MODE KUNST ARCHITEKTUR

Dieser Blog ist dem Material gewidmet, der Konstruktion, der Technik, der Opulenz und der Schönheit, dem Spektakulären, Aufregenden, Anekdotischen, den kleinen Details und dem großen Gesamteindruck, der Bewegung, der Farbe, dem Vergangenen und der Zukunft.

Montag, 27. April 2015

700 Suits for the Beatles - Gordon Millings berichtet über seine Zeit als Tailor-Designer der Britischen Band



Familie Millings mit den Beatles, links Gordon Millings, in der Mitte sein Vater Dougie. Foto: (c) privat

































Millings & Son als jugendlichere Alternative zur Londoner Savile Row
Den typischen Briten in seiner coolen, souveränen, weltgewandten Art stellt man sich gerne im Anzug vor, zumindest hier auf dem Kontinent. Dieser Meinung war auch Brian Epstein, als er 1962 das Management der Beatles übernahm und ihnen ein gesamtes neues Image schuf. Epstein selbst, der zusammen mit seinem Vater mehrere Möbel- und Elektrogeschäfte betrieb und mit der Schauspielerei liebäugelte, ließ als junger Gentleman mit Stil seine Ensembles natürlich in der Londoner Savile Row anfertigen. In der Straße im Stadtteil Mayfair, in der man sich sich traditionell auf die Anfertigung individueller Herrenkleidung spezialisier hatte, benötigte man damals noch eine Empfehlung, um überhaupt einen der kostspieligen Anzüge in Auftrag geben zu dürfen. Zu den Kunden der so genannten Tailor-Designer in der Savile Row gehörte zu dieser Zeit beispielsweise der Autor Ian Fleming und somit auch dessen Protagonist James Bond. 

Gordon Millings mit Anzug und Scissorella


Viel weniger kompliziert ging es dagegen bei der Firma Millings & Son in Soho zu. Dougie Millings, der Vater, hatte bereits vor dem Zweiten Weltkrieg in verschiedenen Bands Ukulele gespielt und war mit der Musikwelt vertraut. Dass es bei Millings & Son neben flotten Anzügen sogar einen Probenraum im Keller gab, sprach sich unter jungen Musikbands damals schnell herum, sodass Brian Epstein nicht der erste Musikmanager war, der bei den Millings schneidern ließ. Und so verabschiedete sich die Band aus Liverpool ab 1962 Stück für Stück von ihren Lederjacken, Jeans und Tollen und verwandelte sich von einer Gruppe Musiker aus den Arbeitervierteln Liverpools in elegante Großstädter mit guten Manieren.

Mittwoch, 22. April 2015

Cinderella gesucht - Der legendäre Märchenschuh zu Gast in Düsseldorf


Scissorella wie immer in einem Kleid von 
Scissorella. Schuhe: Dior / Swarovski

Dass das Märchen vom Aschenputtel von allen Geschichten der Gebrüder Grimm bis heute eines der beliebtesten ist, liegt definitiv an seinem zeitlosen Thema: es geht um Kleider und Schuhe. Und natürlich darum, einen Prinzen kennen zu lernen, aber das steht hier definitiv weiter hinten auf der Rangliste. Von der Idee, dass Cinderella von der guten Fee verschiedene Ballkleider geschenkt bekommt, ist auch der Name meines Blogs abgeleitet, in Verbindung mit den „scissors“, den Scheren, die zum Nähen und Entwerfen unabdingbar sind.

In dieser Woche ist das Thema Cinderella nicht nur in Florenz Stadtgespräch, insbesondere bei der Condé Nast International Luxury Conference (Link), also bei Suzy Menkes, Lagerfeld und Co., sondern auch hier bei uns in Düsseldorf. Prinzessinennen in spe können sich ab heute bei Breuninger in Düsseldorf den Originalschuh aus der Neuverfilmung des Märchens durch Kenneth Branagh anschauen. 


Sonntag, 12. April 2015

Helmut Rhode: Die ehemalige Horten Hauptverwaltung am Seestern, Düsseldorf 1960/61




Während in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg im Rahmen des Wiederaufbaus Düsseldorfs im Süden der Stadt mit Garath (Link) ein gesamtes neues Wohnviertel angelegt wurde, entstand parallel dazu am nördlichen Stadtrand mit dem sogenannten Seestern ein eigenes Büroviertel. Mit diesen jeweils für einen ganz bestimmten Zweck konzipierten Neubaugebieten, die wie Satelliten um den bereits bestehenden Teil der Stadt herum in die freie Fläche gebaut wurden, folgte man damals einer Idee, die Le Corbusier und seine Mitstreiter in der Charta von Athen beschriebenen hatten. Bereits im Jahr 1933 hatte man beim Congrès International d’Architecture Moderne das Einteilen von Städten in bestimmte Zonen als sinnvoll erachtet, nachdem LeCorbusier die Überlegung schon in den Zwanzigerjahren dargelegt hatte, beispielsweise anhand der „Ville Radieuse“ (1924). Heute betrachtet man diese Art der Aufteilung insgesamt sehr skeptisch und strebt wieder eine Durchmischung von Wohnen und Arbeiten an, sowohl in den einzelnen Vierteln einer Stadt als auch in Gebäuden selbst.

