MODE KUNST ARCHITEKTUR

Dieser Blog ist dem Material gewidmet, der Konstruktion, der Technik, der Opulenz und der Schönheit, dem Spektakulären, Aufregenden, Anekdotischen, den kleinen Details und dem großen Gesamteindruck, der Bewegung, der Farbe, dem Vergangenen und der Zukunft.

Samstag, 22. November 2014

Die Modesammlerin: Monika Gottlieb auf der Cologne Fine Art

Monika Gottlieb / Kleid von Nina Ricci
Die Frage, was man zu seinem Jaguar E-Type anzieht, beantwortet Monika Gottlieb natürlich mit Dior. Zurzeit nimmt die Düsseldorferin mitsamt ihrer Entourage an der Cologne Fine Art teil und bringt mit ausgewählten Stücken aus ihrer Sammlung den Glanz des internationalen Jetsets in die Domstadt. 

Die Geschichte Monika Gottliebs ist eng verwoben mit dem Aufstieg Düsseldorfs zur Modemetropole in der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts und das Flair exklusiver Mode begleitet sie von klein auf. Über das Parfümerie- und Modeschäft von Monika Gottliebs Eltern in der Nähe der Königsallee und die Sammlung, die daraus hervorging, habe ich nun schon einige Male berichtet (hier (Link) und hier (Link)). Umso mehr freute ich mich, von Frau Gottlieb zur diesjährigen Cologne Fine Art eingeladen zu werden. Als zusätzliches Highlight der Messe war auf Anraten Frau Gottliebs die Londoner Auktionatorin Kerry Taylor (Link) angereist, die mit ihrem Vortrag das Publikum sehr ins Schwärmen brachte. Dabei ging es um Schätze von Madelaine Vionnet und Elsa Schiaparelli, die sie in Kellern und auf Dachböden ausfindig machte, um die Garderobe Prinzessin Dianas, um die Kleider von Filmdiven wie Liz Taylor und Ava Gardner, die Kerry Taylor immer wieder mit einem euphorischen „gorgeous“ kommentierte und schließlich auch die drei Gründe, weswegen sich eine Dame überhaupt von ihrer luxuriösen Kleidung trennt: debt, divorce, death. 

Mittwoch, 19. November 2014

surveillance souterraine: Die Making-of-Fotos meines Videodrehs von Robert Freund




Als ich im Januar des Jahres im Rahmen des onomato-Video-Stpendiums meinen Kurzfilm mit dem Titel „surveillance souterraine“ gedreht habe (Link), begleitete der Düsseldorfer Fotograf Robert Freund (Link) das Team für einen Tag und dokumentierte unsere Aufnahmen. Ich freue mich wirklich sehr darüber, unsere Dreharbeiten und auch die Kostüme, die ich eigens für das Projekt entworfen und angefertigt habe, im Nachhinein noch einmal aus einer anderen, nicht weniger architekturbegeisterten Perspektive zu sehen. Robert Freund hat ursprünglich Architektur studiert, fotografiert jedoch seit einigen Jahren das glamouröse Geschehen zwischen Düsseldorf und Sardinien.

Ganz der Schönheit der Architektur dreier U-Bahnhöfe gewidmet, die im Jahr 2002 nach Entwürfen von Wolfgang Döring im Stadtteil Düsseldorf Oberbilk eröffnet wurden, handelt „surveillance souterraine“ davon, wie sich die vier Filmfiguren von den elegant arrangierten Linien und Flächen der Gebäude in Bewegung versetzen lassen und zunehmend in eine ausgelassene Euphorie geraten. Ein ganz wichtiges Ritual, das sich über die gesamten Dreharbeiten hinweg wiederholte, lag darin, dass wird den teils streng, teils erfreut dreinblickenden Sicherheitsleuten der Rheinbahn mit offizieller Mine unsere Drehgenehmigung vorlegen mussten. Auch diese Momente hat Robert Freund festgehalten. Mir bleibt, mich an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich sowohl bei meinen Darstellerinnen als auch bei unserem  souveränen Setfotografen zu bedanken.

surveillance souterraine
Mit Alwina Heinz, Sandra Labs, Patrizia Lohmann und Julia Zinnbauer
Kamera, Schnitt, Kostüme, Regie: Julia Zinnbauer
Düsseldorf 2014
20.07 min.


Mit Alwina Heinz (links) und Patrizia Lohmann (rechts) im Oberbilker Untergrund.

