MODE KUNST ARCHITEKTUR

Dieser Blog ist dem Material gewidmet, der Konstruktion, der Technik, der Opulenz und der Schönheit, dem Spektakulären, Aufregenden, Anekdotischen, den kleinen Details und dem großen Gesamteindruck, der Bewegung, der Farbe, dem Vergangenen und der Zukunft.

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Montag, 7. August 2017

Das Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW macht mit seinem Online-Archiv das Wissen und die Erfahrung aus unzähligen Ausstellungen zugänglich





Seit Jahren gelingt es dem M:AI, dem Museum für Architektur und Ingenieurkunst NRW, das allgemeine Bewustsein für Architektur zu erweitern und zu stärken, und das weit über die Grenzen Nordrhein-Westfalens hinaus. Dabei spielen immer auch die Gebäude selbst eine große Rolle, in denen die Ausstellungen stattfinden, da das Museum ganz im Sinne der Moderne mobil ist und in ganz unterschiedlichen, sorgsam ausgewählten Häusern Station macht.

Ganz dem Form-follows-Function-Gedanken entsprechend, sind die jeweiligen Ausstellungen so konzipiert, dass man sie auf Reisen schicken kann, wie die modularen Würfel-Elemente der Ausstellung über Paul Schneider von Esleben im Jahr 2015 (Link).

Im dem eigens für die Ausstellung herausgegebenen Magazin stand damals auch ein Bericht über mich und meine Sicht auf Mode und Architektur (Link). Ganz besonders freue ich mich nun darüber, dass das Team des M:AI nun bei Launch des Online-Archivs eigens darauf hinweist.

Das M:AI teilt darüber hinaus folgendes mit:


Donnerstag, 22. Oktober 2015

Apollo in meinem Atelier. Heinz Mack im Museum Küppersmühle in Duisburg

Heinz Mack in seiner eigens für die Ausstellung angefertigten Arbeit "Raum für Apollo".


Heinz Mack kämpft für das Schöne und bleibt dabei unbeirrt von Moden, Zeitströmungen und den Entwicklungen des Kunstmarkts. In seinem Bestreben, dem Elend der Welt etwas Schönes entgegen zu stellen, präsentiert er seit dem 21. Oktober im Museum Küppersmühle (Link) in Duisburg bisher ungezeigte Skulpturen, Gemälde und kinetische Lichtobjekte unter dem Titel „Apollo in meinem Atelier“.

Das Schöne ist nicht tot, es ist nur scheintot
Im Katalog zur Ausstellung erläutert Mack sein Verhältnis zur Schönheit in dem Aufsatz „Das Schöne ist nicht tot, es ist nur scheintot“ aus dem Jahr 1994 und bedauert dabei, dass der Begriff des Schönen in der zeitgenössischen Kunst keine Rolle mehr spielt. Für Mack selbst sind das Schöne und die Kunst zwei untrennbare Begriffe und er beschreibt in seinem Text, wie sich die Sicht auf das Schöne seit den griechischen Philosophen entwickelt hat, bis hin zur heutigen Bilderflut. Er zitiert Heraklit, Aristoteles und Plato in ihrem Streben nach Harmonie und einer Einheit von Inhalt und Form. Er geht auf Schiller ein und auf dessen Überlegung, dass es die Kunst ermöglicht, die Materie zu überwinden und den Menschen so aus deren kausalen Zwängen zu befreien und wie durch diese Entstofflichung die Schönheit zum Vorschein kommt. Heute dagegen sei in der Kunst alles erlaubt, verbindliche Werte existierten nicht mehr und anstatt einer Antwort auf die Frage, was Kunst denn nun ist, herrsche nur ein Überangebot an Kunst, eine inflationäre Kulturindustrie. Alles dürfe heute zitierbar und deformierbar sein, alles sei austausch- und kombinierbar. In diesem „hemmungslosen Bildterror“ so Mack, sei der Künstler dazu gezwungen, eine so eigene Bildsprache zu entwickeln, dass oftmals keinerlei Verbindung mehr zum bekannten Natur- und Menschenbild zu erkennen sei.

