MODE KUNST ARCHITEKTUR

Dieser Blog ist dem Material gewidmet, der Konstruktion, der Technik, der Opulenz und der Schönheit, dem Spektakulären, Aufregenden, Anekdotischen, den kleinen Details und dem großen Gesamteindruck, der Bewegung, der Farbe, dem Vergangenen und der Zukunft.

Dienstag, 25. Juni 2013

Düsseldorf: Im Londoner Taxi zu Hermès






Dass man Mode mittler- weile gerne in außergewöhnlicher Architektur präsentiert und vom Konzept der neutralen Messehalle hin zu der speziellen Atmosphäre außergewöhnlicher Bauten geht, beobachte ich nun bereits seit einiger Zeit. Beispiele dafür finden sich in der Show and Order, einer Modemesse, die in einem Berliner Heizkraft- werk stattfindet (Link), in der Premium in den Hallen der Station Berlin, einem Postbahnhof aus dem 19. Jahrhundert, und nicht zuletzt auch im Festival des Métiers des Hauses Hermès, das vor einigen Tagen in den Böhlerwerken im Norden Düsseldorfs zu Ende gegangen ist (Link). Bei Hermès jedoch ging man über die Inszenierung in einer sorgfältig restaurierten Fabrikanlage mit angeschlossenem Spitzbunker hinaus und organisierte zusätzlich einen sehr eleganten Shuttleservice, bei dem das interessierte Publikum im Londoner Taxi direkt von der Hermès-Niederlassung auf der Königsallee nach Lörick in die Böhler Werke chauffiert wurde.


Begeistert von der spektakulären Anreise fragte ich einen der beiden Fahrer nach Details und er erklärte mir, dass das Modell eigens als Londoner Taxi entworfen wurde, und zwar als sogennanter "Fairway Driver". Er legte dabei großen Wert darauf, daß es sich bei seinem Taxi nicht um einen Austin handelte. So ganz falsch lag ich jedoch mit meiner Frage nicht, wurde doch das Vorgängermodelll ursprünglich von Austin gebaut und dann schließlich von der Firma London Taxi International Limited übernommen.

Durch mein geschicktes Fragen waren die beiden charmanten Fahrer jedenfalls so abgelenkt, dass mir beinahe am Ende die Flucht im Londoner Taxi gelungen wäre, der Schüssel hat zumindest gesteckt!


Bedanken möchte ich mich an dieser Stelle bei Fotograf Wilfried Meyer für die phantastischen Detailaufnahmen des Festivals, die er mir eigens angefertigt hat, sowie bei Axel für die Taxifotos.

Samstag, 15. Juni 2013

Das ist kein echter Eiermann, das kann weg.

Zum Abriss der Horten-Fassade in Krefeld


Einerseits legt man in Krefeld großen Wert darauf, den Ruf der Stadt als Architektur-Metropole zu festigen, wie es das ambitionierte Golfclub-Projekt mit dem spektakulären 1:1 Modell eines Entwurfs von Mies van der Rohe aus dem Jahr 1930 zeigt, das gerade eröffnet wurde (Link). Andererseits wird, wie ich gerade erfahren habe, zur Zeit die charakteristische Fassade des Horten-Gebäudes in der krefelder Innenstadt entsorgt. Dabei handelt es sich um die typischen Keramikelemente, die Egon Eiermann um 1960 für die Gebäude der Kaufhauskette entworfen hatte und die so typisch für den Look dieser Zeit sind. Wie passt das dazu, dass das Stadthaus in Krefeld, das ursprünglich als Verwaltungsgebäude der Vereinigten Seidenwebereien AG von Egon Eiermann entworfen wurde (nach einer Idee Mies van der Rohes), gerade vor dem Abriß gerettet werden konnte?


Seit einigen Jahren schon steht das krefelder Warenhaus leer und nun will man offensichtlich mit neuen Mietern und einem neuen Image die immer ein wenig verlassen wirkende Innenstadt neu beleben. Und wie immer hat die Stadtbevölkerung Angst, daß die Ansammlung der üblichen Filialisten (Link) den Einzelhandel schädigt. Hauptmieter des umgestalteten Gebäudes soll die irische Billigmodekette Primark werden, was der Stadt Krefeld, die seit dem 18. Jahrhundert für die Herstellung von hochwertigen Seiden- und Brokatstoffe bekannt ist, vermutlich endlich den erhofften Aufschwung bringt. Ich wünsche viel Erfolg bei der Imagepflege.

Freitag, 14. Juni 2013

Esther Williams, 1921 - 2013. Abschied von der Badenden Venus

Ein Entwurf von mir vom April 2013. Ornament muß doch manchmal sein.
Am 6. Juni 2013 ist die amerikanische Schauspielerin und Schwimmerin Esther Williams, die vor allem als "Badende Venus" berühmt war, einundneunzigjährig in Beverly Hills verstorben.

Liebe Esther Williams, Dein schneidiges Schwimmen in Technicolor wird mir immer eine Inspiration bleiben!

