MODE KUNST ARCHITEKTUR

Dieser Blog ist dem Material gewidmet, der Konstruktion, der Technik, der Opulenz und der Schönheit, dem Spektakulären, Aufregenden, Anekdotischen, den kleinen Details und dem großen Gesamteindruck, der Bewegung, der Farbe, dem Vergangenen und der Zukunft.

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Sonntag, 14. Mai 2017

gravity - A kinetic sculpture by Wolfgang Flad





Berlin-based artist Wolfgang Flad is currently showing his work at GRÖLLE pass:projects gallery Wuppertal. For the exhibition entitled "Arbeiten gegen die Schwerkraft" I made a video about his kinetic sculpture named "gravity".

In addition to that Wolfgang Flad, Isabel Kerkermeier and Kaveri Riana cordially invite you to their exhibition which will be opened today at Devening projects + editions in Chicago:

K.R.F.

Opening Reception: Sunday, May 14, 4 – 7 pm

May 14 – June 17, 2017

Gallery Hours: Saturdays 12 – 5 pm and by appointment
 
devening projects + editions
3039 West Carroll
Chicago, IL 60612

Donnerstag, 13. April 2017

Ankündigung für Karfreitag: Bazon Brock spricht bei GRÖLLE pass:projects, mit einem Gastbeitrag von Julia Zinnbauer

Bazon Brock spricht über Kunst und Religion in der Ausstellung "Whatever" von Bert Didillon bei GRÖLLE pass:projects





























Nachdem er seinem ersten Vortrag mit dem Titel "Kunst und Religion - Die Scheidung der Geister" im Rahmen der Denkerei mobil bei GRÖLLE pass:projects am 12. März 2017 gehalten hat, spricht Bazon Brock bereits morgen, am Karfreitag erneut in der Wuppertaler Galerie. Ganz herzlich lade ich Euch dazu ein, mit uns feierlich den Karfreitag zu begehen.

Karfreitag, 14.04.2017 : 11.30 Uhr

Denkerei mobil
BAZON BROCK

Karfreitag - Festtag der Philosophen
Über Göttermord und Bildzerstörung

Mit einem Gastbeitrag von
JULIA ZINNBAUER
Life imitates art - Wie Dorian Gray mit Lust sein Bildnis zerstört

 

Wer den Vortrag "Kunst und Religion - Die Scheidung der Geister" versäumt hat, kann sich hier meinen Mitschnitt vom 12. März anschauen:






Freitag, 3. Februar 2017

we play architecture - Zwei meiner Kurzfilme sind bei www.architekturclips.de erschienen

Kurzfilme über Architektur von Julia Zinnbauer


Im Jahr 2007 begann der Architekt und Filmemacher Fred Plassmann (Link), auf seiner Seite www.architekturclips.de eine Sammlung von Architekturfilmen anzulegen, die heute eine riesige Anzahl von Dokumentationen und Kunstfilmen umfasst. Dass ich dort nun seit kurzem mit meinen Kurzfilmen Dimmi dove vanno (Link) und surveillance souterraine (Link) vertreten bin, freut mich sehr.



Sonntag, 29. Januar 2017

Das Kleid für die autogerechte Stadt

Über Mode, Architektur und Automobilismus


Mode, Automobil, Architektur


Das "Kleid für die Autogerechte Stadt" war im vergangenen Jahr bei verschiedenen Ausstellungen zu sehen, wie z.B. bei "Heimatplan" (Link / Link) in der Galerie GRÖLLE pass:projects in Wuppertal (Link) und im Rahmen des Projekts "Neue Heimat" in der galerie weisser elefant in Berlin (Link). Das Konzept, das dem Kleid als Bindeglied zwischen Architektur, Mode und Bewegung zugrunde liegt, habe ich im Folgenden einmal zusammengefasst, denn gerade in diesem Kleid fließen all meine meine Überlegungen und Experimente aus den vorangegangenen Filmprojekten, Kostümen, entworfenen Schnittmustern, Recherchen, Architektur- exkursionen und Texten in einem Objekt zusammen.

Architektur und Mode
Die Bewegung ist eines der Elemente, die eine Verbindung zwischen Kleidung und Architektur darstellen. Durch ein Gebäude muss man sich erst einmal hindurch bewegen, um es in seiner Gesamtheit verstehen zu können. Die Architektur verführt den Betrachter durch ihre Formen und Materialien dazu, sich in Bewegung zu setzen und zieht ihn auf diese Weise Schritt für Schritt in ihren Bann. Ähnlich verhält es sich mit Kleidung. Sie muss in der Bewegung funktionieren, verleitet den Träger aber auch durch ihre Proportionen, Volumina, Materialien und Formen, sich auf die eine oder die ganz andere Art und Weise zu bewegen, sich zu halten und sich zu positionieren.

In meinen Arbeiten begebe ich mich immer wieder auf die Suche nach den Zusammenhängen zwischen den verschiedenen Kunstformen, sei es in der Mode, der Literatur, der Architektur oder der Bildhauerei. Bewegungen lassen sich in Rhythmen übersetzen und somit auch in Proportionen, ganz unabhängig vom jeweiligen Material. Ein ideales Medium, um eine Verbindung zwischen verschiedenen Kunstformen herzustellen, ist der Film. In meinem Video mit dem Titel „surveillance souterraine“ (2014, Link) war es beispielsweise mein Ziel, die Linien und Proportionen dreier U-Bahnhöfe in Bewegungen umzusetzen und darüber hinaus Kostüme zu entwerfen, die den Materialien und Proportionen der Gebäude entsprechen.

