MODE KUNST ARCHITEKTUR

Dieser Blog ist dem Material gewidmet, der Konstruktion, der Technik, der Opulenz und der Schönheit, dem Spektakulären, Aufregenden, Anekdotischen, den kleinen Details und dem großen Gesamteindruck, der Bewegung, der Farbe, dem Vergangenen und der Zukunft.

Dienstag, 31. Mai 2011

Die Militärschneiderin

Beim Durchblättern meines umfangreichen Archivs bin ich zu dem Entschluß gekommen, daß ich dieser Stelle einmal etwas intensiver auf meinen bisherigen Werdegang eingehen muß. Nachdem ich hier vor allem von meinen Missionen im Weltall, meinen Einsätzen auf den Dachterrassen der Welt und der ewigen Suche nach Formen, Oberflächen und Materialien berichte, blieben doch bisher die Ursprünge meiner Tätigkeit als Agentin völlig im Unklaren, genau so, wie es eigentlich auch sein sollte. Trotzdem möchte ich Euch das folgende Bildmaterial nicht weiter vorenthalten. Die Fotos stammen aus der Zeit, als ich noch nicht der Gravitation entkommen war und unter der Tarnung der charmanten Militärschneiderin von Einsatz zu Einsatz reiste.

Das Kostüm nähte ich im Jahr 2002 aus einer Militär-Zeltplane, wobei ich viele Elemente dieser Plane dirket übernehmen konnte. Beispielsweise war die Knopfleiste der Jacke ursprünglich der Zeltrand und ich konnte die Nieten als Knöpfe verwenden. Die Ärmel dagegen stammen aus dem Material des Beutels, in dem das Zelt transportiert wurde, also habe ich die Tunnelzüge übernommen und die Ärmel um Taschen ergänzt. Die Knöpfe des Rocks sind ebenfalls Nieten die sich ursprünglich an der Plane befanden, die dann aber mit Muttern an ihre engültige Position geschraubt habe. Auch die Schuhe müssen hier Erwähnung finden, und zwar handelt es sich dabei um ein gutes Deichmann-Modell, das ich mit pinkfarbenem Stoff bezogen habe. Auf Abb.1 seht Ihr zusätzlich den Koffer meiner Militär-Nähmaschine.

Auch damals schon legte ich Wert darauf, daß die Übergabe von geheimen Dokumenten an architektonisch reizvollen Orten stattfand, wie hier vor dem Mosaik von Jan Thorn-Prikker am Museum für Wirtschafts- und Gesellschaftskunde, dem heutigen NRW-Forum.

Fotos: M. Zimmermann
Dress: Scissorella

Montag, 30. Mai 2011

En face: Coole Fassaden aus den Sechzigerjahren

Vor Jahren organisierte ein Bekannter von mir eine Ausstellung bei sich zu Hause und war dabei besonders stolz auf ein großformatiges Foto des düsseldorfer Kaufhofs auf der Berliner Allee, bei dem alle störenden Elemente wie Schilder und Leuchtreklamen mühsam mit Photoshop entfernt worden waren. Hier sollte ganz alleine die Schönheit der Fassade wirken. Daran muß ich immer denken, wenn ich in Krefeld an der dortigen Kaufhof-Filiale vorbeikomme. Jeglich Art der Bildbearbeitung kann man sich dort tatsächlich sparen: das Gebäude steht seit einiger Zeit leer und das typische Muster der Fassade kommt ungestört zur Geltung.


Woolworth in Arnsberg, Sauerland



Duisburg Rheinhausen, Ecke Friedrich-Ebert-Straße und Beethoven-Straße


Grayhound-Station, Downtown Las Vegas; Nevada


Samstag, 28. Mai 2011

Lightbox demontiert; Architekturpreis Beton 2011 im K21, Düsseldorf

Gute Architektur bewahrt ihre Schönheit auch wenn alle schmückenden Elemente abgebaut wurden.
Auf dem Weg zur Verleihung des Architekturpreises Beton 2011 am 25. Mai kam ich an der halbdemontierten Lightbox auf dem Graf-Adolf-Platz vorbei und neben der Bestürzung darüber, WIE temporär der Schwarzkopf-Pavillon tatsächlich sein sollte, befiel mich dennoch auch auch eine gewisse Begeisterung über die Schönheit und Klarheit der Konstruktion. Die bisher innenliegende zweite Treppe war durch die Demontage der Lichtelemente zum Vorschein gekommen und die Verbindung von schwarzen Stahlträgern mit den weißen Trapezblechen der Decken weckte doch wieder gewisse Assoziationen bei mir: Prefab-Villen in Hanglage, vorzugsweise mit Pazifik-Blick.