Heinz Mack kämpft für das Schöne
Bei der Pressekonferenz anlässlich der Ausstellungseröffnung im Museum Küppersmühle gab sich Heinz Mack kämpferisch wie immer. Er ärgerte sich darüber, dass das Schöne in der Kunstwelt heute ein Tabu ist, vor allem bei Intellektuellen. Für ihn selbst sei das Schöne eine Möglichkeit, dem Elend der Welt etwas entgegen zu stellen und er versprach, seine Möglichkeiten dahingehend bis an seine Grenzen auszuschöpfen. Das, was er im Katalog philosophisch fundiert ausgearbeitet hatte, schleuderte er seinen Zuhörern nun so energisch wie bildhaft entgegen. Das Schöne existiert doch, meinte er, das könne man nicht verneinen. Seine Tochter z.B. sei doch wirklich schön, da habe es schließlich überhaupt keinen Sinn, das Gegenteil zu behaupen. Spätestens bei der Ausstellungseröffnung am gleichen Abend, zu der Mack mit Tochter erschien, konnte man sich davon überzeugen.


Apollo in meinem Atelier
Heinz Mack, der sich seit seiner Zeit als Gründungsmitglied der Gruppe ZERO auf unterschiedlichste Weise mit dem Phänomen Licht auseinandersetzt, sieht im griechischen Gott Apollo den idealen Verbündeten. Homer beschreibt Apollo als den Gott der Künste und des Lichts, er ist der Glänzende, Strahlende, Leuchtende und so widmet ihm Mack im Rahmen seiner Ausstellung auch eine begehbare Arbeit, den vielfarbigen „Raum für Apollo“. Die neun glitzernden, das Licht brechenden Rotoren, die in der Küppersmühle zu sehen sind, würden Apollo vermutlich ebenso begeistern, wie die zahllosen Skulpturen und Gemälde Macks. Tatsächlich hatte Mack seit 1963 der Leinwand den Rücken gekehrt und stattdessen über Jahrzehnte hinweg mit Plexiglas, spiegelnden Flächen, Marmor, Metall, Feuer und dem Licht selbst in all seinen Erscheinungsformen experimentiert, war in die Wüste gereist, um seine Arbeiten der grellen Sonne auszusetzen und in die Arktis, bis er schließlich ab dem Jahr 1991 wieder malte: Chromatische Konstellationen.




Das geheimnisvolle Leuchten
Das Besondere an der Ausstellung im Museum Küppersmühle liegt darin, dass Apollo die dort gezeigten Arbeiten durch seine Atelierbesuchen bei Heinz Mack zwar bereits kennen mag, sie für die Öffentlichkeit allerdings bisher noch nie zu sehen waren, und das nach dreihundert Einzelausstellungen des Künstlers.  Das geheimnisvollste und schönste Objekt der Ausstellung ist vielleicht das Lichtprisma, dessen Sterne und Neonbögen immer wieder aufleuchten und verschwinden. Und im Geheimnisvollen liegt laut Mack schließlich ebenfalls etwas, was in der Kunst erhalten werden muss.



Donnerstag, 14. Mai 2015

China 8 - Zeitgenössische Chinesische Kunst in Düsseldorf und im gesamten Ruhrgebiet


China 8 im Museum Folkwang, Essen
















Um einen Überblick über die zeitgenössische Kunst eines so vielfältigen Landes wie China zu gewähren, bedarf es mehr als nur eines einzigen Museums. Man benötigt dazu schon eine Museumslandschaft wie die des Ruhrgebiets, wo man seit dem Kulturhauptstadtjahr 2010 (Link) Erfahrung mit ganz großen, logistisch aufwändigen Inszenierungen hat. Aus dem Projekt Ruhr 2010 und den dabei geschaffenen Vernetzungen entstand schließlich auch die Idee der Ausstellungsreihe China 8. Acht Museen in neun Städten schlossen sich dabei zusammen, um die Chinesische Kunst der Gegenwart nach Deutschland zu holen.