Dienstag, 11. Juni 2013

Azzedine Alaïa im NRW-Forum - Die Eröffnung

Mit Azzedine Alaïa und einem ehrfurchtsvollen Blick. Dank an Ellen für das wunderbare Foto!
Ganz berauscht von der Pressekonferenz am Freitagvormittag besuchte ich abends auch die Vernissage der Ausstellung "Alaïa. Azzedine Alaïa im 21. Jahrhundert" im NRW-Forum. Und da traf ich den Meister der Form und Perfektion dann auch an, nachdem er sich bei der Pressekonferenz, ganz dem Primat des Understatements folgend, unauffällig an seinen Werken vorbei ins Haus geschlichen hatte. Der ganze Abend war von einer unglaublich feierlichen Atmosphäre getragen, einer Mischung aus Euphorie und Andacht, so sehr versetzte Alaïa das Vernissagepublikum mit seinen definitiv als Skulpturen angelegten Kleiderentwürfen in Begeisterung. Selten sieht man eine so zur Perfektion gebrachte Verbindung von Form, Farbe, Material und Detailversessenheit, die sich zudem in der gesamten Ausstellungsarchitektur widerspiegelte. Zu der festlichen Stimmung der Eröffnung passte es schließlich auch, daß sich vor der Tür des Museums ein wunderbarer Sommerabend ausgebreitet hatte und wir noch lange auf der Terrasse des NRW-Forums Alaïas Genie feierten.

Freitag, 7. Juni 2013

NRW-Forum Düsseldorf: Alaïa. Azzedine Alaïa im 21. Jahrhundert

Absolut euphorisiert komme ich von der Pressekonferens der Azzedine Alaïa-Ausstellung im NRW-Forum Düsseldorf, die ab morgen dort zu sehen ist. Bevor ich mich ausgiebig über die unglaubliche skulpturale Qualität von Alaïas Arbeiten auslasse, schicke ich einige visuelle Eindrücke vorweg. Eines sei noch erwähnt: bevor sich Alaïa der Modebranche zuwandte, studierte er zunächst an der Kunstakademie von Tunis Bildhauerei. Und genau diese dafür notwendige Besessenheit von Formen und Materialien spricht aus jedem einzelnen Exponat der Ausstellung (Link)

 

Donnerstag, 6. Juni 2013

Hermès: Le Festival des Métiers à Düsseldorf


Den Farben von Hermès entsprechend: Scissorella in einem Kleid von Scissorella

Das Festival des Métiers ist ganz der Bedeutung des Kunsthandwerks ge- widmet, das dem mitt- lerweile mehr als 175 Jahre andauernden Erfolg des Modehauses Hermès zugrunde liegt. Seit heute ist die Aus- stellung, bei der ver- schiedenen Handwerker de Firma Hermès ihre Fähigkeiten zeigen und erläutern, in den Böhler- werken zu sehen. Zehn Kunsthandwerker zeigen dort ihre zur Perfektion gebrachten Tätigkeiten. So erläutert beispielsweise der "maroquinier", wie die Hermès-Tasche zusammengenäht wird, man sieht, wie Uhren und Krawatten gefertigt werden und wie die phantastisch präzise bedruckten Seidentücher des Hauses im Siebdruckverfahren entstehen. Interessant ist in diesem Zusammenhang auch, daß der Gründer des Modehauses, Tierry Hermès, im Jahr 1801 ganz in der Nähe des für das Festival gewählten Terrains in den meerbuscher Böhlerwerken geboren wurde, und zwar im gerade für die Seidenproduktion bekannten Krefeld.


Bereits am Dienstagabend hatte ich an der feierlichen Eröffnung der als Gesamtkunstwerk konzipierten Ausstellung teilgenommen. Die Perfektion, mit der die verschiedenen Produkte von Hermès hergestellt werden, setzte sich in der Inszenierung der Veranstaltung fort. So war es für das Eröffnungspublikum selbsverständlich, sich dem Anlaß entsprechend zu kleiden, sich Tücher und Taschen des Labels umzulegen und die glamouröse Atmosphäre des Abends zu genießen.


Noch bis zum 11. Juni kann das Festival des Métiers in den Böhlerwerken besucht werden, es empfielt sich die stilvolle Anreise im englischen Taxi, das vor der Hermès-Boutique auf der Königsallee abfährt.

Freitag, 31. Mai 2013

Mies van der Rohe: Das 1:1 Golfclub Projekt in Krefeld


Das Bild Krefelds als florierende Seidenweberstadt ist in den letzten Jahren ein wenig verblasst. Bereits im 18. Jahrhundert hatte man sich dort auf das Herstellen von Samt, Seide und Brokat spezialisiert, eine zweite Blüte erreichte die krefelder Textilindustrie in der Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg, als die Mode wieder nach kostbaren Stoffen verlangte und sich mehrere große Textilwerke zu den Vereinigten Seidenwebereien AG (VerSeidAG) zusammengeschlossen hatten. Der Aufschwung der örtlichen Textilbranche hatte es zur Folge, daß Mies van der Rohe nach Krefeld kam und mit ihm die moderne Architektur.