Die Preisverleihung im K21, dem Ständehaus, war ebenfalls höchst interessant: Luzia Braun, mit deren Aspekte-Sendungen ich aufgewachsen bin, stellte den ausgezeichneten Architekten auf humorvolle Weise sehr direkte Fragen. Dadurch wurden über mehrere Stunden hinweg die wirklich wichtigen Fragen des Lebens diskutiert, z. B. ob Architektur didaktisch sein sollte, was im Zusammenhang mit der Renovierung des berliner Bode-Museums klar verneint wurde: hier gehe um Schönheit. Die Rekonstruktion historischer Bauten war ein Thema, und ob man, wie beim Naturkundemuseum in Berlin, Elemente eines Gebäudes abgießen und mit den noch vorhandenen Elementen verbinden darf, aber auch wie mie man überhaupt derartig große Betonteile transportiert und paßgenau aneinander setzt. Der Marco-Polo-Tower in Hamburg wurde zusammen mit der Frage diskutiert, in wie weit man mit einem sowohl sehr auffälligen als auch sehr kostspieligen Gebäude in die über Jahre gewachsene Struktur einer Stadt eingreift. Hier wurden Parallelen zu der Entwicklung in düsseldorfs Hafen und dem neuen Hyatt Hotel deutlich. Was mich ebenfalls fasziniert hat, war die Überlegung, eine Schule schon von vornherein so anzulegen, daß man sie in 15 Jahren auch noch für einen anderen Zweck nutzen kann, wenn die Anwohner eines Gebiets mit dem Gebäude mitgealtert sind.

Die Festrede von Dr.- Ing. Wolfgang Voigt vom Deutschen Architekturmuseum Frankfurt am Main verdeutlichte abschließend am Beispiel von Paul Bonatz, wie wenig die Baukunst im allgemeinen Bewusstsein verankert ist. Im Gegensatz zu dessen umfangreichen Werk sei Bonatz erst jetzt durch den Stuttgater Bahnhof in das Interesse der Öffentlichkeit gerückt.

Die Verbindung von ästhetischen mit technischen Fragestellungen sorgten für einen spektakulären Galaabend und es war sehr erfreulich, das Material Beton so intensiv gepriesen zu sehen.

Samstag, 7. Mai 2011

The Third and the Seventh: Ein Film von Alex Roman

The Third & The Seventh from Alex Roman on Vimeo.

Selten habe ich einen Film gesehen, der so präzise meine gesamte Geistetshaltung repräsentiert wie "The Third and the Seventh" von Alex Roman. Ich bin ausgesprochen froh, daß mein Bruder das phantastische Werk des Spaniers aus dem Jahr 2009 kürzlich im Internet fand.

In atemberaubend schönen Bildern, die bis auf wenige Ausnahmen computergeneriert sind, zeigt uns Roman seine Sicht auf seine Lieblingsbauwerke, wir begegnen u.a. dem Barcelona Pavillon und der Philip Exeter Libary von Louis Kahn. Es geht um den Blick des Fotografen auf die Architektur, worauf sich auch der Titel des Films bezieht, sind doch von den sieben Künsten die dritte und die siebte die Architektur und die Fotografie.

Es ist so großartig, zu sehen, daß Alex Roman nicht nur in technischer Hinsicht ein Genie ist, sondern auch einen unglaublichen Sinn sowohl für das Komponieren von Bildern als auch für die Gebäude selbst hat. Und dieses unglaubliche Licht!

Erhaben ist einfach der Moment, in dem ein Düsenjet über Gehrys Guggenheim Museum fliegt, man "Oh, Gattaca!" denkt und dann Michael Nymans Musik einsetzt - Schnitt - Beton und Neonlicht. Einfach der Wahnsinn. Es folgen weitere Greenaway-Anspielungen (denn wir wissen ja, daß bei "Gattaca" Michael Nyman nicht das einzige Mitglied der ursprünglichen Greenaway-Besetzung war), z.B. sehen wir immer wieder die Kamera auf ihrem Stativ zwischen uns und dem Bauwerk stehen, eine deutliche Anspielung auf Greenaways "Kontrakt des Zeichners", die Kamera vor dem weißen Sofa erinnert an eine Szene aus dem "Bauch des Architekten", in der Kracklite die Schwester seines Kontrahenten in deren Fotostudio besucht, bis hin zu Romans fulminanter Schlußeinstellung, in der zahllose Buchseiten durch Louis Kahns Bibliothek fliegen und man an "Prosperos Bücher" denkt.

Greenaway sagte schon vor geraumer Zeit, daß das Kino, wie wir es kennen, tot ist und er die Zukunft in rein artifiziellen Filmen sieht. In Alex Roman hätte er einen künstlerischen Partner, der seine Bildwelt versteht und in der Lage ist, Greenaways Ideen in einer absolut zukunftsweisenden Technik umzusetzen. Eigentlich sollte man mal ein Treffen zwischen den beiden arrangieren, der Weltgeist wäre sicher dankbar.

http://www.thirdseventh.com/