Dienstag, 13. Mai 2014

Museum Küppersmühle, Duisburg: Zum 100. Geburtstag von K.O.Götz




Vor einigen Tagen lud Walter Smerling, der Direktor des Museums Küppersmühle, einige Blogjournalisten in die im Duisburger Innenhafen gelegene Kunstsammlung ein. Zurzeit findet dort die Retrospektive anlässlich des einhundertsten Geburtstags des Malers K.O. Götz statt, durch die uns Walter Smerling  führte und dabei die Entstehungsgeschichte und Besonderheiten des Museums erläuterte. Auf diese Weise hatte ich die Möglichkeit, mir die Informel-Gemälde von K.O. Götz in dem von Herzog und DeMeuron umgestalteten Backsteingebäude anzuschauen und war von dem Zusammenspiel von Malerei und Architektur sehr beeindruckt. 

Donnerstag, 10. April 2014

Mit dem Ufo zu den 60. Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen: ellipsoid episodes reversed



Im Jahr 1954 legte der damals neunundzwanzigjährige Leiter der Oberhausener Volkshoch- schule Hilmar Hoffman mit der Gründung der Westdeutschen Kulturfilmtage die Basis dafür, dass die Stadt Oberhausen heute beinahe bekannter ist für ihre Kurzfilmtage, als für die Ruhrindustrie, als deren Wiege sie dank der Eisenhütte St. Anthony gilt, die von 1758 stammt. Die Internationalen Kurzfilmtage Oberhausen gelten tatsächlich als das älteste Kurzfilmfestival der Welt und nach sechzig Jahren blickt man zurück auf eine lange Liste Filmschaffender, die ihre frühen Werke in Oberhausen gezeigt haben und liest dabei Namen wie Werner Herzog, Roman Polanski, Chris Marker, Milos Forman etc. 

Die Ausstellung anlässlich des sechzigjährigen Jubiläums wird Hilmar Hoffman am 2. Mai im Oberhausener Rathaus eröffnen, einem Gebäudeensembele in reinstem Backstein-Expressionismus aus dem Jahr 1930. 


Zusammen mit den verschiedenen Wettbewerben des Festivals findet auch das Open Screening (Link) im Lichtburg Filmpalast Oberhausen statt und ich freue mich sehr, dass mein Kurzfilm „ellipsoid episode reversed“ dort am 4. Mai ab 20 Uhr dort gezeigt wird. Mehr noch: die Filmemacher werden vor den roten Vorhang des Kinos treten und ihre Arbeiten persönlich vorstellen. Bei „ellipsoid episodes reversed“ handelt es sich um eine überarbeitete und neu erzählte Version meines Weltraumabenteuers, das ich vor einiger Zeit in einem Exemplar von Matti Suuronens Futuro gedreht habe und der bei der Eröffnung des Charles-Wilp-Museums in Witten seine Uraufführung hatte.

ellipsoid episodes reversed
Ein Film von Julia Zinnbauer
Kamera, Schnitt, Kostüme, Regie: Julia Zinnbauer
Mit Sandra Labs, Patrizia Lohmann, Stefanie Pürschler, Axel Schrooten und Julia Zinnbauer
Düsseldorf 2014

Freitag, 30. August 2013

Ryoji Ikeda: test pattern [100 m version] im Landschaftspark Duisburg Nord



Rhythmus ist eines der Elemente, die Musik und Architektur miteinander verbinden. Nachdem bei der letzten Ruhrtriennale Carl Orffs „Prometheus“ in der Kraftzentrale des Landschaftsparks Duisburg Nord aufgeführt wurde als eine einzige Ode auf den Rhythmus der Sprache, der Bewegungen und der Parallelen des riesigen Raums, geht nun der japanische Künstler Ryoji Ikeda mit seiner Arbeit test pattern [100 m version] auf die Dimensionen des Industriedenkmals ein. Ikeda, der seit langem mit elektronischer Musik arbeitet und diese mit Licht, Bild und Klang zu groß angelegten Installationen verbindet, übersetzt für „test pattern“ Texte, Geräusche, Fotos und Filme in Barcodes, die in einer endlosen Schleife auf den Boden des einhundert Meter Langen Gebäudes projiziert werden. Die Sounds, die Ikeda den Strichcodes entsprechend arrangiert hat, entsprechen dabei perfekt dem Muster aus schwarzen und weißen Streifen. Betritt man den riesigen Laufsteg, konzentriert man sich bald ganz darauf, den wechselnden Rhytmen zu folgen, geistig und auch körperlich und sowohl bezüglich der gesehenen als auch der gehörten Rhytmen. Ikeda gelingt es tatsächlich, die verschiedenen Kunstformen, Sinneswahrnehmungen und Dimensionen absolut miteinander verschmelzen zu lassen, sodass man sich aus dem Bann der Installation nur schwer lösen kann.