Die wohl bekanntesten Gebäude, die Mies für Krefeld entwarf, sind die benachbarten Villen, die Hermann Lange und Josef Esters in Auftrag gaben, die beide führend Positionen bei der VerSeidAG innehatten. Die Häuser Esters und Lange entstanden in den Jahren 1928 bis 30, gefolgt von Produktions- und Verwaltungsgebäuden für die VerSeidAG im Jahr 1931 (Link). Der Entwurf eines weiteren Verwaltungsgebäudes Mies van der Rohes für die VerSeidAG wurde damals nicht umgesetzt und erst nach dem Zweiten Weltkrieg in einer überarbeiteten Version von Egon Eiermann gebaut, das heutige krefelder Stadthaus. 
Ebenfalls nicht realisiert wurde Mies‘ Entwurf aus dem Jahr 1930 für den damals gerade erst gegründeten örtlichen Golfclub, dem schlichtweg die entsprechenden Finanzen fehlte. Der Kunsthistorikerin Christine Lange, einer Nachfahrin des Seidenproduzenten Lange, ist es zu verdanken, daß nun, mehr als achtzig Jahre nach der Planung des Clubhauses, ein 1:1 Modell des Gebäudes entstanden ist. (Link) Etwa 300 Meter entfernt von dem ursprünglich vorgesehenen Bauplatz, der sich heute in einem Naturschutzgebiet befindet, wurde in den letzten Monaten unter der Leitung des Büro Robbrecht en Daem Architecten aus Gent das neunzig Meter lange Holzmodell gefertigt. 


Die großangelegte Eleganz der Proportionen, die Weite der Anlage, die Komposition der Flächen, Ausblicke und Sichtachsen, all das, was so typisch für Mies‘ Architektur ist, kommt an dem Modell so klar zur Geltung, daß man beinahe vergisst, daß es sich hier um ein Holzmodell handelt. Mies Überlegungen werden so anschaulich dargestellt, daß der Betrachter dessen Vorliebe für kostbare Materialien in seiner Vorstellung leicht ergänzen kann. Einzig die Metallstützen mit dem für Mies typischen kreuzförmigen Querschnitt wurden mit verchromtem Blech überzogen. 


Mies‘ Verständnis von Raum ist auch oder vor allem in der Bewegung erfahrbar. Es bereitet schieres Vergnügen, die 90 Meter Länge des Clubhauses abzuschreiten und so die Dimensionen des Ensembles nachzuvollziehen. Wohl nie zuvor hat die niederrheinische Landschaft einen ähnlich eleganten Rahmen gehabt als Mies' großzügige Anlage. Mit weiten Ausblicken und subtil gelegten Sichtachsen inszenierte Mies die matte Farbigkeit und die weichen Linien der Landschaft, in die sich das Clubhaus in seiner weitläufigen Form perfekt einpasst.
Die Vorhänge, die Anstatt der riesigen Fensterfronten angebracht wurden, sind eine Reminiszenz an den Ursprung aller Tätigkeiten Mies van der Rohes in Krefeld: sie stammen aus den Fertigungshallen der Firma VerSeidAG, die heute noch gegenüber der ursprünglichen Anlage von 1931 Am Girmesgarth produziert.


Am Tag der Eröffnung des 1:1 Modells, am 26. Mai, gab das typisch niederrheinische Wetter alles, um zu beweisen, daß filigrane moderne Architektur die Sommerhitze braucht. Es regnete beinahe unablässig, der Wind trieb die Nässe durch die Fensteröffnungen, in denen sich ja keine Scheiben befanden und das Eröffnungspublikum war mit Winterjacken und Gummistiefeln angereist. All das gab der Veranstaltung aber auch etwas Urig-Authentisches und echte Eleganz kommt so wie so auch trotz Matsch und Regen zur Geltung.
Bei all der Begeisterung über die Schönheit des Gebäudes und über die Kühnheit des gesamten Projekts bleibt aber auch die Melancholie darüber, daß Mies van der Rohes Golfclub nie gebaut wurde und daß auch das 1:1 Modell bereits im Oktober wieder zerlegt werden soll. 

Sonntag, 26. Mai 2013

Das Mies 1:1 Golfclub Projekt in Krefeld - Ein erster Eindruck

Das Golfclubhaus, das Mies van der Rohe 1930 für den bei Krefeld gelegenen Egelsberg entworfen hat, wurde nie realisiert. Um so erstaunlicher war es, heute an der Eröffnung des auf die Initiative von Christine Lange hin entstandene 1:1 Modell des Gebäudes teilzunehmen. Wohl nie zuvor hat die niederrheinische Landschaft einen ähnlich eleganten Rahmen gehabt als Mies' großzügige Anlage. Mit weiten Ausblicken und subtil gelegten Sichtachsen inszenierte Mies die matte Farbigkeit und die weichen Linien der Landschaft, in die sich das Clubhaus in seiner weitläufigen Form perfekt einpasst.

Ein ausführlicher Bericht über das 1:1 Modell folgt in Kürze.
Vielen Dank an Axel für das Foto!

Zu weiteren Informationen geht es hier entlang: www.projektmik.com

Montag, 29. April 2013

Düsseldorf: Kunstakademie Filmabend in der BlackBox - ellipsoid episodes läuft im Kino


ellipsoid episodes (Link), das Weltraumabenteuer, das ich 2012 in einem Futuro gedreht habe, hatte seine Premiere im September letzten Jahres anlässlich der Eröffnung des Charles-Wilp-Museums in Witten (Link) und läuft nun am 3. Mai in der BlackBox.

