MODE KUNST ARCHITEKTUR

Dieser Blog ist dem Material gewidmet, der Konstruktion, der Technik, der Opulenz und der Schönheit, dem Spektakulären, Aufregenden, Anekdotischen, den kleinen Details und dem großen Gesamteindruck, der Bewegung, der Farbe, dem Vergangenen und der Zukunft.

Montag, 28. Dezember 2009

Grayhound to Las Vegas


Sehr geehrte Damen und Herren,
nachdem jetzt mein Informationszentrum wieder funktioniert, möchte ich nun auch mit dem Bericht über meine Architektur-Expedition nach Amerika fortfaren.

Und zwar war das folgendermaßen:
Als ich nach einer Fahrt durch die Nacht von San Francisco nach Los Angeles morgens an der Grayhoundstation stand, entschloß ich mich einfach so, die Gelegenheit zu nutzen, und nach Las Vegas weiterzureisen. Ich hatte noch einen Koffer in L.A. und konnte die Fahrt mit leichten Gepäck antreten. Einerseits hatte ich die Befürchtung, durch den Ausflug in die Wüste nicht mehr genügend Zeit für Los Angeles zu haben, aber wer mit so großer Begeisterung ständig die Szene vor Augen hat, in der James Bond in "Diamantefieber" in einem Mondmobil von Las Vegas nach Palm Springs fährt um dort in John Lautners Elrod-House von zwei drahtigen Wildkatzen angefallen zu werden, der kann sich seiner Neugier in diesem Fall nicht erwehren.
Und plötzlich saß ich also ohne meine Reisebegleiterin (die nach Venice Beach gefahren war) in einem Überlandbus und fuhr durch die Mojave-Wüste, eine weitere, höchst surreale Szenerie, die wir aus unzähligen Filmen kennen, mindestens als Kulisse für Raketen-Auto-Tests. Erst in der Abenddämmerung kam ich in der Glitzermetropole an und bezog eine Jugendherrberge gegenüber einer Wedding Chapel. Zu Fuß machte ich mich auf den Weg entlang des Las Vegas Strips, an der Stratosphere vorbei, und besichtigte mit äußerer Skepsis das Venetian Hotel. Es war noch hässlicher als gedacht. Unsäglich gigantische Korridore, ausgelegt mit Kilometern von beige-braunem teppichboden, halbdunkel, menschenleer. Das Leben tobte nur un den Untergeschossen bzw. um die künstlichen Kanäle. Später stellte sich heraus, daß die gesamte Stadt ein Paradies für Retroteppich-Fans ist und ich kann nun auch die atmosphäre in "Shining" besser nachvollziehen. Ja, die amerikanische Seele breitete sich vor mir aus und ich muß wirklich sagen, daß ich mich bei allem Schreccken an den Look gewöhnte und ich mit zunehmender Begeisterung die Bilderflut auf mich wirken ließ. In zukunft werde ich amerikanische Musikvideos mit einem milden Lächeln betrachten und mich nicht mehr fragen, wie man denn auf sowas kommt.

The Stratosphere

The Luxor, vor allem innen aufregend, ist es neben all den schlimmen Themenpark-Gebäuden wirklich das interessanteste unter den neueren Hotels und würde natürlich eine wunderbare James-Bond-Kulisse abgeben.
Wie befürchtet entdeckte ich am ersten Abend nicht viel vom ursprünglichen Ratpack-Charme des Strips, erst im trüben Licht des nächsten Tages bot sich mir das wahre Bild der Stadt, in der ständig alles abgerissen und erneuert wird. Über Nacht war ein Sturm aufgekommen und der Wüstensand blies mir ins Gesicht als ich mich auf die Suche nach dem Hilton Hotel machte, um dort das echte Las Vegas der 60er- und 70erjahre zu finden.



The Circus Circus