Zum Auftakt der Ruhrtriennale war Ikedas Werk bereits vom 23. bis zum 25. August zu sehen, vom 4. bis zum 15. September haben die Besucher ein weiteres Mal die Möglichkeit, Teil der interaktiven Installation zu werden.

Mittwoch, 28. August 2013

Fluchtpunkt Kalifornien - Wie ich an meinem Geburtstag ein Schlupfloch in die Sechzigerjahre fand / Hengsteysee

An meinem Geburtstag fand ich ein geheimes Schlupfloch nach Kalifornien. Und das ausgerechnet dort, wo das Ruhrgebiet am idyllischsten ist.

Das Interessante an der Auseinandersetzung mit Architektur sind gar nicht unbedingt nur die Gebäude selbst, mit denen man sich beschäftigt, es sind auch die Geschichten, die man dabei erlebt. Manchmal ist man überrascht, plötzlich vor einem Gebäude zu stehen, das man bisher nur von Schwarz-Weiß-Fotos kannte, oder man trifft vor Ort Leute, die einem etwas erzählen, das man sonst nie herausgefunden hätte. Und hin und wieder findet man einfach so im Vorbeigehen Bauten, nach denen man nie gesucht hat, die einen aber sofort in Begeisterung versetzen und man heilfroh ist, diesen und nicht jenen Weg eingeschlagen zu haben - Gebäude, die in keinem Architekturführer stehen, aber alle Charakteristika haben, die für eine Epoche typisch sind.

 

Samstag, 16. März 2013

Christo: Big Air Package im Gasometer Oberhausen




Christo, der seit Jahren den Titel des Verpackungskünstlers trägt, hat für seine neueste Installation das Prinzip des Verhüllens umgekehrt. Austragungsort des aktuellen Projekts ist der Gasometer in Oberhausen. Dessen riesige Leere inspirierte Christo dazu, eine Idee aufzugreifen, die er bereits im Jahr 1968 bei der documenta IV in kleinerem Rahmen umgesetzt hat: das Air Package. Anstatt den Gasometer zu verpacken wie vor Jahren den Reichstag, präsentiert Christo nun eine riesige aufblasbare Hülle, die den gesamten Innenraum des ehemaligen Gasbehälters einnimmt. Mit einer Höhe von neunzig und einem Durchmesser von fünfzig Metern trägt die riesige Skulptur aus sorgsam zusammengenähten Stoffbahnen und Luft ihren Namen zurecht: Big Air Package. 

Nachdem Christo und sein langjähriger Leibfotograf Wolfgang Volz das Werk gestern im Rahmen einer Pressekonferenz eröffnet haben, ist das Big Air Package ab heute für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Pressekonferenz selbst lag bereits eine gewisse Inszenierung zugrunde, die einem Spannungsbogen folgte, der sich über mehrere Stunden hinweg zog, von mehreren Ortswechseln lebte und dessen Protagonisten Christo und Volz stets eine riesige Meute von Fotografen umringte. Zunächst wurden im dunklen Untergeschoß einige Fakten zur Konstruktion und Entstehungsgeschichte des Air Packages verkündet und auf die dortige Ausstellung hingewiesen, die Volz’ Fotografien von Christos mit dem Air Package verwandte Arbeiten zeigte. Man wolle hier keine Retrospektive zeigen, sondern lege Wert auf die Materialität der Objekte, deren Verbindung in ihrer Vergänglichkeit liege und dem immer wiederkehrenden Thema des Stoffs. Für das Big Air Package habe man 20350 Quadratmeter Stoff vernäht, nachdem man ausgiebig nach einem leicht transparenten Material gesucht habe. Interessant war dabei, dass sich bei der Konferenz eigentlich alle zu Wort meldeten, bis auf Christo, der einzig durch sein Alter Ego Wolfgang Volz kommunizierte. 