Mode, Automobil, Architektur
Die Autogerechte Stadt
Seit dem 20. Jahrhundert spielt im Verhältnis zwischen Architektur und Bewegung noch ein weiterer Aspekt eine Rolle: das Automobil. Städte breiteten sich seit dem frühen 20. Jahrhundert parallel zu der immer schneller wachsenden Anzahl von Automobilen zu riesigen bebauten Flächen aus, wie beispielsweise Los Angeles, oder wurden nach dem Zweiten Weltkrieg in sogenannte autogerechte Städte umgebaut - mit breiten Durchgangsstraßen und neu angelegten Wohngebieten an der Peripherie. Eine dieser Trabantenstädte ist das Märkische Viertel in Berlin (Link), das in den Sechzigerjahren u. a. von Georg Heinrichs geplant wurde. Wer hier kein Auto hat, dem fällt es schwer, in den speziellen Genuss der modernen Großstadt zu gelangen.


Mittwoch, 1. Juni 2016

NEUE HEIMAT in der galerie weisser elefant - Noch bis Samstag!





Eine Ausstellung zur Wirkungsmacht der nachkriegsmodernen Architektur auf die zeitgenössische Kunst mit Werken von Matias Bechtold, Laure Catugier, Chris Dreier, EVOL, Gary Farrelly, Alekos Hofstetter & Florian Göpfert, Carsten Nicolai, Tim Trantenroth, Julia Zinnbauer, kuratiert von Alekos Hofstetter.

galerie weisser elefant
Bezirksamt Mitte von Berlin Fachbereich Kunst & Kultur
Auguststraße 21
10117 Berlin
Tel. (030) 28 88 44 54
www.galerieweisserelefant.de
30. 4. - 4. 6. 2016
Di. - Fr.: 11 - 19 Uhr, Sa.: 13 - 19 Uhr 

Samstag, 14. Mai 2016

NEUE HEIMAT. Eine Ausstellung zur Wirkungsmacht der nachkriegsmodernen Architektur auf die zeitgenössische Kunst

Mit Werken von 
Matias Bechtold, Laure Catugier, Chris Dreier, EVOL, Gary Farrelly, Alekos Hofstetter & Florian Göpfert, Carsten Nicolai, Tim Trantenroth und Julia Zinnbauer, kuratiert von Alekos Hofstetter

Text: Alekos Hofstetter
Fotos: Julia Zinnbauer


Links: Laure Catugier, Mitte und an der Wand: Julia Zinnbauer - Das Kleid für die autogerechte Stadt


























galerie weisser elefant
Bezirksamt Mitte von Berlin Fachbereich Kunst & Kultur
Auguststraße 21
10117 Berlin
Tel. (030) 28 88 44 54
www.galerieweisserelefant.de
30. 4. - 4. 6. 2016
Di. - Fr.: 11 - 19 Uhr, Sa.: 13 - 19 Uhr




Avantgardistisch, komfortabel oder auch nur trist? Die Architektur der Nachkriegsmoderne ruft mit ihrer modernen Formensprache die unterschiedlichsten Gefühle und Meinungen hervor. In den kontroversen Auseinandersetzungen um die Gestaltung der Innenstädte und den Debatten um Alt- und Neubauten, dem Prozess der Gentrifizierung, wie um niedrige Mieten in Bauten der sechziger und siebziger Jahre, spielen die architektonische Bedeutung und die baugeschichtliche Herkunft der Gebäude der Nachkriegs-Moderne meist keine Rolle. Umbau oder Abriss – die Veränderung der alten Bausubstanz ist nicht nur in Berlin im vollen Gange. Am Ausgangspunkt des Projektes NEUE HEIMAT stehen die beiden Fragen: von welcher Moderne sprechen wir eigentlich? Und wie fern ist uns die Moderne heute? Die Ausstellung zeigt Werke, welche neue Bezüge aufbauen zu den gesellschaftlichen Utopien, die zur Grundlage der Architektur der Moderne wurden und beleuchtet somit die unterschiedlichen Phasen des Umgangs mit diesem architektonischen Erbe in einem anderen Licht. Ist es heute möglich, durch eine Re-Konstruktion eines utopischen Kontextes, die Distanz, die unsere Gesellschaft zur Architektur der Moderne unterhält, nicht nur sichtbar zu machen sondern gleichzeitig, für eine "Aneignung" dieser Architektur der Nachkriegs-Moderne für die Gegenwart zu sorgen und sie zu einer „neuen Heimat“ zu machen? (A. Hofstetter, 2016)


Matias Bechtold


Freitag, 13. Mai 2016

NEUE HEIMAT in der galerie weißer elefant, Berlin - Die Vernissage


Chris Dreier, Evol, Gary Farrelly, Laure Catugier, Julia Zinnbauer
V. l. n. r.: EVOL, Laure Catugier, Matias Bechtold, Chris Dreier, Alekos Hofstetter, Gary Farrelly, Julia Zinnbauer (Foto: Valerie Oleynik)


Die Ausstellung NEUE HEIMAT handelt von der außergewöhnlichen Wirkung, die die Architektur der Nachkriegsmoderne auf die zeitgenössische Kunst ausübt und ist zurzeit in der galerie weißer elefant (Link) in Berlin zu sehen. Zehn Künstlerinnen und Künstler zeigen dort ihre ganz unterschiedliche Auseinandersetzung mit den Gebäuden und den städtebaulichen Ideen der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, kuratiert von Alekos Hofstetter, der ebenfalls mit einigen Arbeiten vertreten ist. 

