Im Werksverzeichnis von Rolf Gutbrod erscheint ab dem Jahr 1949 immer wieder der Name Hahn, und zwar entwarf der Architekt seit dieser Zeit für den stuttgarter Autohändler wiederholt Werktätten, Wohn- und Geschäftshäuser. Im Jahr 1919 in Bad Cannstatt gegründet, besteht das auf VW spezialisierte Unternehmen mit diversen Niederlassungen bis heute und auf der Internetseite der Firma Hahn liest man, daß der Sohn des Firmengründers, Fritz Hahn, in den 30erjahren „maßgeblich an der Entwicklung des Volkswagen beteiligt“ gewesen sei (Link).
Nachdem Gutbrod für die Firma Hahn 1949 auf der Hauffstraße in Stuttgart ein Arrangement aus „Werkstatt, Bar und Verkaufspavillion“ gebaut hatte, wie es im an der der Uni Karlsruhe enstandenen Werksverzeichnis (Link) heißt, folgte der Auftrag für ein großangelegtes Firmengebäude in Fellbach, das sowohl der Verwaltung als auch Werkstätten Raum bieten sollte und 1951 eröffnet wurde. Zu dieser Zeit war Gutbrod offensichtlich sehr in den Automobilbetrieb involviert, denn auch für das zuffenhausener Porschewerk konzipierte er kurz darauf einen Gebäudekomplex (Link). Mit seinem rechteckigen Grundriß zeigt sich das fellbacher Gebäude zur Straße hin mit einer langen strengen Front blau gerahmter, leicht nach innen gekippte Fensterbänder. Geht man um das Autohaus herum, entfaltet sich dessen gesamte Schönheit: an der rückseitigen Hausecke ragen hoch oben über mehrere Etagen hinweg scharfkantig spitze Vorsprünge in den Himmel. So schafft Gutbrod eine optische Verbindung zwischen der Rampe im Hof des Gebäudes, über die verglaste Hausecke hinweg bis zur Dachlandschaft, die das Motiv des Winkels aufnimmt und wiederholt.
In der Gestaltung des Autohauses Hahn zeigen sich bereits diverse Elemente, die Gutbrod über die Jahre hinweg ausbaut und perfektioniert. Über allem steht der skulpturale Anspruch des Architekten, der durch Gutbrods gesamtes Werk hindurch zu verfolgen ist. Die Betonung des Dachaufbaus ist für Gutbrod offensichtlich stets von Bedeutung, wie auch der Einsatz scharfkantiger Formen, der sich in späteren Entwürfen zusätzlich auch im Grundriß zeigen soll. Die Pfeiler, die den Dachaufbau stützten, können beinahe als Gutbrods Markenzeichen gesehen werden. Mit dem rechteckigen Querschnitt, der einen charakteristischen Knick nach innen aufweist, sind sie in größerer Form ein typischer Bestandteil von Gutbrods späteren Bauten. So ruht beispielsweise das Dorlandhaus in Berlin ganz auf diesen Pfeilern.
Zum heutigen Zustand der Anlage ist zu sagen, daß Gutbrods Firmenzentrale wohl in den Achtzigerjahren einen Anbau erhielt und einige Jahre später eine Seitenwand des Gebäudes mit Neunzigerjahres-Wellblechplatten verkleidet wurde. So hat im schwäbischen Industriegebiet doch wieder alles seine Ordnung.