Donnerstag, 18. Oktober 2012

Richard Gottlob und Horst Klement: Habiflex, Wulfen 1974

Das Habiflex ist meines Erachtens eines der schönsten und zukunftsweisendsten Gebäude, die ich kenne. Vor allem aus der Vogelperspektive gesehen entfaltet es seine gesamte Rafinesse, wird einem doch dann erst das geschickt komponierte System aus Terrassen, Stegen, Kuben und Flächen bewusst.

In den hohen offenen Wohnzimmern des Habiflex mit ihren Waschbetonwänden und freischwebenden Treppen, über die man zu den Dachterrassen und oberen Stockwerken der Penthäuser gelangt, habe ich schon sehr viel Zeit verbracht, allerdings nur in meiner Phantasie. Seit einigen Jahren sind die unteren beiden Etagen der Wohnanlage zugemauert und erst vor einigen wenigen Monaten verschwand auch die allerletzte Öffnung im Mauerwerk. 
Wir sind in Wulfen, der Neuen Stadt, die in den Sechzigerjahren als ein Versuchfeld des zukunftorientierten Bauens im Norden des Ruhrgebiets angelegt wurde und von Anfang an mit einer zu geringen Bevölkerungsdichte kämpfen musste (Link). Zwei Wohnbauten stachen damals in der sorgsam angelegten Bergbausiedlung besonders hervor: die eine, die Metastadt, ist längst abgerissen, die  andere, das Habiflex, ist zugemauert und dem Verfall preisgegegben.


Als das Habiflex im Jahr 1974 gebaut wurde, glaubten die beiden Architekten des Gebäudes, Richard Gottlob und Horst Klement aus Gelsenkirchen, so sehr an ihre innovativen Ideen und die Schönheit ihres Entwurfs, daß sie ihr eigenes Kapital in dessen Verwirklichung investierten. Vierzig sogenannte Etagenbungalows beinhaltete die Wohnanlage, wobei die Silbe „flex“ für die Beweglichkeit der Wände und Fenster stand. Dabei konnte man nicht nur ganz nach Bedürfnis den Wohnraum aufteilen, auch den Balkon konnte man nach Wunsch in einen Wintergarten verwandeln, je nachdem wie man die Fenterscheiben in ihren Schienen verschob. 

Samstag, 22. September 2012

Charles Wilp Space in Witten - Eröffnung des Museums zu Charles Wilps 80. Geburtstag mit der Ausstellung "Orbital Elements"

Premiere meines Kurzfilms "ellipsoid epidodes" im Rahmen der Museumseröffnung

 

Futuro, Charles Wilp, Julia Zinnbauer
Die Crew bei der Eröffnung des Museums Charles Wilp Space vor dem Futuro von Matti Suuronen: Alwina Heinz als tanzendes Fransentier (links), ich selbst als aus dem All heimgekehrte Astronautin und Filmemacherin (Mitte) und Axel Schrooten als Astronaut










 
Charles Wilp wäre begeistert gewesen angesichts der spektakulären Feier, mit der am 15. September 2012, pünktlich zum achtzigsten Geburtstag des Fotografen und Allroundkünstlers, das ganz seiner Space-Art gewidmete Museum in seiner Heimatstadt Witten eröffnet wurde. Der Witwe des Werbe- und Weltraumpioniers, Frau Ingrid Schmidt-Winkeler, war es gelungen, die luftige Halle eines Pumpenhauses an der Ruhr in einen imposanten Ausstellungsraum zu verwandeln, der mit seinem Flair ganz dem Geist des technikorientierten Künstlers entspricht. Zudem hatte Sie zusammen mit dem von ihr gegründeten Verein „Charles Wilp Modul“ eigens ein Futuro organisiert, eines der Ufo-Gebäude des finnischen Architekten Matti Suuronen aus den späten Sechzigerjahren. Und auch ich hatte Charles Wilps Geburtstag lange Zeit entgegengefiebert, sollte mein Weltraumfilm „ellipsoid episodes“ (Link), den ich vor Ort gedreht hatte, im Rahrem der Eröffnung des Charles-Wilp-Space genannten Museums seine Premiere haben.