Unter dem Namen „Tannhäuser Tor“ (Link) erforscht Alekos Hofstetter zusammen mit Florian Göpfert die Zusammenhänge zwischen den gesellschaftlichen und politischen Hintergründen und dem Entstehen und Vergehen des Begriffs der Moderne. Fasziniert von der Zeichenhaftigkeit und der weltweiten Verbreitung der Architektur der Nachkriegsmoderne schaffen die beiden Künstler zusammen Grafiken, Malereien und Wandarbeiten, die diese großen Zusammenhänge zum Thema haben. Dieser Geist der Moderne, der hinter den Arbeiten von Tannhäuser Tor steht, liegt natürlich auch dem Konzept des Projekts NEUE HEIMAT zu Grunde.



Vor den Fotografien im Hof der Galerie: Julia Zinnbauer, Laure Catugier und Kurator Alekos Hofstetter (Foto: J. Grölle)

Die Eröffnung der Ausstellung fand während des Gallery Weekends in der galerie weißer elefant statt, und so flanierten hunderte von kunstwilligen Besuchern die Auguststraße in der Nähe des Tacheles entlang. Stehen blieben sie allerdings alle an dem Stromkasten, der sich vor dem weißen elefanten befindet und den EVOL (Link) am Vortag der Eröffnung in einen seiner typischen Plattenbauten verwandelt hatte, und fanden dann ihren Weg in die Ausstellung NEUE HEIMAT. Mehr von EVOLS Auseinandersetzung mit dem modularen Bauen ist dort noch bis zum 4. Juni 2016 zu sehen, zusammen mit Arbeiten von Matias Bechtold, Laure Catugier, Chris Dreier, EVOL, Gary Farrelly, Alekos Hofstetter & Florian Göpfert, Carsten Nicolai, Tim Trantenroth und Julia Zinnbauer.

Um all der verschiedenen Herangehensweisen gerecht zu werden, bedarf es eines weiteren, umfassenderen Berichts. Hier nun erst einmal einige Eindrücke der Vernissage, mit der die Ausstellung am 30. April 2016 eröffnet wurde.

Darüber hinaus referiert am 21. Mai Lukas Feireiss in den Räumlichkeiten der Galerie über das Thema „Architektur und Stadt als Gegenstand der zeitgenössischen Kunst“, gefolgt von einer Katalogpräsentation von Matias Bechtold und einer Industrial-Performance von Chris Dreier und Gary Farrelly. Weitere Informationen zu der Veranstaltung finden sich hier: Link.



Carsten Nicolai: pt. 02' (Video, 2012)



Links: Julia Zinnbauer - Das Kleid für die autogerechte Stadt


Samstag, 30. April 2016

NEUE HEIMAT: Eröffnung heute Abend in der galerie weißer elefant, Berlin


Während gestern die Besucher des Gallery Weekends in Berlin die Auguststraße auf und ab flanierten, verwandelte EVOL den Stromkasten vor der galerie weißer elefant in einen der Plattenbauten, für die er bekannt ist. Mehr von EVOLs Architekturphantasien gibt es ab heute Abend im Rahmen der Ausstellung NEUE HEIMAT zu sehen, zusammen mit Arbeiten von Matias Bechtold, Laure Catugier, Chris Dreier, Gary Farrelly, Alekos Hofstetter & Florian Göpfert, Carsten Nicolai, Tim Trantenroth und Julia Zinnbauer, kuratiert von Alekos Hofstetter.
galerie weißer elefant (Link)
August Straße 21
Berlin
19 Uhr
 

Donnerstag, 14. April 2016

NEUE HEIMAT in der galerie weißer elefant in Berlin

Eine Ausstellung zur Wirkungsmacht der nachkriegsmodernen Architektur auf die zeitgenössische Kunst mit Werken von Matias Bechtold, Laure Catugier, Chris Dreier, EVOL, Gary Farrelly, Alekos Hofstetter & Florian Göpfert, Carsten Nicolai, Tim Trantenroth und Julia Zinnbauer.  
Kuratiert von Alekos Hofstetter (Link)

Eröffnung am Samstag, dem 30. April 2016 um 19 Uhr

Avantgardistisch, komfortabel oder auch nur trist? Die Architektur der Nachkriegsmoderne ruft mit ihrer modernen Formensprache die unterschiedlichsten Gefühle und Meinungen hervor. In den kontroversen Auseinandersetzungen um die Gestaltung der Innenstädte und den Debatten um Alt- und Neubauten, dem Prozess der Gentrifizierung, wie um niedrige Mieten in Bauten der sechziger und siebziger Jahre, spielen die architektonische Bedeutung und die baugeschichtliche Herkunft der Gebäude der Nachkriegs-Moderne meist keine Rolle. Umbau oder Abriss – die Veränderung der alten Bausubstanz ist nicht nur in Berlin im vollen Gange.

