Mark Dion: Vivarium, 2002; Hofgarten Düsseldorf. Nach dem Sturm. |
Die ganze Stadt riecht nach
Linden. Viele der Linden liegen waagerecht auf der Erde und strecken ihre
riesigen Wurzeln in den grellblauen Sommerhimmel. Die Rasenflächen zu ihren
Füßen haben sich im Neunzig-Grad-Winkel aufgestellt. Am Abend des Pfingstmontags, am 9.
Juni, ist der schlimmste Sturm aller Zeiten über Düsseldorf hereingebrochen und
ich war nicht zu Hause. Ich befand mich einige hundert Kilometer südlich der
Stadt auf dem Loreley-Felsen, schaute in die strahlende Sonne und war erstaunt,
wie sich plötzlich um kurz vor acht Uhr abends das Licht änderte und es grau
wurde im Norden. Vom Ausmaß der Katastrophe erfuhr ich erst auf der Heimreise
am Dienstag, als ein freundlicher ICE-Schaffner mich in Koblenz mit meinem
Rheinland-Pfalz-Ticket zusteigen ließ und mir mit der Entschuldigung, dies sei
ja kein Champagner, ein Wasser anbot.
Blick durchs Vivarium |
Am Mittwoch traute ich mich
zunächst gar nicht, mir die Stadt anzuschauen und machte mir erst am Donnerstag
ein Bild der Lage. Siebzehntausend Bäume sollen umgefallen sein, dabei wurden
mehrere Menschen erschlagen. Die Leute in den Straßen und Parks wirken alle
bedrückt. Ich frage mich, wo und wie die Vögel gelandet sind, die in den
Luftsog gerieten.
An einer Stelle bieten die
Sturmschäden ein besonders ironisches Bild. Im Jahr 2002 hatte der
Amerikanische Künstler Mark Dion im Hofgarten, in der Nähe des Ratinger Tors,
ein Vivarium angelegt, ein Gewächshaus, in dem ein Baumstamm über die Jahre
hinweg von seinen verschiedenen Bewohnern wie Insekten und Pilzen verändert
werden sollte. Vermutlich empfindet Herr Dion die Nachricht, dass gleich zwei
Bäume auf den wie aufgebahrt daliegenden Stamm gefallen sind, als durchaus
konsequente Weiterführung seiner ursprünglichen Idee. In Seattle befindet sich
übrigens ein weiteres Vivarium Dions (Link).
Biergarten Rheinterrasse
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