Auf Beton projiziert - schöner und passender hätte man meinen Kurzfilm definitiv nicht präsentieren können.


Dienstag, 28. August 2012

Die Neue Stadt Wulfen - Moderne Stadtplanung in den Sechzigerjahren



Kürzlich hatte ich mal wieder völlig unerwartet Geburtstag, und so stand plötzlich die Frage im Raum, zu welchem spektakulären Ziel der alljährlich am 4. August stattfindende Ausflug diesmal führen sollte. Nach dem Keramion von Peter Neufert (Link) im letzten und dem Barcelona Pavillon im vorletzten Jahr ging die Fahrt schließlich in die Neue Stadt Wulfen bzw. nach Wulfen Barkenberg, wie es sich heute nennt. Aufmerksam war ich auf Wulfen durch die Ausstellung „Architektur im Aufbruch. Planen und Bauen in den Sechzigerjahren“ des M:AI im Oktober letzten Jahres in Köln geworden, bei der das Modell eines spektakulären Gebäudes namens Metastadt zu sehen war. Es  wirkte, als sei es der Prototyp für die moderne Stadt des dritten Jahrtausends in irgendeinem japanischen Science-Fiction-Film. Tatsächlich aber war es für die Neue Stadt Wulfen konzipiert worden.


Nachdem sich der Bergbau im Ruhrgebiet immer weiter nach Norden ausgedehnt hatte, beschloß man anläßlich der Eröffnung der Zeche Wulfen bei Dorsten, nicht nur ein neues Wohngebiet nach dem Vorbild typischer Werkssiedlungen anzulegen, stattdessen sollte eine gesamte Stadt entstehen, die Neue Stadt Wulfen. Lage der neuen Stadt sollte die landschaftlich sehr schöne Gegend in der Nähe Dorstens sein.

Ich hatte das Glück, in Oliver Korn, dem frisch angetrauten Ehemann einer langjährigen Freundin, einen Ortskundigen zu finden, der in Barkenberg aufgewachsen und nach wie vor ein euphorischer Fan der gesamten Anlage ist. Unsere kleine Reisegruppe hat er mit Hintergrundwissen und Anekdoten über das echte Leben auf den Straßen der Experimentalstadt versorgte.

Sonntag, 13. Mai 2012

Stefan Polónyi: Tragende Linien und tragende Flächen - Ausstellungseröffnung des M:AI im Dortmunder U


Dem Namen Stefan Polónyi begegnete ich zum ersten Mal in meiner Auseinandersetzung mit dem Keramion, einem einer rotierenden Töpferscheibe nachempfundenen Museumsbau des Architekten Peter Neufert. Die Form des futuristisch wirkenden Betongebäudes, das sich in Frechen bei Köln befindet und ganz der Keramikkunst gewidmet ist, hatte Neufert im Jahr 1970 zusammen mit dem Bauingenieur Stefan Polónyi entwickelt. Dabei treibt sich mit einem enormen Schwung aus der den Bau dominierenden runden Scheibe eine Schale, die den Innenraum des Gebäudes zum Himmel öffnet.

Wie in der Bildhauerei, so steht auch in der Architektur zwischen der Phantasie der ersten Zeichnungen auf den sprichwörtlichen Zetteln und Servietten und der eigentlichen Umsetzung in Stein und Beton ein langer Weg. Im Gegensatz zum Bildhauer steht dem Architekten jedoch der Bauingenieur zur Seite, der einen nicht unwesentlichen Einfluß auf die letztendliche Gestalt des Werks hat. Oft geht allerdings nur der Name des Architekten in die Kunstgeschichte ein und der Bauingenieur bleibt gänzlich unerwähnt. Diesem Missverhältnis arbeitet Stefan Polónyi seit Jahrzehnten entgegen. Während seiner Zeit als Professor an der TU Dortmund setzt er sich für ein Gleichgewicht zwischen Ästhetik und Technik im Architekturstudium ein und stärkte damit auch das Ansehen des Bauingenieurs, der gerade die skulpturalen Aspekte eines Bauwerks erst ermöglicht.

