Der Blog hat nun eine ganze
Weile geruht. Tatsächlich hat sich in den letzten Monaten so viel und so
Ungewöhnliches ereignet, dass mir meine bisherige Berichterstattung
vorübergehend zu statisch erschien. Es ist nicht nur einfach viel mehr passiert
als in der Zeit zuvor, die Erlebnisse, Charaktäre und Handlungsstränge griffen zunehmend ineinander, sodass die Geschichte immer mehr
an Geschwindigkeit, Sinn und Eleganz angenommen hat. Um all das en détail
aufzuschreiben, dafür fehlt mir gerade jetzt in all dem Trubel ein wenig die
Muße, da ich fieberhaft auf die Präsentation meines neuen Kurzfilms hinarbeite.
Kurz gesagt: direkt nachdem
ich mit meinem Bruder im September eine Architekturexpedition nach Frankreich
unternommen und wir dabei viel Ungewöhnliches entdeckt hatten, über das hier
noch berichtet werden soll, wartete zu Hause bereits die Nachricht auf mich,
dass ich das Werkstipendium des onomato künstlervereins Düsseldorf für Video-,
Tonkunst und Animation erhalten hatte. Das hieß, dass ich nun die Möglichkeit
hatte, einen lange gehegten Wunsch in die Realität umsetzen und mich filmisch
mit den Linien, Flächen und Proportionen meines Heimat-U-Bahnhofs
auseinandersetzen konnte. Beinahe durch Zufall geriet ich im letzen Herbst aber
auch mitten in die Dreharbeiten eines Spielfilms und wurde zurück in die
Vierzigerjahre versetzt, in die Zeit, in der energische Damen für die Aufnahme
des Gleichstellungsparagraphen in das Grundgesetz kämpften. Die Dynamik, die
Detailverliebtheit und der Schwung, mit dem das Regieteam die Schauspieler und
Komparsen dirigierte, die gesamte positive Atmosphäre, mit der der Dreh
verbunden war, hat meinen Blick auf das Filmemachen, insbesondere aber auch auf
die Fragen des Timings, der Bewegung und der Choreographie wirklich erweitert.
Während ich danach also
intensiv an meinem Kurzfilm arbeitete, meine Darstellerinnen gegen Müdigkeit
und Kälte kämpften und wirklich alles an der Filmfront gaben, fand in
Düsseldorf die Modewoche statt, die Teilnahme an einer Ausstellung in Wuppertal
wurde mir zugesagt, Freunde von mir machten aufregende Fotos von meinem Dreh
und dann auch von mir in wilder Pose, ich hatte die Möglichkeit, bei einem weiteren
Spielfilm kurz mit dabei zu sein und in goldenen Hotpants unter einer zugigen
Brücke zu stehen (was mein Rollenrepertoire definitiv erweitert und mich riesig
gefreut hat), ich nähte Kostüme, ich schnitt und drehte, kochte Kaffee,
befüllte Thermoskannen, das Drehbuch wurde immer länger und ausgefeilter, bekam
Flecken und Knicke, ich fuhr nach Lüttich und Köln und Bonn, lernte weitere
ungewöhnliche Charaktäre kennen, sammelte mal wieder eine bei Eisregen aus dem
Nest gefallene Jungtaube auf, reichte Kurzfilme bei Wettbewerben ein, las in
stillen Momenten im „Graf von Monte Christo“, den ich bei meiner
Weihnachts-Wallfahrt nach Velbert-Neviges gefunden hatte, mein
Canon-Fotoapparat ging nach immerhin zwei Jahren kaputt, was ja auch dazu
gehört und man froh ist, dass es kein Festplattenabsturz war und nun liegt die
Abschlusspräsentation des onomato Werkstipendiums direkt vor uns. Im Fenster
des onomato Künstlervereins auf der Birkenstraße 97 in Düsseldorf hängt ein riesiges Plakat,
auf dem eine alle Gliedmaßen dehnende Taube mit strengem Blick auf den 28.
Februar, den Tag der Vernissage, aufmerksam macht. Ihr ahnt es: es ist ein Foto
von der Taube, die ich im Januar 2013 in Berlin aufgesammelt habe, als sie halb
erfroren auf dem Bahnsteig lag und die sich mit der Zeit zu einem wahren
Showstar entwickelt hat (Link).
SO. Und nun geht es weiter.
Mit den Blog, dem Film, dem Schwung, dem Frühling, dem drive, dem move, dem
flight und wir sehen uns am 28. Februar!