Am Ausgangspunkt des Projektes NEUE HEIMAT stehen die beiden Fragen: von welcher Moderne sprechen wir eigentlich? Und wie fern ist uns die Moderne heute? Die Ausstellung zeigt Werke, welche neue Bezüge aufbauen zu den gesellschaftlichen Utopien, die zur Grundlage der Architektur der Moderne wurden und beleuchtet somit die unterschiedlichen Phasen des Umgangs mit diesem architektonischen Erbe in einem anderen Licht. Ist es heute möglich, durch eine Re-Konstruktion eines utopischen Kontextes, die Distanz, die unsere Gesellschaft zur Architektur der Moderne unterhält, nicht nur sichtbar zu machen sondern gleichzeitig, für eine "Aneignung" dieser Architektur der Nachkriegs-Moderne für die Gegenwart zu sorgen und sie zu einer „neuen Heimat“ zu machen? (Text: Alekos Hofstetter)

galerie weisser elefant
Auguststraße 21
10117 Berlin

ÖFFNUNGSZEITEN
Di. bis  Fr. von 11 bis 19 Uhr 
Sa. von 13 bis 19 Uhr



Dienstag, 10. November 2015

www.SCISSORELLA.de wird sieben!




Zum siebten Geburtstag meines Blogs habe ich es endlich geschafft. Ich sitze mit einem Milchkaffee und einem MacBook in einem berliner Café und korrespondiere mit der Weltöffentlichkeit. Draußen wartet der taubenblaue Kunsttransporter auf mich. Oder ist das nur die stets beschworene Internet-Illusion und das zünftige Kartoffel-Omelett am vorderen Bildrand ist nur geliehen? Auf jeden Fall wünsche ich meinem Blog und all seinen treuen und fachkundigen Lesern alles Gute und verspreche, dass es hier bunt und glamourös weitergeht. 

Auf die Zukunft und auf die Vergangenheit! 

Fotos: J. Grölle

Freitag, 16. Oktober 2015

Der gekaufte Traum - Helga Reidemeisters Filme über das Märkische Viertel



Die großen Hochhaussiedlungen, die nach dem Zweiten Weltkrieg überall in Europa an den Stadträndern entstanden, wurden von Anfang an scharf kritisiert. Die junge Filmemacherin Helga Reidemeister machte sich ab den späten 60erjahren ein ganz eigenes Bild vom Leben an der Peripherie, stand über Jahre hinweg in engem Kontakt zu den Bewohnern des Märkischen Viertels und drehte schließlich mehrere Dokumentarfilme über die Großwohnsiedlung im Nordwesten Berlins. Die Fotos, die Helga Reidemeister in diesem Zusammenhang aufnahm, sowie auch einige ihrer Filme aus dieser Zeit, sind noch bis zum 18. Oktober in vor Ort im Märkischen Viertel zu sehen, in der Viertelbox (Link).

Die Großwohnsiedlung am Stadtrand
Das Märkische Viertel, das in den 60er- und 70erjahren im Nord-Westen Berlins nach Plänen von Christian Müller und Georg Heinrichs angelegt wurde (Link), musste von Anfang an mit seinem Image kämpfen. Nach dem Zweiten Weltkrieg herrschte in Berlin ein großer Mangel an Wohnraum und sowohl in der Innenstadt als auch in dem ursprünglich sumpfigen Gebiet bei Reinickendorf, wo die neue Hochhaussiedlung entstehen sollte, lebte man in Baracken und Notunterkünften. Um der Wohnungsnot Herr zu werden, wurden schließlich sogar Gebäude abgerissen, die die Bombardements und Kriegswirren überstanden hatten, zugunsten von riesigen, neu gebauten Wohnanlagen, wie beispielsweise das Kottbusser Tor in Kreuzberg. Diese Abrisse ganzer Areale in Verbindung mit der Umsiedlung von Leuten aus ihrem gewohnten Umfeld in zunächst gleichförmig und steril wirkende Wohnblocks, die sich im schlimmsten Fall weit außerhalb der Stadt befanden, sorgten damals für Kritik und Protest. Zusätzlich zu der Entfernung der neuen Wohngebiete wie dem Märkischen Viertel, Marzahn oder der Gropiusstadt zu den lebendigen, gewachsenen Zentren Berlins, kam die anfängliche Kargheit, die die neuen Gebäude umgab. Die geplanten Grünflächen mussten schließlich erst noch zu einem harmonischen Gesamtbild zusammenwachsen und das Bild von Kindern, die auf kargem Beton spielten, prägte sich im kollektiven Gedächtnis ein. Bis heute spricht man Satelliten- und Trabantenstädten ihre Wohnlichkeit ab und kritisiert die mangelnde Lebensqualität in den Hochhaussiedlungen an den Rändern großer Städte. 


Donnerstag, 15. Oktober 2015

Interbau 1957: Paul Schneider von Esleben im Hansaviertel, Berlin



Der 100. Geburtstag des Architekten Paul Schneider von Esleben und die damit einhergehenden Ausstellungen in Düsseldorf (Link) liegen nun schon einige Wochen zurück. Die Schneider-Esleben-Begeisterung, der auf dieser Seite mittlerweile schon seit vielen Jahren Raum gegeben wird (Link), reißt hier natürlich auch weiterhin nicht ab. So lag es bei meinem letzten Besuch in Berlin nahe, auch dort ein Gebäude des Düsseldorfer Architekten zu besuchen, und zwar ein vierstöckges Wohnhaus im eleganten Hansaviertel.