Dienstag, 11. November 2014

Roger Hummel, André Blanc: L'École Nationale de la Marine Marchande du Havre, 1961


Zu einer Hafenstadt, und als nichts anderes wurde LeHavre im 16. Jahrhundert gegründet und angelegt, gehört neben einem Leuchtturm und diversen Hafenbecken auch eine Marineschule. Die École Royale d'Hydrographie du Havre wurde bereits im Jahr 1666 auf königliche Anweisung hin gegründet und ist eine der ältesten Marineschulen Frankreichs. Während des Zweiten Weltkriegs und den Bombardements, die die ganze Stadt zerstörten, wurde die Schule geschlossen und im Jahr 1949 in einem Provisorium wiedereröffnet. Im Rahmen des Wiederaufbaus der Stadt sollte auch die Marineschule ein neues Gebäudeensemble erhalten, allerdings hoch oben auf einem Felsen im Vorort Sainte Adresse, mit einem weiten Blick über Le Havre hinaus auf das Meer.



Eine gewisse Erfahrung mit Schiffsformen hatte Roger Hummel (1900 - 1983) durchaus, als er Ende der Fünfzigerjahre damit beauftragt wurde, zusammen mit seinem Kollegen André Blanc ein neues Schulgebäude für die angehenden Offiziere der Handelsmarine zu entwerfen. Das lag nicht nur daran, dass er seit 1945 der leitende Architekt der Französischen Handelsmarine war. Bereits in den Dreißigerjahren hatte er diverse Schulgebäude entworfen, und zwar ganz im Sinne der Licht, Luft und Sonne Bewegung, mit großen Terrassen und breiten Fensterbändern. Der Ozeandampfer galt damals nicht nur bei LeCorbusier als absolutes Ideal an Funktionalität und Modernität. LeCorbusier war begeistert von der Reduktion auf das technisch Notwendige an Flugzeugen, Schiffen und Silos, vom Fehlen jeglicher Dekoration und den harmonischen Proportionen rein funktionaler Bauten. Art-Déco-Architekten wie Roger Hummel imitierten mit ihren Gebäuden jedoch auch die äußere Form von Ozeandampfern mitsamt ihren Rundungen und Bullaugen (z.B. das Aquatic Bathhouse Building in San Francisco von Sargent Claude Johnson aus dem Jahr 1939 (Link)). Von Roger Hummel stammen beispielsweise La Groupe Scolaire Condorcet in Paris (1930 - 34, Link) und das Gebäude des Collège Jules Ferry in Toulouse, das 1935 eröffnet wurde  (Link).

Samstag, 8. November 2014

Musée Malraux, LeHavre (1953 - 1961)



Dort, wo Auguste Perrets strenge Betonstadt auf das Meer trifft und sich Le Havre zu seinem namensgebenden Hafen hin öffnet, liegt das Musée Malraux. Fest in seinem Sockel verankert, ist es in seiner filigranen Konstruktion aus Glas, Stahl und Aluminium ganz seiner exponierten Lage gewidmet und zelebriert das extreme, ständig wechselnde Licht der Normandie, den Wind und die weite Sicht auf das Meer. Die Architekten Guy Lagneau, Michel Weill, Jean Dimitrijevic und Raymond Audigier (der auch für die Vollendung St. Josephs nach Perrets Tod im Jahr 1954 verantwortlich war (Link)), hatten ihren Entwurf für das erste Kunstmuseum, das in Frankreich nach dem Krieg eröffnet werden sollte und damit auch einen großen symbolischen Wert hatte, bereits im Jahr 1953 vorgestellt. Eingeweiht wurde der Bau 1961. 


Mit seiner Transparenz und Offenheit widersprach das Musée Malraux damals allem, was man bis dahin als Museumsbau kannte. Die Stahlkonstruktion erlaubt es, dass im Innern keine tragenden Wände notwendig sind, ganz so, wie es LeCorbusiers Ideal entspricht. Durch die Modularität der Trennwände kann man diese je nach Anlass arrangieren. Um den besonderen Lichtverhältnissen gerecht zu werden, besteht für jede der fünf Glasfassaden ein eigenes System aus Sonnenblenden. Dabei stammen die Aluminiumelemnte und der Dachaufbau von Jean Prouvé (Link), der zudem auch die sechs mal sieben Meter große Tür auf der Westseite des Gebäudes entworfen hat. Gefiltert wird das Licht zusätzlich durch Streifen aus Milchglasscheiben. Die Bedeutung, die hier dem Licht beigemessen wird, bezieht sich nicht zuletzt aber auch auf die Malerei, der das Musée Malraux gewidmet ist (Link).

Samstag, 1. November 2014

Oscar Niemeyer: Le Volcan, Le Havre, 1977 - 1982




Als ich vor etwa einem Jahr nach Le Havre fuhr, um mir Auguste Perrets Modulstadt (Link) und Oscar Niemeyers Kulturzentrum anzuschauen, schienen dessen großer und kleiner Vulkan tatsächlich von einer alles zerstörenden Subduktionszone umgeben zu sein, die sich inmitten der Stadt am Bassin de Commerce aufgetan hatte. Obwohl das Ensemble erst 1982 eröffnet worden war, hatte man sich offensichtlich zu einer umfassenden Renovierung, um nicht zu sagen: Demontage der Anlage entschlossen und den ehemals taubenförmigen Grundriss in eine Kraterlandschaft verwandelt.