Eng mit dem Konzept einzelner Stadtzonen verbunden ist auch die Idee der Autogerechten Stadt, die in Düsseldorf u.a. durch die wie eine Schneise in die nach dem Krieg noch erhaltenen Gebäude geschnittene Ein- und Ausfallsstraße umgesetzt wurde. In der Stadtmitte fuhr man schließlich über eine sehr elegant geschwungene Hochstraße, den Tausendfüßler (Link), der zusammen mit dem stahlglänzenden Dreischeibenhaus (1957 - 60) ein Ensemble bildete, das an moderne Metropolen wie New York, Seattle oder Chicago erinnerte. Das moderne Amerika hatte Helmut Rohde auch vor Augen, als er das allererste Gebäude für das Büroviertel am Seestern plante, die Verwaltungszentrale der Firma Horten.

Samstag, 11. April 2015

Am I still a House? Erwin Wurm im Skulpturenpark Waldfrieden, Wuppertal / Franz Krauses Villa für den Lackfabrikanten Dr. Kurt Herberts

Links eine Skuptur von Tony Cragg, rechts Erwin Wurms "Fat House", 2004. Im Innern kann man dem aufgequollenen Haus zudem bei einem Video-Monolog lauschen.





Eine ganz besondere Allianz bilden zurzeit die geschmolzenen, aufgeblähten oder durch Tritte deformierten Gebäude des Bildhauers Erwin Wurm mit dem Haus, das sich der Lackfabrikant Dr. Kurt Herberts 1946 - 49 in einem Park über Wuppertal  errichten ließ. Herberts hatte während des Zweiten Weltkriegs diversen Künstlern in seiner Firma Unterschlupf gewährt, die offiziell an „Farbexperimenten“ arbeiteten, um sich nicht der entarteten Kunst verdächtig zu machen. Neben Willi Baumeister und Oskar Schlemmer arbeitete auf diese Weise auch der Maler und Architekt Franz Krause (Link) in der Autolack-Branche, nach dessen Plänen nach dem Krieg Herberts’ Villa Waldfrieden an einem Hang hoch über Barmen entstand. Vor seiner Tätigkeit bei Herberts hatte Krause Erfahrungen als Bauleiter der Stuttgarter Weißenhofsiedlung gesammelt und war offenbar von den Ideen Hans Scharouns nicht unbeeindruckt geblieben. Dass Kurt Herberts sowohl einen Faibel für die Natur UND die Technik hatte, zeigt sich an den versenkbaren Wohnzimmerfenstern, die im Gegensatz zu den Hebefenstern von Mies van der Rohes Haus Lange (Link) in Krefeld tatsächlich einen schwellenlosen Übergang zwischen innen und außen schaffen. Zudem ließ Herberts in seinem gesamten Park zahllose Blechkästen installieren, die Telefone enthielten, sodass er seine Geschäftsgespräche in der freien Natur mit einem Blick über seinen Park, seine Lackfabrik und über die ganze Stadt Wuppertal führen konnte.

Seit gestern nun sind die Variationen der Gebäude Erwin Wurms in ihren ganz unterschiedlichen Aggregatzuständen zusammen mit den organischen Formen der Villa Waldfrieden zu sehen (Link).


Donnerstag, 2. April 2015

GLORIA. Verleihung des Deutschen Kosmetikpreises in Düsseldorf






GLORIA - beim Namen der Veranstaltung hat man sofort ein Bild vor seinem geistigen Auge und denkt an bodenlange Abendkleider, aufwändige Frisuren, klirrende Champagnergläser, an raschelnde Unterröcke, glitzernde Details, Blitzlichter, Kerzenschein, Scheinwerferlicht und an rote Teppiche, auf denen man zu einem riesigen Ballsaal flaniert. All das war schließlich auch Bestandteil der Verleihung des Deutsche Kosmetikpreises am 27. März im Hilton Hotel Düsseldorf. Zum zweiten Mal hatte die Zeitschrift Kosmetik International zu einem glanzvollen Galaabend geladen und man staunte, wer da alles über den roten Teppich schritt. Sechs Laudatoren und Laudatorinnen sollten den begehrten Preis an Damen und Herren aus der Kosmetikbranche verleihen, und so fanden sich nach und nach die Schauspielerinnen Gudrun Landgrebe und Christine Neubauer auf der Bühne ein, die Moderatorinnen Karen Webb und Miriam Pielhau sowie Fernanda Brandao und die Sängerin Senna Gammour. Christine Neubauers Kleid stammte übrigens aus der Kollektion "Shades of Scotland" (Link) von Thomas Rath, der zusammen mit seinem Ehemann Sandro ebenfalls an den Feierlichkeiten teilnahm und zu den Laudatoren gehörte.