Mitte der Fünfzigerjahre waren Architekten aus der ganzen Welt zusammengetreten, um im Westen Berlins die neue Bebauung des Hansaviertels zu planen. Unter den Teilnehmern des "Interbau" (Link) genannten Projekts befand sich damals neben Oscar Niemeyer, Le Corbusier, Paul Baumgarten, Egon Eiermann (Link) und Walter Gropius auch Paul Schneider von Esleben, dessen Beitrag ganz im Westen des Viertels umgesetzt werden sollte, zwischen der Altonaer Straße und der S-Bahn-Linie. Dort bildet es den Abschluss einer Reihe von vier parallel zueinander stehenden, diagonal zur S-Bahn-Linie ausgerichteten Zeilenbauten.

Paul Schneider von Eslebens vierstöckiges Gebäude besteht aus einer Basis von elf nebeneinander im Abstand von fünfeinhalb Metern aufgestellten tragenden Wänden, sogenannten Schotten, die nicht durchbrochen werden durften. Die auf diese Weise entstandenen zehn identischen Gebäudeabschnitte teilte der Architekt in jeweils zwei übereinanderliegende, zweistöckige Wohnungen ein. Dabei ordnete er die Schlafzimmer der übereinander gestapelten Wohnungen in den beiden mittleren Geschoßen des Hauses an, um dort eine besonders ruhige Zone zu schaffen. Die Lage des Zeilenbaus in der Nähe der S-Bahn-Linie verlangte es zudem, die Wirtschaftsräume und die außenliegenden Treppenaufgänge auf der Nordseite anzuordnen, sodass die Schlaf- und Wohnzimmer zum ruhigeren Süden und zur Sonne ausgerichtet sind.

Mittwoch, 3. Juni 2015

Stephan Heise: Die Wilhelm-Raabe-Grundschule im Märkischen Viertel, heute Jugendkunstschule Atrium





Vor den am Seggeluchbecken im Märkischen Viertel (Link) aufragenden Wohnhochhäusern mit ihren für den Architekten Chen Kuen Lee typischen spitzen Winkeln und scharfen Kanten fächern sich die flachen, verwinkelt ineinander verzahnten Gebäude der ehemaligen Wilhelm-Raabe Grundschule auf. Sowohl Chen Kuen Lee als auch der Architekt der heute als Jugendkunstschule betriebenen Gebäude, Stephan Heise, studierten bei Hans Scharoun, der für seine ineinander fließenden Räume und seine kantig spitzen Formen, wie beispielsweise das Gebäude der Berliner Philharmonie, bekannt ist. Chen Kuen Lees Gebäude im Märkischen Viertel zeigen durchaus Parallelen zu Scharouns  „Romeo und Julia“ genannten Wohnhochhäuser in Stuttgart Rot aus den Jahren 1955 bis 1959 (Link).

Die seit 1985 in den Räumen der ehemaligen Grundschule betriebenen Jugendkunstschule Atrium entdeckte ich bei einer Radtour ins Märkische Viertel an einem Sonntagnachmittag im März dieses Jahres, als das Ensemble still und über das Wochenende verlassen dalag. Bisher konnte ich jedoch nicht mehr als den Namen des Architekten und seinen Bezug zu Scharoun herausfinden, der sich allerdings auch sehr deutlich an den Bauten selbst mit ihren Dachterrassen, Innenhöfen und phantasievoll ineinander verschachtelten Räumen ablesen lässt. Aus dem Jahr 1970 existieren zudem einige Fotografien, die das gerade vollendete Schulgebäude zeigen (Link). Vielleicht wissen die Leser ja noch etwas über die Architektur von Stephan Heise und möchten hier dazu einen Kommentar hinterlassen? Ich würde mich darüber sehr freuen!


Montag, 1. Juni 2015

Berlin: Das Märkische Viertel (1963 - 1974)



Der Architekt Chen Kuen Lee, von dem dieses und einige weitere Gebäude im Märkischen Viertel stammen, studierte und arbeitete bei Hans Scharoun, bevor er sich mit einem eigenen Büro selbstsändig machte. Sein Lebensende verbrachte er im Märkischen Viertel, in einer von ihm selbst entworfenen Zwei-Zimmer-Wohnung. Hier im Bild eines der noch unrenovierten Gebäude.


Mehrfach habe ich auf dieser Seite bereits über künstlich angelegte Stadtteile berichtet, so genannte Satelliten- oder Trabantenstädte. Von der Gropiusstadt in Berlin war die Rede (Link), von Garath (Link) und dem Bürogbiet Am Seestern (Link), die beide zu Düsseldorf gehören, und auch die Neue Stadt Wulfen (Link) wurde hier schon einige Male thematisiert. In den Beschreibungen schwingt dabei immer eine gewisse Sehnsucht nach Oscar Niemeyers Brasilia und LeCorbusiers Chandigharh mit. Alleine der Ausdruck „Satellitenstadt“ lässt an den Weltraum denken, an Zukunft und Fortschritt, an die Möglichkeit, an einem anderen, weit entfernten Ort ein neues, besseres Leben zu beginnen, eine neue Zivilisation zu gründen. Die Idee der Satellitenstadt passt perfekt in die Aufbruchstimmung und die Technikbegeisterung nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Konzept künstlich angelegter Stadtteile jedoch ist viel älter und stammt noch aus der Zeit, als sich LeCorbusier Gedanken über seine Ville Radieuse und den Plan Voisin machte und schließlich mit seinen Mitstreitern auf einer Reise nach Griechenland die Charta von Athen formulierte.