Dem Lebenswerk Stefan Polónyis widemt das M:AI, das Museum für Architektur und Ingenieurskunst NRW, nun eine Ausstellung, die seit dem 4. Mai im Dortmunder U zu sehen ist: „Tragende Linien und tragende Flächen“. Hier wird nicht nur ein Überblick über Polónyis Bauwerke geboten, auch die Prinzipien der Tragwerkslehre werden an unzähligen Beispielen sehr anschaulich erklärt, sodaß auch Besucher wie ich, die Architektur vor allem unter bildhauerischen Aspekten betrachten, einen Einblick in diesen Bereich erlangen.

Beschäftigt man sich mit der zukunftsweisenden Architektur der Sechziger- und Siebzigerjahre, ist man erstaunt, wie oft der Name Polónyi erscheint. Der Flughafen Tegel ist beispielsweise zu nennen (Link), die Metastadt Wulfen und die EGKS Versuchsstation Schleswiger Ufer in Berlin (Link). Die Ausstellung des M:AI zeigt jedoch, wie sehr Polónyi bis heute in die gesamte Architekturgeschichte der Nachkriegszeit involviert ist und sowohl im Ruhrgebiet und in Köln als auch in Berlin, wo er von den Sechziger- bis in die Achzigerjahre zusammen mit Herbert Fink ein Büro für Bauingenieurwesen betrieb (das nach wie vor existiert), maßgeblich am Geschehen beteiligt ist.


Die Ausstellung „Tragende Linien und tragende Flächen“ ist noch bis zum 24. Juni im Dortmunder U zu sehen, zu weiteren Informationengeht es hier entlang: M:AI.
 

Freitag, 29. April 2011

Ruhr Universität Bochum

Wer mal wieder einen Ausflug in die Zukunft machen will und auf Städte wie Brasilia und Chandigarh steht, die die fernab von allem ins Nichts gebaut wurden, dem empfehle ich dringend, der Universität Bochum einen Besuch abzustatten. Anlegestellen für Luftschiffe und Landeplätze für Helikopter sind reichlich vorhanden, getreu dem Motto "Straßen? Wo wir hinfahren brauchen wir keine Straßen."

Der Gebäudekomplex stammt aus dem Hause Hentrich, Petschnigg und Partner, dem düsseldorfer Traditionsunternehmen von dem ich kürzlich berichtet habe, und wurde im Jahr 1965 eroffnet, fünf Jahre nach der Fertigstellung des Dreischeibenhauses in Düsseldorf durch die gleichen Architekten.

Was mich bei meinem Besuch sehr fasziniert hat, das war die Tatsache, wie sehr die einzelnen Baukörper ineinander und übereinander verschachtelt sind, sich in unzähligen Ebenen über den steilen Hang gruppieren und so immer wieder neue Aussichten bieten. Der Werkstoff Beton kommt in großen Flächen wunderbar zur Geltung und wird im Innenraum von phantastisch minimalistischen Neonröhren beleuchtet.

Dienstag, 20. Juli 2010

A viiiierzich

Zeche Ewald und Halde Hoheward in Herten

Als Vorgeschmack auf die große Autobahn-Stillegung am letzten Sonntag durfte nach einer ausgiebigen Wanderung am Samstagnachmittag auf die gigantische Halde Hoheward in Herten/Recklinghausen dort im Sonnenuntergang das Tanzbein geschwungen werden. Die Halde gehört zur Zeche Ewald und ich finde es interessant, daß die Doppelbock-Förderanlage vom gleichen Team entwickelt wurde wie die Zeche Zollverein, vom Architekturbüro Fritz Schupp.

Auf der Halde selbst befindet sich eine gigantische Skulptur die tatsächlich ein Horizontoservatorium ist. Man ist von den Dimensionen der Halde, ihrer Höhe und dem unglaublichen Blick über das Ruhrgebiet so beeindruckt, daß man durchaus versteht, daß das Observatorium als moderne Version prähistorischer Steinkreise wie Stonehenge angelegt ist.

Das nächste elektronische Tanzvergnügen auf Halde, das ebenfalls vom Regionalverband Ruhr spendiert wird, findet am 7. August unterhalb des Tetraeders in Bottrop statt.