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Freitag, 13. Juni 2014

Die ganze Stadt riecht nach Linden

Mark Dion: Vivarium, 2002; Hofgarten Düsseldorf. Nach dem Sturm.

Die ganze Stadt riecht nach Linden. Viele der Linden liegen waagerecht auf der Erde und strecken ihre riesigen Wurzeln in den grellblauen Sommerhimmel. Die Rasenflächen zu ihren Füßen haben sich im Neunzig-Grad-Winkel aufgestellt. Am Abend des Pfingstmontags, am 9. Juni, ist der schlimmste Sturm aller Zeiten über Düsseldorf hereingebrochen und ich war nicht zu Hause. Ich befand mich einige hundert Kilometer südlich der Stadt auf dem Loreley-Felsen, schaute in die strahlende Sonne und war erstaunt, wie sich plötzlich um kurz vor acht Uhr abends das Licht änderte und es grau wurde im Norden. Vom Ausmaß der Katastrophe erfuhr ich erst auf der Heimreise am Dienstag, als ein freundlicher ICE-Schaffner mich in Koblenz mit meinem Rheinland-Pfalz-Ticket zusteigen ließ und mir mit der Entschuldigung, dies sei ja kein Champagner, ein Wasser anbot.  


Blick durchs Vivarium
Am Mittwoch traute ich mich zunächst gar nicht, mir die Stadt anzuschauen und machte mir erst am Donnerstag ein Bild der Lage. Siebzehntausend Bäume sollen umgefallen sein, dabei wurden mehrere Menschen erschlagen. Die Leute in den Straßen und Parks wirken alle bedrückt. Ich frage mich, wo und wie die Vögel gelandet sind, die in den Luftsog gerieten.

An einer Stelle bieten die Sturmschäden ein besonders ironisches Bild. Im Jahr 2002 hatte der Amerikanische Künstler Mark Dion im Hofgarten, in der Nähe des Ratinger Tors, ein Vivarium angelegt, ein Gewächshaus, in dem ein Baumstamm über die Jahre hinweg von seinen verschiedenen Bewohnern wie Insekten und Pilzen verändert werden sollte. Vermutlich empfindet Herr Dion die Nachricht, dass gleich zwei Bäume auf den wie aufgebahrt daliegenden Stamm gefallen sind, als durchaus konsequente Weiterführung seiner ursprünglichen Idee. In Seattle befindet sich übrigens ein weiteres Vivarium Dions (Link).  



Biergarten Rheinterrasse