Zukunft am äußersten Stadtrand
In weiter Ferne liegen die neu angelegten Stadtteile tatsächlich, vor allem in einer großen Entfernung zum Zentrum der eigentlichen Stadt. Dass sich die Bewohner der neuen Wohngebiete vom Rest der Stadt abgeschnitten fühlten, darin lag von Anfang an eines der Hauptprobleme des gesamten Konzepts und wurde stark von dessen Gegnern kritisiert. Gerade Trabantenstädte, also große Wohnviertel, die im Gegensatz zu eigenständigen Satellitenstädten mangels Infrastruktur nicht als eigene Städte funktionierten, sondern tatsächlich nur dem Aufenthalt nach Feierabend dienen, warf man Leblosigkeit und Gleichförmigkeit vor. Und trotzdem: ist es nicht tausendmal aufregender, in einem Vorort von Berlin zu wohnen und von einer Wohnung im 23. Stock einen Ausblick auf futuristische Architektur und in die weite Landschaft zu haben, als in einer deutschen Kleinstadt aufzuwachsen, in der nach 18 Uhr auch kein Mensch mehr auf der Straße ist man Städte wie Berlin nur aus dem Fernsehen kennt?

Berlin: Das Märkische Viertel (1963 - 1974)



Der Architekt Chen Kuen Lee, von dem dieses und einige weitere Gebäude im Märkischen Viertel stammen, studierte und arbeitete bei Hans Scharoun, bevor er sich mit einem eigenen Büro selbstsändig machte. Sein Lebensende verbrachte er im Märkischen Viertel, in einer von ihm selbst entworfenen Zwei-Zimmer-Wohnung. Hier im Bild eines der noch unrenovierten Gebäude.


Mehrfach habe ich auf dieser Seite bereits über künstlich angelegte Stadtteile berichtet, so genannte Satelliten- oder Trabantenstädte. Von der Gropiusstadt in Berlin war die Rede (Link), von Garath (Link) und dem Bürogbiet Am Seestern (Link), die beide zu Düsseldorf gehören, und auch die Neue Stadt Wulfen (Link) wurde hier schon einige Male thematisiert. In den Beschreibungen schwingt dabei immer eine gewisse Sehnsucht nach Oscar Niemeyers Brasilia und LeCorbusiers Chandigharh mit. Alleine der Ausdruck „Satellitenstadt“ lässt an den Weltraum denken, an Zukunft und Fortschritt, an die Möglichkeit, an einem anderen, weit entfernten Ort ein neues, besseres Leben zu beginnen, eine neue Zivilisation zu gründen. Die Idee der Satellitenstadt passt perfekt in die Aufbruchstimmung und die Technikbegeisterung nach dem Zweiten Weltkrieg. Das Konzept künstlich angelegter Stadtteile jedoch ist viel älter und stammt noch aus der Zeit, als sich LeCorbusier Gedanken über seine Ville Radieuse und den Plan Voisin machte und schließlich mit seinen Mitstreitern auf einer Reise nach Griechenland die Charta von Athen formulierte.

Zukunft am äußersten Stadtrand
In weiter Ferne liegen die neu angelegten Stadtteile tatsächlich, vor allem in einer großen Entfernung zum Zentrum der eigentlichen Stadt. Dass sich die Bewohner der neuen Wohngebiete vom Rest der Stadt abgeschnitten fühlten, darin lag von Anfang an eines der Hauptprobleme des gesamten Konzepts und wurde stark von dessen Gegnern kritisiert. Gerade Trabantenstädte, also große Wohnviertel, die im Gegensatz zu eigenständigen Satellitenstädten mangels Infrastruktur nicht als eigene Städte funktionierten, sondern tatsächlich nur dem Aufenthalt nach Feierabend dienen, warf man Leblosigkeit und Gleichförmigkeit vor. Und trotzdem: ist es nicht tausendmal aufregender, in einem Vorort von Berlin zu wohnen und von einer Wohnung im 23. Stock einen Ausblick auf futuristische Architektur und in die weite Landschaft zu haben, als in einer deutschen Kleinstadt aufzuwachsen, in der nach 18 Uhr auch kein Mensch mehr auf der Straße ist man Städte wie Berlin nur aus dem Fernsehen kennt?

Dienstag, 26. Mai 2015

Berlin: Das Haus der Statistik am Alexanderplatz, 1968 - 1970


Dass man in Berlin durch das unkontrollierte Abreißen kulturhistorisch interessanter Bauten das zerstört, was die Stadt eigentlich ausmacht, ist hinlänglich bekannt. Markante Plätze, die in ihrem Aussehen so typisch für die Nachkriegszeit und in ihrer Konzeption so untrennbar mit der einmaligen Geschichte der Stadt verbunden sind, wie die Gegend um den Bahnhof Zoo im Westen der Stadt und der Alexanderplatz im Osten, werden seit Jahren umgestaltet und der Beliebigkeit preisgegeben. Phänomene wie das himbeerfarbene Alexa-Einkaufszentrum oder auch die Tatsache, dass das ehemalige Centrums-Kaufhaus am Alexanderplatz seiner Wabenfassade aus den Sechzigerjahren beraubt und mit beigefarbenem Travertin verkleidet wurde, werden längst von der Bevölkerung akzeptiert. Das Haus des Lehrers mit seinem Mosaik von Walter Womacka und dem elegant verglasten Kongresszentrum (Link) wurden immerhin saniert. Andere Bauten, die fest zum Ensemble des nach dem Zweiten Weltkrieg als das Zentrum Ostdeutschlands neu konzipierten Platz gehören, wurden und werden jedoch abgerissen. Eines davon ist das Haus der Statistik. Oder besteht etwa noch Hoffnung?