In den späten Sechzigerjahren empfing der Fotograf und spätere Astronaut Charles Wilp Gäste wie Andy Warhol auf dem Dach seines Hauses im Norden Düsseldorfs in einem Fiberglas-Ufos des finnischen Designers Matti Suuronen. Da nach Meinung der Stadtverwaltung Ufos nicht ins Stadtbild Düsseldorfs passten, musste Wilp sein Futuro abbauen und niemand weiß, wo es mittlerweile gelandet ist. Für das dem Fotografen gewidmete Museum in dessen Heimatstadt Witten wurde Jahrzehnte später jedoch ein baugleiches Exemplar der Fiberglaskapsel organisiert, in dem ich im letzten Sommer meinen Kurzfilm ellipsoid episodes gedreht habe. In ellipsoid episodes geht es um Schwerelosigkeit, Teleportation, technische Pannan, coole Outfits, wilde Tanzszenen, um das Abgeholtwerden aus der Realität und um den Flug in andere Dimensionen. Dazu möchte ich Euch ganz herzlich einladen!

Am Freitag, dem 3. Mai, kehrt das Ufo nach Düsseldorf zurück, und zwar wird ellipsoid episodes zusammen mit weiteren Kurzfilmen von derzeitigen und ehemaligen Studenten der Kunstakademie Düsseldorf in der BlackBox gezeigt, dem Programmkino des Filmmuseums Düsseldorf. 

 


Montag, 22. April 2013

Düsseldorf: Nacht der Museen 2013



23 000 Besucher, über vierzig Museen und Off-Räume und eine Frühlingsnacht - diese Voraussetzung ergibt eine schier unüberschaubare Anzahl von Möglichkeiten, Erlebnissen, Eindrücken und Begegnungen, so dass man die Nacht der Museen 2013 kaum in einem Satz zusammenfassen kann. Die wie jedes Jahr langen Schlangen vor den Ausstellungsräumen und Museen jedenfalls beweisen, dass das Konzept der Veranstaltungsreihe ein großer Erfolg ist. Der Schlüssel zum ungebrochenen Erfolg der Museumsnächte liegt offensichtlich in dem schier riesigen Angebot, das es wirklich jedem ermöglicht, sich sein ganz eigenes individuelles Programm zusammen zu stellen.

Wie sich im Verlauf der Nacht zeigte, war mein eigenes Programm beinahe eine Reise in meine Vergangenheit. Entlang meiner Autobiographie fuhr ich mit meinem Fahrrad durch die Stadt und staunte zunehmend, wie sich allzu Bekanntes mit Neuem verknüpfte und ich zudem diverse Punkte, die schon lange auf meiner Liste stehen, mit Leben füllten.

Düsseldorf: KD12, Maluo, Xuz, marroí und Yummie Tummie in den Schwanenhöfen / Ink Set im V&A


Rückt die Hipness immer weiter an das eigene Wohnviertel heran, bringt das den Luxus mit sich, am Freitagabend schnell mal mit dem Fahrrad zur Modenschau um die Ecke zu fahren. Düsseldorfs Süden war ursprünglich das Industriegebiet der Stadt, wovon heute zum Glück noch diverse Bauten auf der Ronsdorfer und der Erkrather Straße zeugen. Dort, auf der Erkrather, befinden sich seit dem ausgehenden 19. Jahrhun- dert die Werkanlagen der Seifenfirma Dr. Thompson’s, deren Logo ein Schwan war. Lange lag das Gelände brach, vor einigen Jahren begann die Sanierung des Areals und erst seit kurzer Zeit befinden sich verschiedene Unternehmen in den Backsteingebäuden.
Am letzten Freitag also luden die Labels KD12, Maluo, Xuz, marroí und Yummie Tummie zu einer Show in das sogenannte Werkstattloft der Schwanenhöfe, wobei Düssel- dorfs wohl bekanntester Stylist Rolf Buck (Link) für den entsprechenden Look sorgte. Ganz besonders habe ich mich gefreut, endlich mal wieder Jen Hel zu treffen, die den Blog DressCode:HighFashion (Link) betreibt und auch Jasonito (Link) war für seinen Blog unterwegs.

Scissorella in Scissorella
Später am Abend radelte ich noch bei Julia Stoscheks Venus & Apoll vorbei wo der angekündigte Mix aus Ausstellung und Konzert mit dem Titel Ink Set allerdings schon in die After-Show-Phase über- gegangen war. Bei etwa 40° Innentemperatur im ehemaligen Schönheits- salon am Worringer Platz tanzte die Kunst- sammlerin dort inmitten der Crowd zu Dubstep und nachdem ich bisher stets voller Skepsis darauf bestanden habe, dass Dubstep nur eine Variation des altbekannten Drum’n’Bass ist, war ich von der absolut atmosphärischen Party definitiv überrascht. Knarzende Sounds im ehemaligen Industrigebiet, bei mir vor der Haustür. Wow!

