Die Sonne, die den Aufgang zum Atelier Schloss Jägerhof überstrahlt und deren schlanke goldene Strahlen den Besuchern wie die Pfeile auf einer Anzeigetafel den Weg weisen, stammt von Emil Schult. Der Düsseldorfer Künstler, der in den Anfangsjahren Mitglied der Band Kraftwerk war, Liedtexte wie „Trans Europa Express“, „Taschenrechner“ und „Computer Liebe“ schrieb, das Plattencover von „Autobahn“ gestaltete und bei Beuys studierte, nutzte das Atelier direkt am Hofgarten über Jahre hinweg selbst. Die Räume, in denen seine futuristisch-phantastischen Bilder entstanden, übergab er schließlich den Künstlern Patrizia Lohmann und Alexander Ernst Voigt. Neben ihrer eigenen künstlerischen Arbeit planen die beiden zusammen mit Emil Schult, Thomas Nink und den Mitgliedern des Atelier Schloss Jägerhof e.V. Düsseldorf die ehemalige Remise künftig auch als Ausstellungsraum zu nutzen.
Emil
Schults aufgehende Sonne beleuchtet nicht nur den Eingang des
Ateliers am Schloss Jägerhof, sie verleiht der Ausstellung SUN ihren
Titel, die
den Auftakt zu einer ganzen Reihe bildet. Patrizia
Lohmann ist bei der ersten Ausstellung selbst mit dabei und hat zudem
Katja Gärtner und Julia Zinnbauer eingeladen. In den ganz
unterschiedlichen Herangehensweisen der drei Absolventinnen der
Kunstakademie Düsseldorf spielt die Sonne eine ganz maßgebliche
Rolle. Es geht ihnen um die Sonne als Metapher, als Symbol und vor
allem aber auch um ihr Licht selbst, um die gleißende Hitze, die sie
verströmt und den Rausch, den sie damit hervorruft, um die üppig
wuchernde, barocke Botanik, um die dschungelhalfte
Atmosphäre
filigraner Gewächshäuser, in denen die Hitze unter Glas gefangen
gehalten wird, um die Sehnsucht nach fernem Glanz und um das große
Geheimnis, das im Hellen noch mysteriöser wirkt.
Katja
Gärtner
Patrizia
Lohmann
Julia
Zinnbauer
Eröffnung:
11.04.2018, 18 Uhr
Ausstellung: 12. - 22.04.2018
Künstlergespräch: 15.04.2018, 16 Uhr
Finissage: 22.04.2018, 15 Uhr
Öffnungszeiten nach Vereinbarung;
atelierschlossjaegerhof@gmail.comAusstellung: 12. - 22.04.2018
Künstlergespräch: 15.04.2018, 16 Uhr
Finissage: 22.04.2018, 15 Uhr
Öffnungszeiten nach Vereinbarung;
Atelier Schloss Jägerhof e.V.
Remise; Zugang über Einfahrt neben Duisburger Straße 137/ Ecke Jägerhofstraße
Düsseldorf
Patrizia
Lohmann
In
den Arbeiten von Patrizia Lohmann ist das Licht der Ausgangspunkt von
allem. Die vorwiegend in schwarz-weiss gehaltenen Werke erzählen in
leiser, zeichnerischer Sprache von Botanik und Architektur, von
abstrakten Formen und Strukturen. Auch wenn die Technik des
Fotogramms aus der Fotografie stammt, handelt es sich bei Patrizia
Lohmanns Bildern um Malerei. Auf Leinwand oder auf speziell
angefertigten Papieren, die wie aus der Wand „geschnitten“
aussehen, zeichnen sich Umrisse ab, die voller Tiefe und Leuchtkraft
stecken.
Ursprünglich
fand die Technik des Fotogramms hauptsächlich in den
Naturwissenschaften Verwendung, da sie die Möglichkeit bot, sehr
genaue Abbildungen von z.B. Pflanzenteilen herzustellen.
Patrizia
Lohmanns Fotogramme spielen mit dem Gegensatz zwischen Nähe und
Distanz. Sie verwendet dafür einerseits den Gegenstand selbst,
belichtet ihn und bildet damit seine eigentliche Form ab. Indem sie
dessen
Aussehen nicht in der gewohnten Weise vermittelt, schafft sie Distanz
durch Abstraktion. Andererseits malt sie auf die für das Fotogramm
notwendige Glasplatte selbst, um die Malerei so in direkter Weise als
Negativ zu benutzen. Sie kombiniert Gegenständen und Folien,
collagiert und verfremdet durch Mehrfachbelichtung. In
Ihrer aktuellen Serie verwendet sie zusätzlich architektonische
Konstruktionen, vor allem die von Gewächshäusern. Auf diese Weise
spielt das Licht sowohl in technischer Hinsicht eine Rolle, um das
Fotogramm selbst zu erstellen, und gleichzeitig bezieht es sich auf
das Thema der Serie, grafische Arrangements architektonischer und
botanischer Strukturen und Ornamente in der warmdunstigen Atmosphäre
von Glashäusern. Für
Ihre Fotogramme verwendet Patrizia Lohmann einerseits den Gegenstand
an sich und weist somit die größte Nähe zum Original auf,
das es tatsächlich berührt hat, und gleichzeitig die größte
Distanz, weil es dessen Aussehen nicht in der gewohnten Weise
vermittelt. Andererseits malt sie selbst auf Glasplatte, um die
Malerei so in direkter Weise als Negativ zu benutzen und mit
Gegenständen und Folien zu kombinieren, durch Mehrfachbelichtung und
Collagieren zu verfremden. Zudem wird teilweise die Palette der
Grautöne durch einen Farbschimmer verändert oder es wird durch
Malerei eine zweite Ebene erzeugt.
