MODE KUNST ARCHITEKTUR

Dieser Blog ist dem Material gewidmet, der Konstruktion, der Technik, der Opulenz und der Schönheit, dem Spektakulären, Aufregenden, Anekdotischen, den kleinen Details und dem großen Gesamteindruck, der Bewegung, der Farbe, dem Vergangenen und der Zukunft.

Mittwoch, 9. September 2015

Scissorella berichtet im PSE-Magazin darüber, wie man mit Architektur und Mode Welten erschaffen kann

Paul Schneider von Esleben - Das Erbe der Nachkriegsmoderne. Eine Ausstellung des Museums für Architektur und Ingenierkunst NRW in Düsseldorf 

 




























Für die Ausstellung „Paul Schneider von Esleben - Das Erbe der Nachkriegsmoderne“ (Link), die anlässlich des 100. Geburtstags des Architekten im Düsseldorfer Mannesmannhochhaus und in der Architektenkammer eröffnet wurde, entwickelte das Team des Museums für Architektur- und Ingenieurkunst ein eigenes Magazin (Link). Zwischen zahllosen Texten und Fotos, die den Architekten und sein Werk in allen Facetten darstellen, befindet sich auch ein Bericht über meinen Blog und mein Verhältnis zur Mode, zur Kunst und zur Architektur. Im Zusammenhang der Architekturgeschichte und des Jetsets der Nachkriegsmoderne so schön präsentiert zu werden, freut mich natürlich sehr!

Neben dem Film ist die Architektur das ideales Medium, um die alltägliche Realität zu verlassen und sich für eine bestimmte Zeit in eine ganz andere Welt zu begeben. In einem anspruchsvoll geplanten Gebäude beziehen sich die einzelnen Elemente aufeinander, bis hin zum kleinsten Detail. Somit erfüllt gute Architektur im Idealfall den Anspruch an ein Gesamtkunstwerk. Vergleichbar ist es beim Film, wo der gebaute Raum zusätzlich in einem Verhältnis zur Bewegung der Figuren und der Kamera, zum Rhythmus der Schnitte und der Sprache und nicht zuletzt zu den Materialien, Formen und Proportionen der Kostüme steht. Aus diesem Grund war und ist es mir oft nicht möglich, Architektur getrennt von anderen Kunstformen zu betrachten, sondern als berauschendes, überwältigendes Gesamtarrangement aus Material, Form, Licht, Bewegung, technischen Details, skurrilen Anekdoten, interessanten Personen etc.

Foto: Michael Zimmermann
Als ich anfing, Kleider zu entwerfen und zu nähen, schwang dabei oft der Gedanke mit, dass man sich durch ein Kleidungsstück in seiner Phantasie an einen Ort versetzten kann, den man in der Realität nicht erreichen kann. Ein Kleid anstatt eines Hauses.Mit der Zeit wurden mir dann Gestaltungs- und Konstruktionsprinzipien der Architektur klar, die wiederum in meine Kleiderentwürfe einflossen.

Ich entwickelte einen Blick für die verschiedenen Stilepochen in der Architektur, ein Gespür für das Bildhauerische, das Skulpurale und den Rhythmus, also all das, was sich genau so auf die Mode anwenden lasst, auf die Literatur und in allen anderen Formen der Kunst erscheint.

Einer der Architekten, die mit ihren Gebäuden das Ziel des Gesamtkunstwerks verfolgten und darüber hinaus nie eine Grenze zwischen Kunst und Leben zogen, war Paul Schneider von Esleben. Das Bild Düsseldorfs in der Nachkriegsmoderne wurde maßgeblich von den Bauten PSEs, wie ihn seine Fans nennen, geprägt. Den Berichten und Bildern des PSE-Magazins nach, das anlässlich der Ausstellung des M:AI erschienen ist, musste allerdings auch der Architekt selbst dem Bild eines typischen Jetset-Lebemanns dieser Zeit entsprochen haben. Nicht umsonst wurde PSE als „Schneider-Jetleben“ bezeichnet. Er entwarf elegante Hochhäuser und sah einen Hubschrauberlandeplatz auf dem Dach der Hanielgarage vor, er plante den modernen Flughafen in Köln Bonn und jettete von dort aus rund um die Welt, er entwarf sich sein eigenes Segelboot, mit dem er nach Südfrankreich fuhr, zu seiner Villa direkt an der Küste, er legte natürlich Wert auf seine Garderobe und - wenn man die Details eines Hochhauses entwirft, warum sollte man dann nicht auch Schmuck entwerfen können? Kurz: PSE gestaltete sein gesamtes Leben als Gesamtkunstwerk.

Scissorella und PSE-Autorin Jenny Janson (Foto: Ellen Heyer)



Um das Lebensgefühl, für das Paul Schneider von Esleben steht, lebendig zu vermitteln, entschlossen sich die Macher des PSE-Magazins Autorin Jenny Janson und Paul Andreas, der Kurator der Ausstellung, auch einen Bericht über die Verbindung von Mode und Architektur in ihr Programm aufzunehmen.

Dass sie sich dabei an mich wandten, freute und überraschte mich natürlich riesig. Beide hatten unabhängig voneinander einen Bericht auf meinem Blog entdeckt, bei dem ich in einem von mir entworfenen Kleid vor der Hanielgarage posiere (Link).

Als ich das Kleid entwarf, das ich auf den Fotos trage, war ich gerade im absoluten Fünfzigerjahres-Fieber. Ich war fasziniert von den Filmen, der Mode, dem Design und der Architektur der Zeit und suchte in meiner Umgebung immer nach etwas, mit dem ich mich auf eine Zeitreise begeben konnte. Die Hanielgarage entsprach in ihrer Form, in dem Zukunftsglauben, der ihrer Konstruktion zugrunde liegt, in ihren Technicolor-Farben genau der Atmosphäre, die ich suchte, bis hin zu dem ihr angeschlossenen Motel, das in jedem Amerikanischen Spielfilm der Nachkriegszeit eine Rolle spielen könnte.