PURGE / #gHashtag Collective

Samstag, 20. April 2013

Berlin: Return to Forever - Brutalism, Attitudes & Fiction; Ausstellung in der Tschechischen Botschaft



Auf die besondere Schön- heit des Brutalismus möchte die Ausstellung „Return to Forever - Brutalism, Attitudes & Fiction“ aufmerksam ma- chen, die am Donnertag in der Tschechischen Bot- schaft in Berlin eröffnet wurde. Das Gebäude, das in den Jahren 1974-78 nach Plänen des Archi- tekten-Ehepaars Věra und Vladimír Machonin erbaut wurde, steht exem- plarische für den Zu- kunftsglauben dieser Zeit und den Hang zum Phantastischen . Der Ausdruck Brutalismus selbst spielt nicht, wie oft vermutet, auf eine vermeintlich brutale Formgebung an, sondern ist vom französischen „béton brut“ abgeleitet und bezieht sich damit auf die raue Oberfläche des Sichtbetons.
Bereits vor zehn Jahren fertigte Candida Höfer eine fotografische Dokumentation des Botschafts-Gebäudes an, auf die sich das aktuell gezeigte All-Over Environment bezieht. Max (Link) hat die Ausstellung besucht und für Scissorella ein paar Aufnahmen mit seinem mobilen Endgerät gemacht. Vielen Dank!

Sonntag, 14. April 2013

Nacht Der Museen 2013 in Düsseldorf: Gewinnt 1X2 Karten. - UPDATE!


Lichtinstallation vor dem NRW-Forum bei der Nacht der Museen 2012

In jedem Frühling wird in Düsseldorf eine Nacht den zahllosen Museen der Stadt gewidmet. Aus dem Winterschlaf erwacht, fährt das kunstinteressierte Publikum dann im Shuttlebus von Station zu Station und feiert auf diese Weise den eigentlichen Frühlingsanfang. Oft ist die alljährlich stattfindende Nacht der Museen eine der ersten lauen Nächte überhaupt. Nach dem außergewöhnlich langen Winter wird das Interesse an der nächsten Nacht der Museen am 20. April wohl besonders groß sein.

Montag, 8. April 2013

Ein sensibler Blick auf Düsseldorf - Fotografien von Sandra Labs




Die düsseldorfer Künstlerin Sandra Labs zeigt uns in ihren Fotografien einfühlsame Portraits echter Menschen in den Straßen der Metropole. Abseits steriler Neubauten und der Erlebnisarchitektur der Königsallee begegnen wir Personen, deren Verzweiflung und Schönheit ganz nahe beieinander liegen. Es ist beinahe so, als ob nichts zwischen uns und den Portraitierten stehen würde, so subtil gewählt ist der Augenblick, in dem Sandra Labs dem Profanen und gleichzeitig Lebensbejahenden ein Denkmal setzt.

Sandra Labs nimmt uns mit in die Welt die sie kennt. Aus der jeweiligen Situation heraus schildert sie alltägliche Schicksale und nutzt die Bewegungsunschärfe um die Lebendigkeit und die Vergänglichkeit des Moments noch zu verstärken. Die Unmittelbarkeit ihres Blicks ist das, was an Labs’ Fotografien fasziniert, die Direktheit, mit der sie an die gezeigten Personen herantritt und die eigentliche Schönheit des Individuums in den Fokus nimmt. Es ist, als würde der Düsseldorfer, der viel beschworene Mann auf der Straße, im nächsten Moment hinter sich greifen und sich die Buxe über die Fott ziehen.

Sandra Labs kennt die Menschen und schaut ihnen dorthin, wo ihr wahres Wesen liegt. Wir sind gespannt, was wir in Zukunft von der Fotografin und Bildhauerin hören werden.

Sonntag, 7. April 2013

weltAusstellung: Lichtzelle mit Kontollkino im reinraum e.V. Düsseldorf

Fotos von Christian Ahlborn


In einer öffentlichen Herrentoilette erwartet man so einiges, eine Wanderung durch die Dunkelheit, einzig geleitet durch filigrane Lichtbänder, die sich in Schwüngen und Wirbeln durch den unterirdischen Raum winden, vermutet man wohl nicht. Die Gruppe weltAusstellung (Link) lud nun zu diesem ganz besonderen Erlebnis in den düsseldorfer reinraum, eine ehemalige öffentliche Toilettenanlage unter dem Jahnplatz und sorgte damit beim Publikum gleichermaßen für Verwunderung und Überraschung. Bevor man den hinter einem Vorhang verborgenen Hauptraum betrat, bekam man zunächst entweder eine handelsübliche Schweißerbrille ausgehändigt oder ein modifiziertes Spezialmodell, Hauptsache, die Gläser waren möglichst dunkel. Dan begab man sich in einen scheinbar absolut dunklen Raum und verirrte sich alsbald in einem Labyrinth aus strahlenden Lichtbändern. Untermalt von knisternden Sounds hatte die gesamte Situation etwas Geheimnisvolles, Märchenhaftes, war man doch, auch durch das Unterirdische, ganz von der Außenwelt abgeschlossen. 


Um so größer war die Überraschung, die man, getrieben von einer gewissen Neugier, beim Absetzen der dunklen Brille erlebte: alles war hell und klar und sachlich, von der Decke aus wurde man durch eine Kamera überwacht, die die Bilder zur Beobachtungsstation in den Nebenraum leitete und der geflieste Raum verstärkte das sich nun breit machende Gefühl zudem: man war Teil eines Experiments geworden. 