Samstag, 20. April 2013

Berlin: Return to Forever - Brutalism, Attitudes & Fiction; Ausstellung in der Tschechischen Botschaft



Auf die besondere Schön- heit des Brutalismus möchte die Ausstellung „Return to Forever - Brutalism, Attitudes & Fiction“ aufmerksam ma- chen, die am Donnertag in der Tschechischen Bot- schaft in Berlin eröffnet wurde. Das Gebäude, das in den Jahren 1974-78 nach Plänen des Archi- tekten-Ehepaars Věra und Vladimír Machonin erbaut wurde, steht exem- plarische für den Zu- kunftsglauben dieser Zeit und den Hang zum Phantastischen . Der Ausdruck Brutalismus selbst spielt nicht, wie oft vermutet, auf eine vermeintlich brutale Formgebung an, sondern ist vom französischen „béton brut“ abgeleitet und bezieht sich damit auf die raue Oberfläche des Sichtbetons.
Bereits vor zehn Jahren fertigte Candida Höfer eine fotografische Dokumentation des Botschafts-Gebäudes an, auf die sich das aktuell gezeigte All-Over Environment bezieht. Max (Link) hat die Ausstellung besucht und für Scissorella ein paar Aufnahmen mit seinem mobilen Endgerät gemacht. Vielen Dank!

Mittwoch, 27. März 2013

Wie baut man sich eigentlich eine Leiche? Ein Abend mit Jörg Buttgereit im Venus & Apoll



Ein Grabstein fehlt: Buttgereit am Grab von Serientäter Ed Gein
Am Ende meiner Schulzeit kursierte unter einigen meiner Klassenkameraden die Legende von einem Film, der angeblich von echter Nekrophilie handelte. Man raunte sich den Namen Jörg Buttgereit zu und den Titel des Films, „Nekromantik“. Das war der Sommer, in dem wir, die Coolen aus dem Kunst Leistungskurs, die Aulawand unserer Schule bemalten und eines Nachts an der Friedhofspforte von der Polizei gefragt wurden, was wir hier eigentlich machen. Unsere Antwort „nichts“ war nicht mal gelogen und ich glaube, dass damals keiner von uns „Nekromantik“ wirklich gesehen hat. Es war einfach die Zeit, in der man unbedingt bööööööse wirken wollte und im Fernsehen noch Rammstein-Videos liefen. Später habe ich eines Nachts dann tatsächlich „Nekromantik“ gesehen und die Vorstellung einer Dreiecksbeziehung mit einer Leiche, bzw. die wahnsinnig gruselig aussehende Leiche selbst, erfüllte mich wirklich mit Angst und Schrecken. Ich gebe es zu.

Dienstag, 26. März 2013

Korinsky - Atelier für vertikale Flächen



 
Im August 2011 konnte man in Berlin an langen Sommerabenden ein merkwürdiges Phänomen beobachten. Aus einem verlassenen Hörsaal in der Nähe des Berliner Ensembles drang ein unerklärbares Knistern und Knirschen. Irgend etwas Geheimnisvolle musste hinter den sonderbar schief sitzenden Fenstern des Hörsaals vorgehen, denn zwischen den Blättern des dichten Weinlaubvorhangs sah man es grell grün aus dem ansonsten ganz im Dunkeln liegenden Gebäude hervorleuchten. 

Im Sommer darauf wunderten sich die Besucher des Architekturmuseums Berlin, woher in dem dem Gebäude von Hans Scharoun angeschlossenen Innenhof plötzlich diese Gartengeräusche stammten. Unter das Brausen des nahe gelegenen Ernst-Reuter-Platzes, eines riesigen Verkehrskreisels aus den Fünfzigerjahren, mischte sich plötzlich ein Summen und Surren, das eine ganz eigene Gartenatmosphäre schuf und im Kontrast zu dem ansonsten sehr strengen, von Betonelementen geprägten Innenhof stand.

Hinter den Klanginstallationen, die sich stets mit der Architektur und Atmosphäre eines besonderen Ortes auseinandersetzen, stehen die Brüder Abel, Carlo und Max Korinsky, die seit einigen Jahren zusammenarbeiten und in ihre Werke ihren jeweils unterschiedlichen künstlerischen Hintergrund einfließen lassen.

Mittwoch, 13. Februar 2013

Sonnenuntergang in der Pan Am Lounge: Ein glamouröser Abschluss der Fashion Week über den Dächern Berlins



Pan Am – beim bloßen Klang dieser beiden Silben breitet sich vor unserem geistigen Auge eine strahlende Welt aus. Geschwindigkeit, Luxus, Eleganz verbinden wir der amerikanischen Fluggesellschaft, Wolkenkratzer, exotische Orte, stromlinienförmiges Design und die unbegrenzte Möglichkeit, auf glamouröse Art die aufregendsten Metropolen der Welt zu bereisen. Nichts aber blitzt beim Gedanken an Pan Am so sehr vor dem geistigen Auge auf wie das Bild der idealen Stewardess, die als perfekte Verkörperung des Firmengeists überall auf der Welt die Sehnsucht nach der Ferne weckt. Sehnsüchte und Träume sind es auch, die von den Pan American World Airways übrig geblieben sind. Die spektakuläre Geschichte von der Eroberung des Luftraums, die 1927 begonnen hatte, endete 1991 mit der Übernahme der Firma durch Delta Airlines, nachdem nach dem Lockerbie-Anschlag die Fahrgastzahlen dramatisch zurückgegangen waren.


