„Immer
vor Ort. Nie am selben.“ So lautet der Wahlspruch des M:AI (Link), des
Museums für Architektur und Ingenieurkunst NRW. Zum Konzept des
Museums gehört es, dass die Ausstellung des M:AI immer in
außergewöhnlichen Gebäude stattfinden, die thematisch mit dem
jeweiligen Projekt in Verbindung stehen. Die Ausstellung des M:AI
über Paul Schneider von Esleben anlässlich des 100. Geburtstags des
Architekten erstreckte sich im August letzten Jahres über die
gesamte Heimatstadt des Düsseldorfers hinweg (Link). So erfuhr man nicht
nur in Schneider von Eslebens Mannesmann Hochhaus über dessen Leben
und Werk, sondern auch in der Architektenkammer NRW und in der
Rochuskirche.
In
Wuppertal findet nun der zweite Teil der Ausstellung statt, natürlich
in einem weiteren spektakulären Gebäude Paul Schneider von
Eslebens, dem weithin sichtbaren Ensemble der Stadtsparkasse
Wuppertal am Islandufer.
Nach
dem Entwurf für das Mannesmann Hochhaus in den Fünfzigerjahren
avancierte Schneider von Esleben bald zum Hochhausexperten. In den
Sechzigerjahren entwarf er für Düsseldorf zunächst das Commerzbank
Hochhaus (1961 – 63) und das ARAG-Gebäude (1963 – 67) und wandte
sich dabei zunehmend dem Einsatz von Beton zu. Zwischen 1969 und 1973
entstand dann das dreiteilige Gebäude der Stadtsparkasse Wuppertal ,
das nun gerade kürzlich, rechtzeitig zu der Eröffnung der
Ausstellung, unter Denkmalschutz gestellt wurde.
Dabei
berief man sich auf die innovative Konstruktion des Verwaltungsturms
bzw. des gesamten Ensembles, auf die typologisch neuartige
Kombination aus Kunden- und Verwaltungszentrum und auf die Bedeutung
des markanten Turms für die gesamte Stadtsilhouette. Das Besondere
an dem 75 Meter hohen Verwaltungsturm liegt darin, dass in einem
ersten Schritt zunächst ein Betonkern gegossen wurde, in dem sich
die Treppen- und Aufzugsschächte befinden, und dann in einem
weiteren Arbeitsschritt die einzelnen Etagen von ober nach untern an
diesen Kern angehängt wurden. Auf diese Weise schuf Schneider von
Esleben neunzehn Etagen, die allesamt keine tragenden Säulen oder
Pfeiler benötigen und deren Flächen somit frei einteilbar sind.
Diese Form der Hängekonstruktion, die sich auch in Egon Eiermanns
Olivetti-Häusern in Frankfurt und in den Gebäuden des Rathauses in
Marl wiederfindet, geht auf die Erfindung zweier Wuppertaler
Architekten zurück, auf die Brüder Bodo und Heinz Rasch, wobei
letzterer bis zu seinem Tod in einem Haus am Döppersberg wohnte,
nicht weit vom Islandufer entfernt.
Flankiert
wird der Verwaltungsturm auf der einen Seite von einer Parkgarage mit
auffälligen Spindeltreppen und auf der anderen Seite von einem
Flachbau, der nach dem gleichen Hängeprinzip konstruiert wurde und
das Kundenzentrum enthält. Ganz im Sinne des zukunftsweisenden
Gebäudearrangements, das sich deutlich vom gesamten Stadtbild
Wuppertals abhebt, beauftragte Paul Schneider von Esleben zudem den
Krefelder Künstler Adolf Luther mit dem Entwurf einer Plastik. Über
die gesamte Rückwand des Kundenzentrums hinweg erstreckt sich somit
ein (ehemals) kinetisches Objekt, das aus Adolf Luthers typischen
Glaslinsen besteht. In Form von insgesamt vierundvierzig Stelen
drehten sich Luthers riesige reflektierende Glasobjekte ursprünglich
um ihre eigene Achse und verbreiteten ein schillerndes Licht in der
Schalterhalle. Die Dynamik ist generell ein wichtiges Thema im Werk
Paul Schneider von Eslebens. Wie beim Gebäude für die Commerzbank
Düsseldorf verfügte auch das des Stadtsparkasse Wuppertal einen
Drive-in-Schalter für ganz eilige Kunden.
Der zweite Teil der opulenten Ausstellung des M:AI mit dem Titel „Paul Schneider von Esleben – das Erbe der Nachkriegsmoderne“ wird nun am Mittwoch, dem 20. Januar 2016 um 19 Uhr in der Stadtsparkasse Wuppertal eröffnet. Vielleicht sollte man mit Schwebebahn anreisen, um sich dem ungewöhnlichen Gebäudeensemble in einer besonders eleganten Weise zu nähern.
Weitere
Informationen zu der Ausstellung des M:AI befinden sich auf der
Seite des Museums (Link).
Die Ausstellung "Heimatplan" schließt sich darüber hinaus zeitlich und thematisch an "PSE - Das Erbe der Nachkriegsmoderne" an und wird am Samstag, dem 23. Januar in der Galerie GRÖLLE pass:projects eröffnet (Link).
Die Ausstellung "Heimatplan" schließt sich darüber hinaus zeitlich und thematisch an "PSE - Das Erbe der Nachkriegsmoderne" an und wird am Samstag, dem 23. Januar in der Galerie GRÖLLE pass:projects eröffnet (Link).