Um das, was man man glaubte zu sehen, sichtbar zu machen, habe ich eines meiner Fotos nachbearbeitet. Alle anderen Fotos stammen von Christian Ahlborn, der seit Jahren die Aktionen und Installationen der Gruppe weltAusstellung dokumentiert. Um hier nicht gleich alles zu verraten, geht es erst nach dem Umblättern mit der nackten Realität weiter.

Mittwoch, 27. März 2013

Wie baut man sich eigentlich eine Leiche? Ein Abend mit Jörg Buttgereit im Venus & Apoll



Ein Grabstein fehlt: Buttgereit am Grab von Serientäter Ed Gein
Am Ende meiner Schulzeit kursierte unter einigen meiner Klassenkameraden die Legende von einem Film, der angeblich von echter Nekrophilie handelte. Man raunte sich den Namen Jörg Buttgereit zu und den Titel des Films, „Nekromantik“. Das war der Sommer, in dem wir, die Coolen aus dem Kunst Leistungskurs, die Aulawand unserer Schule bemalten und eines Nachts an der Friedhofspforte von der Polizei gefragt wurden, was wir hier eigentlich machen. Unsere Antwort „nichts“ war nicht mal gelogen und ich glaube, dass damals keiner von uns „Nekromantik“ wirklich gesehen hat. Es war einfach die Zeit, in der man unbedingt bööööööse wirken wollte und im Fernsehen noch Rammstein-Videos liefen. Später habe ich eines Nachts dann tatsächlich „Nekromantik“ gesehen und die Vorstellung einer Dreiecksbeziehung mit einer Leiche, bzw. die wahnsinnig gruselig aussehende Leiche selbst, erfüllte mich wirklich mit Angst und Schrecken. Ich gebe es zu.

Dienstag, 26. März 2013

Korinsky - Atelier für vertikale Flächen



 
Im August 2011 konnte man in Berlin an langen Sommerabenden ein merkwürdiges Phänomen beobachten. Aus einem verlassenen Hörsaal in der Nähe des Berliner Ensembles drang ein unerklärbares Knistern und Knirschen. Irgend etwas Geheimnisvolle musste hinter den sonderbar schief sitzenden Fenstern des Hörsaals vorgehen, denn zwischen den Blättern des dichten Weinlaubvorhangs sah man es grell grün aus dem ansonsten ganz im Dunkeln liegenden Gebäude hervorleuchten. 

Im Sommer darauf wunderten sich die Besucher des Architekturmuseums Berlin, woher in dem dem Gebäude von Hans Scharoun angeschlossenen Innenhof plötzlich diese Gartengeräusche stammten. Unter das Brausen des nahe gelegenen Ernst-Reuter-Platzes, eines riesigen Verkehrskreisels aus den Fünfzigerjahren, mischte sich plötzlich ein Summen und Surren, das eine ganz eigene Gartenatmosphäre schuf und im Kontrast zu dem ansonsten sehr strengen, von Betonelementen geprägten Innenhof stand.

Hinter den Klanginstallationen, die sich stets mit der Architektur und Atmosphäre eines besonderen Ortes auseinandersetzen, stehen die Brüder Abel, Carlo und Max Korinsky, die seit einigen Jahren zusammenarbeiten und in ihre Werke ihren jeweils unterschiedlichen künstlerischen Hintergrund einfließen lassen.

Donnerstag, 21. März 2013

Der kleine Urbanist




Auf der Ecke meines Schreibtischs sitzt eine graue Taube und blinzelt mir freundlich zu. Dann verwandelt sich ihr kleiner, hautenger, silberner Fliegeroverall in weniger als einer Sekunde in etwas wie eine große, aufgefächerte Pfingstrose, aus der auf einem langen Hals ein Kopf herausragt. Die Taube ist in der Lage, jede einzelne Partie ihres Federkleides separat zu bewegen und so faltet sie sich auf, stellt die Federn wie Schuppen hoch und beginnt sich hingebungsvoll zu putzen. Es wirkt beinahe, als habe sie ihren Flügel aus dem Scharnier gehängt, wenn sie immer wieder mit dem Kopf tief eintaucht in die weißen Flügeldaunen und biltzschnell mit ihren spitzen scharfen Schnabel durchs Gefieder fährt. Es knistert wie ein Taftunterrock wenn sie sich die langen schwarzen Federn ihrer Schwingen durch den Schnabel zieht und ihr Festkleid wirkt dadurch noch kostbarer. Sie bläht sich auf zu einer barocken Gewitterwolke, zu einem ganzen Himmel in dem sich alle möglichen Grautöne aufeinander zu bewegen, glänzendes, schweres Graphit, pudriges weiches Dunkelgrau, Grau, das im Licht zu Lila und Grün changiert, ganz helles Grau, das schon fast zu Beige tendiert, zartes Blaugrau und, gut versteckt unter all der Opulenz, lichtes Weiß.

