindungen als auch für große Hoffnungen steht, eine Stahlskulptur von Chen Wenling feierlich enthüllt, die nicht ganz zufällig an das Bleigießen zu Silvester erinnert.