MODE KUNST ARCHITEKTUR

Dieser Blog ist dem Material gewidmet, der Konstruktion, der Technik, der Opulenz und der Schönheit, dem Spektakulären, Aufregenden, Anekdotischen, den kleinen Details und dem großen Gesamteindruck, der Bewegung, der Farbe, dem Vergangenen und der Zukunft.

Mittwoch, 30. Juni 2010

Richard Neutra in Wuppertal


Der Architekt Richard Neutra ist vor allem für die Entwürfe bekannt, die er in Kalifornien umgesetzt hat, für die harmonische Verbindung zwischen Architektur und Natur und seine Teilnahmne am Case Study House Programm. Nachdem die klimatischen Bedingungen in Los Angeles dem Bauen filigraner, offener Konstruktionen sehr entgegenkommen, ist es umso interessanter zu sehen, wie Neutra mit dem typisch deutschen Wetter umgeht, insbesondere im Bergischen Land.

In den späten 60erjahren beauftragte das Ehepaar Pescher den Architekten, für ihr Grundstück in Wuppertal ein großangelegtes Wohnhaus zu entwerfen. Mit der Kunstwissenschafterlin Barbara Lamprecht und dem Fotografen Martin Schall* hatte ich das Vergnügen, Herrn Pescher zusammen mit seiner jetzigen Frau in ihrem Haus zu besuchen und es war ganz unglaublich zu sehen, wie es  Neutra gelungen war, diese ganz spezielle kalifornische Atmosphäre nach Wuppertal zu bringen. Wir saßen bei weit geöffneten Fenstern im Wohnzimmer und hörten gespannt zu, wie Herr Pescher aus der Zeit berichtete, als seine damalige Frau nach der Lektüre amerikanischer Architekturzeitschriften dem Bauunternehmer klarmachte, daß nur Neutra als Architekt ihres neuen Hauses in Frage kommt und dieser schließlich aus kalifornien anreiste, zusammen mit seiner Frau Dione und deren Cello, wie Neutra darauf Wert legte, in einer Jugendherrberge zu übernachten, weil er nicht mehr als ein einfaches Bett und ein kräftiges Frühstück benötige, und er schließlich dieses Haus baute, das sich einerseits mit seinen Materialien und Formen in die Landschaft einfügt, in dem andererseits aber auch eine Stimmung herrscht, die so wohl nirgendwo im Bergischen zu finden ist. 

Das Licht flirrte durch die Bäume und fiel auf die steinernen Wände, der warme Sommerwind wehte durch die großen Fenster ins Wohnzimmer und es war unglaublich zu sehen, wie der von Architekten wie Neutra stets geforderte fließende Übergang zwischen innen und außen umgesetzt war. Beispielsweise hatte Neutra gegen den Protest von Frau Pescher auf einen hellen Teppichboden bestanden, der der Farbe der Steine entspricht, mit der die Terrasse belegt ist. Der viel höhere Einsatz steinerner Elemente ist es auch, was Neutras Gebäude in Deutschland und der Schweiz von den kalifornischen Bauten unterscheidet, die Verbindung von Holz und Glas jedoch enstpricht genau dem typischen kalifornischen Look, wie ich ihn beispielsweise in Los Angeles Silverlake gesehen habe (Link).

Die gesamten Bilder des Nachmittags bei Familie Pescher findet Ihr bei Martin Schall (Link) und ich darf vielleicht noch anmerken, daß ich nicht umhinkam, mir dem Anlaß entsprechend ein zitronengelbes Kleid mit eingewebten silbernen Laméfäden zu nähen.


*Von Barbara Lamprecht stammt der bei Taschen erschienen Band über Richard Neutra, Fotograf Martin Schall betreibt mit seiner Seite you-are-here.com ein riesiges Archiv an Gebäuden, das sich sowohl über alle Epochen und Stile erstreckt als auch Bauwerke für alle möglichen Zwecke zeigt.

Samstag, 5. Juni 2010

Dimmi dove vanno: Screenshots

Mittlerweile habe ich unzählige Screenshots von meinem Kurzfilm angefertigt, den ich als Abschlussarbeit an der Kunstakademie Düsseldorf gedreht habe, wobei auch die Kostüme von mir stammen. Ich sollte jetzt wirklich meinen Under-Cover-Shop mit Spionage-Massanfertigungen eröffnen. Seht selbst:

Dienstag, 1. Juni 2010

La Fura dels Baus in Duisburg

Am 21. Mai fand auf der Mercatorinsel in Duisburg, also dort, wo die Ruhr in den Rhein fliesst, die lange erwartete Aufführung des "Global Rheingolds" von La Fura dels Baus statt. Die katalanische Truppe war mit ihrem Schiff, der Naumon, und ihren phantastischen riesigen Marionetten aus Fiberglas angereist um auf der Spitze der schmalen Halbinsel wunderschöne Bilder zu Inszenieren. Einzig die Beschallung war wenig erfreulich, Wagners Rheingold war in ein Ökodrama umgewandelt worden das vermutlich das Ergebnis eines Schreibwettbewerbs einer 10. Klasse war. Wagner hätte wahrscheinlich den Ton abgestellt und das Spektakel unplugged genossen, das ihm dedoch definitiv gefallen hätte. Die Idee der Katalanen ist ja auch einfach genial: mal bringt seine gesamte Ausrüstung auf seinem Schiff mit, mit der man jedes Grossevent aufpeppen kann, ob das nun Wagner, Weltfrieden oder der Tag der deutschen Einheit ist, und verzaubert das Publikum ganz unabhängig vom Anlass.

Ganz zum Schluss wurde die Figur der "Concordia" direkt vor unseren Füssen abgelegt sodass wir die Möglichkeit hatten, uns ausgiebig die faszinierende Konstruktion anzuschauen. Das war wirklich Ingenieurskunst im eigentlichen Sinn und mein Bruder und ich steigerten uns in den Wunsch hinein, uns auch eine riiiiesige Marionette zu bauen. Ich wette, dass mein Bruder so eine Figur wirklich konstruieren könnte, das hat er ja gelernt. Wenn jemand also einen Ingenieur sucht, der sich für phantasievolle Aufgaben eignet, dann kann er sich gerne bei der Redaktion melden.
Man beachte bitte auch die mit Stoff bezogenen Köpfe auf die man die verschiedensten Gesichter projizieren kann.