Samstag, 16. März 2013

Christo: Big Air Package im Gasometer Oberhausen




Christo, der seit Jahren den Titel des Verpackungskünstlers trägt, hat für seine neueste Installation das Prinzip des Verhüllens umgekehrt. Austragungsort des aktuellen Projekts ist der Gasometer in Oberhausen. Dessen riesige Leere inspirierte Christo dazu, eine Idee aufzugreifen, die er bereits im Jahr 1968 bei der documenta IV in kleinerem Rahmen umgesetzt hat: das Air Package. Anstatt den Gasometer zu verpacken wie vor Jahren den Reichstag, präsentiert Christo nun eine riesige aufblasbare Hülle, die den gesamten Innenraum des ehemaligen Gasbehälters einnimmt. Mit einer Höhe von neunzig und einem Durchmesser von fünfzig Metern trägt die riesige Skulptur aus sorgsam zusammengenähten Stoffbahnen und Luft ihren Namen zurecht: Big Air Package. 

Nachdem Christo und sein langjähriger Leibfotograf Wolfgang Volz das Werk gestern im Rahmen einer Pressekonferenz eröffnet haben, ist das Big Air Package ab heute für die Öffentlichkeit zugänglich. Der Pressekonferenz selbst lag bereits eine gewisse Inszenierung zugrunde, die einem Spannungsbogen folgte, der sich über mehrere Stunden hinweg zog, von mehreren Ortswechseln lebte und dessen Protagonisten Christo und Volz stets eine riesige Meute von Fotografen umringte. Zunächst wurden im dunklen Untergeschoß einige Fakten zur Konstruktion und Entstehungsgeschichte des Air Packages verkündet und auf die dortige Ausstellung hingewiesen, die Volz’ Fotografien von Christos mit dem Air Package verwandte Arbeiten zeigte. Man wolle hier keine Retrospektive zeigen, sondern lege Wert auf die Materialität der Objekte, deren Verbindung in ihrer Vergänglichkeit liege und dem immer wiederkehrenden Thema des Stoffs. Für das Big Air Package habe man 20350 Quadratmeter Stoff vernäht, nachdem man ausgiebig nach einem leicht transparenten Material gesucht habe. Interessant war dabei, dass sich bei der Konferenz eigentlich alle zu Wort meldeten, bis auf Christo, der einzig durch sein Alter Ego Wolfgang Volz kommunizierte. 

Mittwoch, 13. März 2013

Tausendfüßler. 1962 - 2013. Düsseldorf verabschiedet sich von der Moderne.

Architektur, Beton, Eleganz, Düsseldorf

Düsseldorf hat sich endgültig von der Moderne verabschiedet, und zwar sehr symbolträchtig durch den Abriss des Tausendfüßlers. Angeblich haben die Abrissarbeiten mit dem 25. Februar begonnen, ich selbst weiß das nicht, ich möchte diesem Fiasko nicht auch noch persönlich beiwohnen. 

Der Tausendfüßler vor Richard Meyers Peek&Cloppenburg
Der Tausendfüßler war bekannt als die „schönste Hochstraße der Bundesrepublik der Nachkriegszeit“. Damals, nach dem Krieg, kam das Konzept der Autogerechten Stadt auf, der moderne Mensch wollte schließlich mobil sein. In der Autogerechten Stadt sollte der Verkehr ungehindert fließen können, dazu wurden Staßenzüge verbreitert und vermutlich so manches abgerissen, was den Krieg so gerade überstanden hatte. Für Düsseldorf bedeutete das, dass man von Süden aus, von der A46 kommend, ganz geradeaus und ungehindert durch die ganze Stadt hindurchrauschen und auf sich der anderen Seite für einen Flughafen- oder Messebesuch entscheiden konnte. Kam man aber von Norden aus, so hatte man das luxuriöse Erlebnis, über den Tausendfüßler zu fahren und die Stadt und den großen Park, in dessen See sich das neue Thyssen-Hochhaus spiegelte, von oben zu sehen, bevor das Auto gemächlich wieder hinabrollte. Man stelle sich das mal vor: 1962, Flughafen Düsseldorf International, dann die Fahrt über den Tausendfüßler…die Leute müssen doch gedacht haben, sie sind in einer modernen Großstadt wie Seattle gelandet!
 

Ästheten schätzten die Feingliedrigkeit und elegante Linienführung, den weichen, dynamischen Schwung mit dem der Tausendfüßler  zwischen den Karees der Innensatdt hindurchglitt, eine zweite Ebene ins Bild legte und den Blick der Passanten immer wieder in Richtung Himmel führte. Der Tausendfüßler war die ideale Verkörperung des Form-follows-Function-Gedanken. Er war schön, er war funktional, er war kostengünstig und vor allem genoss er die Sympathie der Bevölkerung. Alleine die Verschalung sah bereits aus wie eine riesige, kühn geschwungene Holzskulptur, die man mitten in der Stadt aufgebaut hatte, wie der Rücken einer riesigen Taube (Link).


