Zum
Tode des Architekten Frei Otto am vergangenen Montag, dem 9. März, werfen wir
noch einmal einen Blick zurück ins Jahr 1972 zur Olympiade nach München. Sowohl Günther Behnisch als auch
Frei Otto hatten jahrelang mit freitragenden Dachkonstruktionen experimentiert,
bevor Behnisch im Jahr 1967 zusammen mit einigen anderen Architekten den Ideenwettbewerb für das Münchner
Olympiagelände gewann. Als Vorbild für Behnischs Idee eines transparenten
Zeltdachs hatte Frei Ottos Entwurf des Deutschen Pavillons für die Weltausstellung
1967 in Montreal gedient. Tatsächlich war die Realisierbarkeit von Behnischs
Idee für die Olympiade 1972 noch ungewiss, als er den Zuschlag bekam und so lag
es nah, Frei Otto mit ins Team zu holen und das spektakulärste, größte und
eleganteste Zeltdach aller Zeiten zu entwerfen. Die Transparenz, die für
Behnisch auch in symbolischer Hinsicht für sein gesamtes Werk von Bedeutung
war, erreichte man in München durch den Einsatz tausender von
Plexiglaselementen. Im Dortmunder Westfalenpark hatte Behnisch zuvor ein
Sonnensegel installiert, das als direkte Vorstudie des Olympiadachs betrachtet
wird. Frei Otto hingegen hatte bereits in den Fünfzigerjahren mit Seifenlauge und Drahtmodellen
experimentiert und 1957 ein erstes Zeltdach über dem Kölner Tanzbrunnen
installiert.
Beweglich
Plättchen aus Metall und Plastik, die mit Kettengliedern aneinander befestigt
werden und eine bewegliche Oberfläche bilden, kennt man im Bereich der Mode
spätestens seit Paco Rabannes Entwürfen für den Film „Barbarella“ aus dem Jahr
1968. Und nicht umsonst stellt Hans Hollein, der sich immer wieder auf Paco
Rabanne bezieht, in seiner Zeitschrift „Bau“ im gleichen Jahr das Schnittmuster
einer Herrenjacke dem Schnittmusterbogen des Expo-Pavillons für Montreal gegenüber.