Katja
Gärtner
In
den Gemälden von Katja Gärtner inszenieren Rahmen die Farbe in
ihrer Eigenwirkung und lenken die Aufmerksamkeit auf Material und
Technik. Die Malerei wird zum einen durch Format und äussere
Umrahmung begrenzt, zum anderen stanzen Rahmen einzeln Fragmente aus
der Bildfläche heraus. Dadurch werden einzelne Ausschnitte
fokussiert, in denen sich neue Kompositionen ergeben. Die äußeren
Rahmen wahren die symmetrische Einheit des Bildes. Von der Mitte aus
breiten sich Farben und Formen zentrifugal nach außen aus, wie die
Strahlen der Sonne. Gerade in den neueren Arbeiten gelingt es den
immer wiederkehrenden Rahmen allerdings nicht mehr die Malerei
einzugrenzen. Die
Farbe fließt über alle Begrenzungen hinweg – als Farbschlieren
oder üppig-wuchernde Ornamente. Dabei entsteht ein Gegensatz:
geometrische Ordnung trifft auf ausufernde Farben und Strukturen. Der
Aspekt des Geheimnisvollen bleibt in Katja Gärtner Arbeiten jedoch
weiter bestehen. Ein dunkles Firmament oder marmorierte Strukturen
erinnern an Weltraum-Aufnahmen von Nebeln und fernen Galaxien.
Julia
Zinnbauer
Julia
Zinnbauers Auseinandersetzung mit Architektur und Mode ist sowohl die
Basis ihrer künstlerischen Tätigkeit als auch der
Hauptschwerpunkt ihrer kunst- und kulturgeschichtlichen Studien.
Dabei liegt ihr Interesse vor allem bei der Architektur und dem
Lebensgefühl des Mid-Century Modernisms. Sie ist davon überzeugt,
dass die filigrane Eleganz sowie die skulpturale Massivität von
Gebäuden der Nachkriegsmoderne erst im vollen Sonnenlicht und in der
Hitze des Sommers wirklich lebendig werden, genau so, wie all die
Palmen und Araukarien, die man diesen Bauten so gerne zur Seite
stellt.
Fasziniert
von den Zusammenhängen zwischen den verschiedenen Kunstformen, sieht
sie in der Fotografie und der Videokunst die ideale Medien, um
Architektur, Bildhauerei, Performance, Mode und Sprache im Rahmen
ihres Gesamtkonzepts miteinander zu verbinden. Bei ihren Videos und
Filmen ist es ihr wichtig, selbst mitzuspielen und auch alle
technischen Aufgaben zu übernehmen. Die Kostüme, die sie für
ihre Videoarbeiten entwirft und anfertigt, beziehen sich immer auf
die darin gezeigte Architektur. Die Idee, sich mit Hilfe von Mode und
Architektur selbst zu inszenieren und das eigene Leben als
Gesamtkunstwerk zu gestalten, spielt bei ihren Projekten ebenfalls
eine Rolle, ganz im Sinne von Charles Baudelaire und Oscar Wilde.
Neben den Texten, die sie für ihren Blog www.scissorella.de
schreibt, verfasst sie ich zudem Beiträge für Design- und
Kunstmagazine. Die Recherchen, die sie für ihre Texte betreibt,
fließen wiederum in ihre Videoarbeiten ein.
In
der Ausstellung SUN ist ihre aktuelle Videoarbeit „Avion and
Silverlake“ zu sehen, die von ihrem Besuch bei dem Architekten Dion
Neutra in Los Angeles Silverlake handelt sowie von ihrem ganz
persönlichen Verhältnis zu der Architektur kalifornischer
Bungalows, das ihre Gesamte Weltsicht geprägt hat. Darüber hinaus
zeigt sie Fotografien, die den extravaganten Mode- und
Architekturliebhaber James Goldstein in seiner legendären Betonvilla
in Los Angeles zeigen. Lange
bevor es populär wurde, das eigene Leben in sozialen Netzwerken wie
z. B. Instagram zu inszenieren, hat James Goldstein es verstanden,
sein Leben als Gesamtkunstwerk zu gestalten - durch sein Haus, seine
Kleidung und auch durch die Prominenten, die ihn in seiner Villa
besuchen und mit denen er sich seit Jahrzehnten ablichten lässt.
Dieses System der Inszenierung und Selbstinszenierung durch Mode,
Architektur und soziale Kontakte hat sich Julia Zinnbauer bei ihrem
Treffen mit James Goldstein angeeignet und in ihre eigene
Langzeitperformance integriert.