Längst ist das Pan-Am-Gebäude in New York an eine Versicherung verkauft. Als es Anfang der Sechzigerjahre unter der Mithilfe von Walter Gropius gebaut wurde, war es das größte Bürohochhaus der Welt. Der Pan-Am-Schriftzug überragte damals ganz Manhattan, von der Dachterrasse aus konnte man mit dem Hubschrauber zum John F. Kennedy International Airport fliegen und dort direkt am Pan Am Worldport einchecken. Zur Zeit kämpft eine Gruppe von Denkmalschützern für den Erhalt des akut vom Abriss bedrohten Terminals, wo schon Roger Moore als James Bond in „Live and let die“ (1973, Link) gelandet und Doris Day in „That Touch of Mink“ (1963, Link) in den Liebesurlaub gestartet ist. Auch wenn man in New York die Wahrzeichen Fluglinie aufgibt, so wird in Belin die Pan-Am-Tradition fortgeführt und besonders gepflegt, und zwar genau dort, wo Berlin am großstädtischsten wirkt, im Westen, zwischen Europacenter und Hansaviertel.

Der Standort Berlin spielte in der Geschichte der Airline stets eine ganz besondere Rolle. Bis zum Jahr 1990 durfte Berlin von keiner deut- schen Fluggesellschaft angeflogen werden. Tempelhof lag im ameri- kanischen Sektor und es durften ausschließlich Maschinen der Pan Am und der British Airways dort landen. Die Air France konnte Berlin erst mit der Eröffnung des Flughafens Tegel (Link) im französischen Sektor in ihr Repertoire aufnehmen und so hatte die Pan Am lange Jahre die Vormachtstellung in Berlin. Das musste ge- feiert werden, und zwar ganz adäquat auf der Penthouse-Dachterrasse mit einem Blick über die ganze Stadt. Direkt neben dem Europacenter, dem ersten modernen Einkaufszentrum nach amerikanischem Vorbild in Europa, entstand 1966 ein Apartmenthaus, in dem sich seither das in Berlin stationierte Pan-Am-Personal einmietete. Ein Hubschrauberlandeplatz gibt es nicht auf dem Dach des zehnstöckigen Hochhauses, dafür aber ein Pent houselounge, an deren Bar sich seit den Sech- zigerjahren das blau gekleidete Flugpersonal amüsierte. Man befindet sich dort mitten im Zentrum der Nachkriegsmoderne und sieht mit einer Kopfdrehung, als wäre die unglaubliche Originalausstattung der Pan-Am-Lounge nicht schon surreal genug, Pereiras Interconti Hotel, das Hansaviertel, die Gedächtniskirche, den sich drehenden Mercedesstern auf dem Europacenter und schließlich das Dorlandhaus mit den Resten des halbdemontierten Philipshauses daneben.

Heute kann man die Pan-Am-Lounge, die lange Zeit in Vergessen- heit geraten war, für Veranstaltungen mieten. Dann wird die spektakuläre Atmosphäre über den Dächern der Stadt zusätzlich durch die Anwesenheit einiger charmanter Damen vom Flugservice vervollstän- digt, die den Besucher schon beim Betreten des Hauses in Empfang nehmen und sicher und komfortabel in den zehnten Stock geleiten. Natascha Bonnermann, die die Pan-Am-Lounge vor einigen Jahren entdeckt und wieder zum Leben erweckt hat, vermietet mittlerweile zusätzlich zu der Penthouse-Bar auch ein Appartment. Die Wohnung, die sich über mehrere Ebene erstreckt, sieht aus, als sei sie von Jan Morrow persönlich eingerichtet worden, der von Doris Day in „Bettgeflüster“ verkörperten Innenarchitektin. Es verwundert also nicht, dass uns die Schauspielerin von einer Autogrammkarte, die gerahmt auf einem Nachtschränkchen steht, entgegenlächelt. Tatsächlich wurde die Pan-Am-Suite aber erst in den letzten Jahren eingerichtet und ist im Gegensatz zu der Lounge nicht original (s. Fotos weiter unten).
 

Im Rahmen der Mercedes-Benz Fashion Week Berlin lud das Pan-Am-Team nun zu einem Sundowner und einer Führung durch das Ensemble ein und es war das erste Mal, dass man die Lokalität überhaupt außerhalb einer Veranstaltung besichtigen konnte. Nachdem ich schon vor einigen Jahren am Fuß des Gebäudes auf der Budapester Straße gestanden und sehnsüchtig nach oben geschaut hatte, konnte ich es beinahe nicht glauben, als mir eine der Damen vom Flugservice im Fashion Week Zelt eine Einladung überreichte. Ich muss sagen, dass ein eleganterer Abschluß der Fashion Week kaum möglich gewesen wäre als den Nachmittag in der Pan Am Lounge. Eigentlich sollte die Fashion Week immer mit einem Penthousebesuch enden.
Zu weitere Informationen geht es hier entlang: www.panam-lounge.org