In der Woche vor dem geplanten Abriß fuhr ich so oft wie möglich über den Tausendfüßler und fotografierte das Bauwerk zu jeder Tages- und Nachtzeit. Am allerletzten Tag konnte die Bevölkerung zu Fuß über die Hochstraße laufen um sich zu verabschieden. Die so wie so schon grimmige Stimmung der Leute wurde durch einen heftigen Eisregen zusätzlich verstärkt. Die Leute der Iniziative Lot Stonn, die die Hochstraße anfangs noch retten wollten, malten Herzen auf die Y-Pfeiler und verteilten schwarze Luftballons. Das half nun auch nichts mehr. Tatsächlich war angekündigt worden, dass man sich ein Stück Beton abklopfen darf und so standen einfacher gestrickte Menschen am Martin Luther Platz und begannen mit der Leichenfledderei. Irgendwo in der Menge stand der Oberbürgermeister und wurde interviewt, eine Verzweifelte hielt ein mit Filzstift geschriebenes, völlig unleserliches Schild über seine Schulter in die Kameras, und man fragte sich, was das hier eigentlich alles sollte. Alle wirkten irgendwie ratlos und erschüttert.

Sonntag, 10. März 2013

Düsseldorf / New York: Patricia Field spricht beim Fashion Net Education Center

Fotos von Eric Alexander


„You have to build your own city around you“. Diesen zentralen Satz gab mir die Kostümdesignerin Patricia Field mit auf den Weg, als ich im Rahmen des Fashion Net Education Centers Anfang Februar ein Interview mit ihr geführt habe. Der Künstler als Erbauer seiner eigenen idealen Stadt; eine Idee, die mir durchaus zusagt. 

Seit Jahren bietet das Fashion Net Education Center, das jeweils anlässlich der düsseldorfer Modewoche stattfindet, eine Vielzahl an Vorträgen, die sowohl durch die ganz besondere Auswahl der Sprecher als auch durch den großen Praxisbezug des Gesagten beeindrucken. Um gestalterische Aspekte geht es bei den Vorträgen, in hohem Maß aber auch um die Umsetzung, also darum, wie die unterschiedlichsten Modedesigner ihr Label gegründet haben, dafür jeden Tag kämpfen und es am Leben erhalten. Und das ist das wirklich Faszinierende am Fashion Net Education Center: der realistische Blick ins Atelier, dorthin, wo die eigentliche Arbeit stattfindet. 


In diesem Jahr war nun tatsächlich Patricia Field geladen, die legendäre Kostümdesignerin, die mit ihren eklektizistischen Arrangements maßgeblich zum Erfolg der Serie „Sex and the City“ beigetragen hat und für „Der Teufel trägt Prada“ für einen Oscar nominiert wurde.

Während Designer/innen wie Alexandra Kiesel, Kilian Kerner, Ann-Katrin Cartsensen von Rita in Palma und das Team von Blame über ihre Arbeit sprachen, saß Patricia Field auf einem Sofa im Foyer des riesigen Zelts, das man im Hof des ehemaligen Gefängnisses Ulmer Höh’ aufgebaut hatte, und gab Interviews und schließlich hatte auch ich das Vergnügen, mit ihr zu sprechen.

Auch wenn sie heute vor allem als Kostümdesignerin und Stylistin bekannt ist, liegt der Ursprung von Patricia Fields Karriere in einem bereits im Jahr 1966 eröffneten Kleidergeschäft. Auf meine Frage hin, welche Art Kleidung sie dort verkaufte, erklärte sie mir, dass sich ihr erster Laden auf dem Campus der University of New York befunden und sie dort zunächst Kleidung im Mod-Style verkauft habe, den wir ja eigentlich aus England kennen, also einen eher coolen, urbanen, strengen Look, der bald schon von der Hippie-Mode abgelöst wurde. 1966 war die Zeit des Umbruchs und Patricia Field befand sich natürlich am Puls der Zeit. Ich erzählte ihr, dass ich mir intensiv die Seite ihres Shops angeschaut hatte, den sie mittlerweile in der Bowery    in New York betriebt und dass sie sich nun offensichtlich auf die Neunzigerjahre spezialisiert habe. Daraufhin lachte sie mit ihrer rauchigen Stimme laut auf und meinte: „That’s what the kids want!“. In die späten Neunzigerjahre zumindest reicht ihre Beschäftigung mit der Serie „Sex and the City“ zurück und ich sprach sie darauf an, dass es vorher doch nichts Vergleichbares gegeben hatte, was so sehr zu einer Demokratisierung der Mode beigetragen hat. Nur „Dynasty“, meite sie trocken, also den „Denver Clan“ und fügte dann sehr energisch hinzu, dass sie selbst es war, die den Begriff der Demokratisierung der Mode geprägt hat. Und zwar habe für den eher preisgünstigen Online-Shop Payless einige Schuh-Modelle entworfen und damit etwas dazu beigetragen, dass sich jeder aufregende Schuhmode leisten kann. 


Danach redeten wir noch lange über die Verbindung zwischen Kunst und Mode. Frau Field pflichtete mir darin bei, dass die eigentliche Modeindustrie nach ganz anderen Systemen arbeite als die Kunst, obwohl Mode im Idealfall natürlich Kunst sei. Ihre Lösung des Konflikts sei, an ganz vielen verschiedenen Projekten zu arbeiten. Sie selbst habe fünf Jobs, den Laden, das Styling und all das, und dann würden sich auch Möglichkeiten ergeben, Mode als Kunstform zu schaffen. „You have to build your own city around you“. Patricia Field, das muß man sagen, ist es gelungen, sich eine eigene Stadt zu errichten, und das erklärt auch diese heitere Gelassenheit, in der sie mit rauchiger Stimme aus ihrem Leben berichtete.